«Total-Return-Fonds renditeschwach? Das kann ich nicht bestätigen»

08.03.2018
Herr Dreier, Total-Return-Fonds sind zwar sehr gefragt, gelten aber als eher renditeschwach. Können Sie diesen Eindruck bestätigen?
Was die Nachfrage angeht ja, was die Rendite angeht: Nein! Der ODDO Credit Opportunities zum Beispiel hat 2017 netto 4% Rendite nach Kosten erzielt (Institutionelle Anteilscheinklasse). Und das bei sehr geringer Volatilität und unabhängig von der Zinsentwicklung.
Heisst das jetzt, Sie haben für Total-Return-Produkte den Stein der Weisen gefunden?
Leider nicht. Ein Erfolgsparameter im letzten Jahr ist aber sicher die Fokussierung auf High-Yield-Anleihen in Europa und den USA gewesen, die sich sehr gut entwickelt haben im vorigen Jahr. Auch mit den Branchen hatten wir ein gutes Händchen. Wir haben besonders in den USA auf Telekommunikationsunternehmen gesetzt, und das hat sich ausgezahlt. Auch Banken und Versicherungen liefen als unser zweiter Schwerpunkt gut.
Sie müssen sich ja an keiner Benchmark orientieren. Was hat das für Vorteile?
Ohne Benchmark investieren wir nur in die uns überzeugenden Emittenten - was uns nicht mehr gefällt, fliegt raus. Die Basis des Erfolgs liegt daher vor allem in der erfolgreichen Selektion, die von unseren erfahrenen Teams mit langer Kreditexpertise vorgenommen wird.
Darüber ermöglicht uns die flexible Allokation, schnell aus den Märkten zu gehen, in denen sich die Investitionsbedingungen verschlechtern. Ein wesentlicher Baustein unseres Fondskonzeptes ist das systematische Absichern der Zinssensitivität des Portfolios. Dadurch gelingt es uns, positive Returns im Kreditmarkt zu erzielen, auch wenn das allgemeine Zinsniveau steigt.
Schliesslich kann der Fonds durch Hedgekonzepte komplett aus dem Risiko genommen werden. Denn nur dadurch können positive Returns unabhängig vom Kapitalmarktumfeld erzielt werden. Dafür stehen ja Total-Return-Fonds im Allgemeinen.
In Teilen der Branche gelten Absolute- und Total-Return-Produkte besonders im Bondbereich manchmal als etwas langweilig. Ist die Arbeit eines Portfolio Managers in diesem Bereich denn wirklich langweilig?
Ganz im Gegenteil, der Alltag ist überaus spannend. Wenn Sie zum Beispiel unsere Investmentstrategie-Meetings Anfang der Woche sehen, wo wir die verschiedenen Parameter und Optionen durchgehen und unsere Strategie für die Woche festlegen, dann ist das alles andere als langweilig. Durch die Vielzahl der Tools und Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen und die Vielzahl der Informationen, Asset-Allokationen, Werte und Daten ist das ungemein spannend.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Fonds im laufenden Jahr?
Wir sind recht positiv gestimmt. Der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik, die Entwicklung der Weltkonjunktur und geopolitischen Krisenherde werden die Kapitalmärkte auch 2018 in Atem halten. In diesem Umfeld geht es darum, das angelegte Kapital zu schützen und Ertragschancen zu nutzen. Hier sind Total-Return-Fonds sehr gut geeignet für eine durchdachte Portfoliodiversifikation, denn sie haben nachweislich eine sehr geringe Korrelation zu anderen Assetklassen. Das sehen wir auch an den Inflows im Produkt seit Jahresanfang, während Unternehmensanleihen generell Outflows verzeichnen.
Zum Schluss noch eine Frage zur jüngsten Italien-Wahl. Welche Folgen hat das für Europa und steht jetzt eine Rückkehr zum Populismus ins Haus?
Das ist schwer zu sagen. Wir sehen für Italien durchaus Chancen trotz Problemen wie der hohen Verschuldung und der enormen Jugendarbeitslosigkeit. Wir hatten eine Mitte-Rechts-Regierung mit europafreundlichem Kurs für wahrscheinlich gehalten, denn Italien leidet etwas unter dem schlechten Image. Davon werden viele sehr gut geführte Unternehmen ein wenig in Mitleidenschaft gezogen. Die Baubrache in Italien ist aktuell sehr gut in Schwung, auch im Bereich Telekommunikation gibt es zum Beispiel mit der Telecom Italia ein interessantes Investment im Corporate-Bond-Bereich. Es bleibt jetzt abzuwarten, wie sich die Regierungsbildung entwickelt. «Lobe das Leben am Ende und den Tag am Abend» heisst ein altes italienisches Sprichwort. Dem würde ich mich gerne anschliessen.
Martin Dreier, Portfolio Manager bei ODDO BHF Asset Management (OBAM), managt seit über zehn Jahren Total Return, High Yield und quantitative Produkte. Zuvor war er bei der Provinzial Nordwest Asset Management im Bereich Investment Grade Portfolien tätig sowie bei der WestLB als Volkswirt.