Umweltprobleme: Von Chinas Entschlossenheit profitieren

Co-Manager, Kames Global Sustainable Equity Fund
Kames Capital, Edinburgh
kamescapital.com
23.04.2017
Herr Bonthron, Sie managen einen Nachhaltigkeitsfonds. Besonders gross scheinen die Umweltprobleme in China zu sein. Sehen Sie dort Entwicklungen, von denen Sie als Fondsmanager profitieren könnten?
Nachdem die Luftverschmutzung in Peking vor Kurzem die von der WHO als gefährlich eingestuften Werte überschritten hat, zeigt sich die chinesische Regierung nun zum Handeln entschlossen. Die chinesische Regierung setzt bereits seit vielen Jahren hohe Umweltstandards fest. Wegen der Interessenkonflikte zwischen dem Wunsch nach einer sauberen Umwelt einerseits und Wirtschaftswachstum andererseits werden diese Standards aber oft nicht wirksam umgesetzt. Hier muss abgewägt werden, da 55 Millionen Chinesen nach wie vor in Armut leben. Dennoch bleiben wir optimistisch. Denn China geht seine Umweltprobleme entschlossen an, wie der Anstieg der Bussgelder und Strafen wegen Umweltverstössen belegt.
Welche weiteren Schritte wird die Zentralregierung unternehmen?
Es gibt einen unbestätigten Richtlinienentwurf. Der soll Pläne enthalten, in der Heizperiode 2017/2018 in 28 Städten in fünf Regionen die Stahl- und Düngerproduktion mindestens um die Hälfte und die Aluminiumproduktion um 30 Prozent zu reduzieren. Auch Autos und Lastwagen tragen mit ihren Verbrennungsmotoren stark zur Umweltverschmutzung bei. China fördert daher massiv die Entwicklung von Elektrofahrzeugen, etwa mit Subventionen für Fahrzeughalter und Strafen für Hersteller, die ihre Modelle nicht auf Elektroantriebe umstellen.
Lassen sich Chinas Ambitionen in Ihrem Fonds auch in Kursgewinne ummünzen?
Ich bin überzeugt davon, dass der Kames Global Sustainable Equity Fund strategisch gut aufgestellt ist, um von diesen wirtschaftspolitischen Verschiebungen in China zu profitieren. Ausserdem sind die besten Investments oft kontraintuitiv. Es bedarf zur Identifizierung geeigneter Anlagekandidaten einer sorgfältigen Bottom-Up-Analyse. Aus unserer Sicht ist dies kein Thema, das sich über einen Aktienkorb oder einen ETF abdecken lässt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Alpha über aktienspezifische Nuancen erzielt wird.
Hätten Sie ein konkretes Beispiel?
Etwa A.O. Smith. Dabei handelt es sich ein erstklassiges US-Industrieunternehmen, das seit über 20 Jahren in China aktiv ist und eine Markenpräsenz sowie den Vertrieb vor Ort aufbaut. 2015 startete A.O. Smith das Geschäft mit Belüftungsanlagen für Wohnhäuser. Dank der soliden lokalen Präsenz konnte es schnell auf die Nachfrage vor Ort reagieren und seinen Vertrieb entsprechend verstärken, um in diesem Bereich zusätzlich zum Wasserfilter- und Boilergeschäft rasch zu expandieren. Der Umsatz mit Luftfiltersystemen verdreifachte sich 2016. Obwohl der Anteil am Gesamtergebnis nur gering ist, handelt es sich hier um einen immensen Zielmarkt mit nachhaltigem Wachstumspotenzial. Ferner wuchs das Wasseraufbereitungsgeschäft des Unternehmens 2016 um 35 Prozent.
Wie sieht es im Solarbereich aus? Bei den erneuerbaren Energien gab es doch Probleme?
Huaneng Renewables und Xinyi Solar sind die führenden Akteure im Bereich erneuerbare Energien in China. Beide sind in Hongkong börsennotiert. Die erneuerbare Energiebranche leidet in China unter einen schlechten Ruf wegen deren in der Vergangenheit weitverbreiteten Fehlallokation von Kapital, der undurchsichtigen Eigentumsverhältnisse sowie der hohen Liefereinschränkungen durch die fehlende Netzanbindung. Huaneng Renewables und Xinyi Solar sind dank ausgezeichneter Standorte und einem überdurchschnittlichen Management in Bezug gut aufgestellt. 2017 dürfte daher einen Wendepunkt markieren.
Wie lässt sich von Chinas Förderung der Elektro-Mobilität profitieren?
Gut aufgestellt ist Albemarle. Das Unternehmen ist weltweit der grösste und günstigste Produzent von Lithium zur Batterieherstellung. Lithium zählt zu den wichtigsten Rohstoffen für die Fertigung von Elektrofahrzeugen. Abermarle ist in der Lage, seine Billigproduktion auch nach 2020 fortzusetzen - im Gegensatz zum Gros seiner Rivalen weltweit. Wir halten die Schätzungen zur Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen für übertrieben pessimistisch und rechnen damit, dass 2020 die kritische Marke von 3 Prozent erreicht wird. Die Preise für Lithium sind bereits 2016, noch vor der Einführung namhafter Elektrofahrzeugmodelle, nach oben gegangen. In den kommenden Jahren dürfte es immer wieder Engpässe bei der Versorgung mit Lithium geben.
Craig Bonthron ist seit 2014 bei Kames Capital und dort als Investment Manager im Aktienteam für das Co-Management des Kames Global Equity Market Neutral und des Kames Global Sustainable Equity Fund verantwortlich. Er hat 15 Jahre Berufserfahrung. Zuvor arbeitete er bei SWIP und Kleinwort Benson Investors. Bonthron hat ein Ehrendiplom in Bauüberwachung, einen Master in Business Information Technology Systems (Strathclyde Business School) und das erste Level des CFA-Programmes.