«Ungebrochene Nachfrage nach White-Labelling-Strukturen: UBS White Labelling ist dafür bestens aufgestellt»

Executive Director, Head Business Development Central Europe, White Labelling Solutions, UBS Fund Management Services, UBS Asset Management
UBS AG, Zürich ubs.com
16.06.2020
Herr Zürcher, gibt es neue Trends in der Fondsindustrie?
Wie ja allseits bekannt, ist die Situation an den Märkten geprägt von den tiefen Zinsen, den geopolitischen Unsicherheiten sowie natürlich insbesondere in den letzten Wochen und Monaten von der Covid-19-Pandemie. Die dadurch verursachte extrem volatile Lage an den Märkten hat sich natürlich auch auf das Anlegerverhalten und somit direkt auf die Produkte ausgewirkt. So waren die Zuflüsse in den passiven Fonds respektive den Money-Market-Fonds in der jüngeren Vergangenheit auch entsprechend substantiell. Doch verspüren wir bei UBS White Labelling Solutions im Markt bei unseren Kunden auch eine starke Nachfrage nach Produkten mit «Environmental, Social and Governance» - kurz ESG-Charakter oder aber auch nach alternativen Anlagethemen wie Private-Markets- und Infrastruktur-Anlagen. Auch Gold als Anlagethema, insbesondere mit physischer Hinterlegung, hat wieder stark an Attraktivität gewonnen und entsprechend ist das Interesse gestiegen.
Zu unseren Kunden zählen primär Vermögensverwalter, Banken, Pensionskassen und Asset Owners wie beispielsweise Family Offices. Gerade Letztere interessieren sich gemäss unserer Erfahrung immer stärker für regulierte Anlagelösungen. Der Trend geht also eher weg von der klassischen «Off-shore Cayman- oder BVI-Struktur» hin zu einer «On-shore-Struktur» eines anerkannten Fondsstandorts wie beispielsweise Luxemburg oder Irland. Da Asset Owners und insbesondere Family Offices meistens sehr opportunistisch agieren, müssen passende, regulierte Fondsstrukturen gewählt werden, um deren weitereichenden Bedürfnisse entsprechend darin umsetzen zu können. Aus Sicht der Kapitalverwaltungsgesellschaft sind natürlich solche opportunistischen und anlagetechnisch sehr offen aufgesetzten Fondstrukturen insbesondere aus Risiko- und Governance-Gesichtspunkten nicht immer leicht zu verwalten.
Wie stark hat die Covid-Krise Ihr Geschäft insgesamt gebremst?
Klar hat die Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen auch unsere Kunden langsamer agieren lassen. So mussten sich ja alle Markteilnehmer im Zuge des jeweilig anwendbaren Lockdown-Regimes an die neuen Gegebenheiten anpassen. Dies war auch bei UBS nicht anders. Sicher, die ersten Wochen waren sehr hektisch, geprägt von einer äusserst hohen Handelsaktivität der Kunden infolge der extremen Volatilität an den Märkten, weshalb in den Trading- und Middle-Office-Funktionen rund um die Uhr gearbeitet werden musste. Das Interesse an White-Labelling-Strukturen jedoch war trotz der oben erwähnten Verlangsamung gemäss unserer Einschätzung ungebrochen. Natürlich wurden gewisse Projekte aufgrund der unsicheren Situation von Corona vorübergehend ausgesetzt respektive auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Doch kann man sagen, dass die Kunden im Grossen und Ganzen an ihren Projekten festgehalten haben. Zudem waren wir trotz der Corona-Krise in der glücklichen Lage, mehrere neue Kunden mit substantiellem Volumen für unsere White-Labelling-Plattform zu gewinnen. Ein Umstand, der sicherlich nicht als selbstverständlich angesehen werden darf und unter anderem auch auf die sehr enge, divisionsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der UBS zurückzuführen ist. Darüber hinaus stellen wir fest, dass Zeit der Corona-Krise von vielen Markteilnehmern auch aktiv dafür genutzt wurde, das aktuelle Geschäftsmodell kritisch zu hinterfragen, weshalb wir davon ausgehen, dass sich als Folge davon sicherlich weitere Opportunitäten im Markt ergeben werden. Dies umso mehr, als dass wir uns viel schneller als ursprünglich erwartet wieder auf dem Weg zur Normalität - abseits von Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen - befinden.
Über welche Finanzplätze strukturieren Sie aktuell die meisten Fonds?
Da UBS ja ursprünglich ein Schweizer Haus ist und folglich über eine sehr starke Schweizer Kundenbasis verfügt, wird für diese Kunden natürlich primär die Plattform in der Schweiz für die Strukturierung von Fonds benutzt. Aufgrund der politischen Situation und der Nicht-EU-Mitgliedschaft der Schweiz greift UBS für sämtliche anderen Fälle, also ohne oder nur teilweisen Bezug zur Schweiz, primär auf unsere Luxemburger Plattform zurück. Das Fondsdomizil Luxemburg bietet gemäss unserer Einschätzung die grösstmögliche Flexibilität bezüglich den zur Verfügung stehenden, rechtlichen Anlageregimes sowie Fondsstrukturen, um so für den jeweiligen Kunden unter Beachtung der anwendbaren rechtlichen Rahmenbedingungen das am besten geeignete Fondsgefäss strukturieren zu können. So betrachtet, stellt die Luxemburger Plattform bei UBS White Labelling Solutions das zentrale Element in unserer Wachstumsstrategie ausserhalb der Schweiz dar und wird infolgedessen aktuell personell auch stark ausgebaut. So stellt unsere Kapitalverwaltungsgesellschaft in Luxemburg mit aktuell 45 Vollzeitstellen (Tendenz steigend) heute wohl eine der grössten und stärksten Kapitalverwaltungsgesellschaften im Markt dar. Um jedoch auch bestmöglich auf unsere Kundenwünsche und -bedürfnisse eingehen zu können, und hier denke ich insbesondere auch an alternative Anlagestrukturen, Redomizilierungen von Off-shore-Fondsstandorten oder passive Fondsprodukte, bieten wir bei Bedarf auch unsere Irische Plattform an, wobei hier prinzipiell das «Passporting-Prinzip» unserer Luxemburger Kapitalverwaltungsgesellschaft zum Tragen kommt.
Wie sieht die Pipeline für die kommenden Monate aus?
Unsere aktuelle Projektpipeline zur Aufsetzung von neuen Strukturen ist so stark gefüllt, dass wir grundsätzlich mit Implementierungen von neuen Fondstrukturen bis Mitte des 4. Quartals 2020 und darüber hinaus grundsätzlich ausgelastet sein werden. Insofern sind eine gute Planung und strenge Kontrolle der einzelnen Projekte zwingend notwendig, die Ressourcen richtig einsetzen und auf allfällige, kurzfristige Änderungen reagieren zu können. Auch die Prospect-Pipeline, also die Pipeline, welche unsere Anstrengungen, neue Kunden für unsere White-Labelling-Plattform zu gewinnen, widerspiegelt, sieht sehr gut aus. Hier scheinen unsere strukturierten Anstrengungen über die letzte drei Jahre hinweg in den als strategisch definierten Zielmärkten wie Zentraleuropa inklusive die Nordics, das Vereinigte Königreich oder aber Südeuropa (Italien und Spanien) Früchte zu tragen. Sprich, wir sind in Gesprächen mit vielen potenziellen Kunden über sämtliche Kundensegmente hinweg, wobei angefügt werden muss, dass diese teilweise erst im Anfangsstadium, teilweise aber doch schon sehr weit fortgeschritten und sich in der Endphase befinden. Der Markt ist durch die Vielzahl an Mittbewerbern sehr hart und umkämpft, doch wir stellen uns diesen Herausforderungen und der Erfolg gibt uns Recht.
Welche Fondsstrukturen machen Ihre Arbeit am spannendsten?
Grundsätzlich sind die Arbeit und die Strukturierung sämtlicher Fonds oder Fondsarten spannend. Aufgrund der Wünsche und Bedürfnisse der Kunden ist ja kein Fonds gleich wie der andere und insofern ist jeder einzelne Case mit seinen Eigenheiten spannend. Klar sind Fondstrukturen, welche alternative Strategien verfolgen, wie beispielsweise die Auflegung einer Limited-Partnership-Struktur im Rahmen des Luxemburger RAIF-Regimes zur Anlage in Private Equity von den involvierten Parteien her, den aufzusetzenden Prozessen und der gesamtem Umsetzung her sehr viel komplexer und folglich auch spannender im Vergleich zu einem europäischen Aktienfonds. Doch macht insgesamt die Arbeit an sämtlichen Fondstrukturen, unabhängig von deren Komplexität, sehr viel Spass. Und Hand aufs Herz: sicherlich hat niemand was gegen die Auflegung eines normalen Aktienfonds ohne grössere Komplexität einzuwenden, auch wenn dies vielleicht weniger spannend erscheinen mag.
Link zum Disclaimer
Innerhalb von UBS Asset Management, Fund Management Services, zeichnet Patrice Zürcher für die Business-Development-Aktivitäten in Zentraleuropa inklusive den Nordics verantwortlich. In dieser Funktion ist er hauptsächlich für die Beratung von potenziellen Kunden hinsichtlich Strukturierung und Setup von Fondstrukturen in Luxemburg, in der Schweiz und in Irland zuständig. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie und bekleidete verschiedene Rollen bei diversen global tätigen Finanzinstituten. Vor dem Beginn der Tätigkeit bei UBS Asset Management im Januar 2018 arbeitete Patrice Zürcher als Senior Structurer und Senior Client Relationship Manager in der Private-Labelling-Einheit eines an der Swiss Stock Exchange gelisteten, international agierenden Vermögensverwalters. Darüber hinaus zeichnete er dort für die Leitung des bestehenden Immobilienfondsgeschäfts verantwortlich. Patrice Zürcher ist Inhaber des Masterabschlusses für Rechtswissenschaften an den Universitäten Basel und Freiburg. Zudem ist er Inhaber des «Diploma of Advanced Studies in Banking» der Universität Bern in Kooperation mit der Universität Rochester (NY), des «Executive Program Diploms» des Swiss Finance Instituts sowie des Diploms «CAS Swiss Certified Investment Product Expert» der Universität für angewandte Wissenschaften Zürich.