«Venture Capital Fonds sind nun auch für Privatanleger mittelbar investierbar»

03.03.2022
Herr Lübcke, wie kamen Sie auf die Geschäftsidee, Venture Capital zu demokratisieren, wie man es auf Ihrer Website lesen kann?
Zu Beginn meines Bachelorstudiums habe ich Lennard Fischer, ebenfalls Co-Founder, kennengelernt. Bereits früh hat uns das gemeinsame starke Interesse am Investieren verbunden. Durch unsere praktischen Erfahrungen während unseres Studiums kamen dann auch starke Berührungspunkte zu Venture-Capital-Fonds und Start-ups dazu. Fasziniert von dieser Anlageklasse, haben wir uns dann irgendwann die Frage gestellt - können wir als Privatanleger eigentlich auch in diese Fonds investieren? Schnell kamen wir aber zu dem Schluss, dass diese Anlageklasse uns Privatanlegern verschlossen ist, da eine Investition in Venture-Capital-Fonds mit sehr hohen Hürden verbunden ist. So werden mindestens 200.000 Euro für eine Investition gesetzlich vorgeschrieben. In der heutigen Zeit, in der sich der Begriff «Fractional Ownership» immer weiter durchsetzt, konnten wir gar nicht glauben, dass es bei Venture-Capital-Fonds noch keine Lösung gab.
Sie haben damit auch Mentoren und Beiräte überzeugen können…
Die Entscheidung zur Gründung von inVenture trafen wir zum Ende unseres Studiums. Wir wussten damals schon, dass es sich dabei um ein grosses Vorhaben handelt. Aus diesem Grund haben wir schon sehr früh angefangen, die Idee der Demokratisierung von Venture-Capital-Fonds mit Leuten aus unserem Netzwerk, darunter auch Anwälte und Fondsmanager, zu diskutieren. Die Idee und der Gedanke der Demokratisierung haben sehr oft eine positive Reaktion beim Gegenüber hervorgerufen, sodass wir relativ schnell Gleichgesinnte finden konnten, die uns letztlich auch als Sparringspartner auf unserem Weg unterstützten.
Warum sollte denn Ihrer Meinung nach Venture Capital für jeden zugänglich sein?
Einerseits muss die Bevormundung von Kleinanlegern aufhören. Woran wird beispielsweise fest gemacht, wer in Venture-Capital-Fonds investieren darf? Im Grunde gibt es zwei Voraussetzungen: Erstens muss ein Anleger die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen mitbringen und zweitens muss er mindestens 200.000 Euro in so einen Fonds investieren. Letztlich ist eine Mindestanlagesumme allein aber kein Garant dafür, dass Anleger in der Lage sind, ein solches Produkt zu verstehen.
Zum anderen bringt die Anlageklasse zu viele Vorteile mit sich, als dass sie Privatanlegern verschlossen bleiben sollte. Isoliert betrachtet, zeichnen sich Venture-Capital-Fonds zwar durch ein hohes Risiko und hohe Renditepotenziale aus. Im Portfoliokontext führt die Beimischung von Venture-Capital-Fonds zum Gesamtportfolio aber zu einer Erhöhung der Gesamtportfoliorendite bei gleichzeitiger Minderung der Portfolioschwankungen. Verantwortlich ist dafür die sehr geringe Korrelation mit klassischen Anlageprodukten. Als Vorbilder dieser Portfoliokonstruktionen gelten beispielsweise die grossen Stiftungsfonds der US-amerikanischen Universitäten. Durch eine Beimischung von Venture Capital und Private Equity zum Gesamtportfolio konnten diese ihre Portfoliorenditen über Jahre hinweg systematisch steigern. Im letzten Jahr lag der Venture-Capital-Anteil bereits bei rund 23.5 Prozent des Gesamtportfolios. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist Verschiebung der Wertschöpfung von den Public- in die Private Markets. Diese Entwicklung hatte unter anderem zu Folge, dass in den letzten zehn Jahren vor allem europäische Venture-Capital-Fonds verschiedenste Anlageklassen outperformt haben und im Durchschnitt Nettorenditen von rund 23 Prozent pro Jahr für ihre Investoren erwirtschaften konnten. Die Tokenisierung bietet nun erstmals auch für Privatanleger einen kosteneffizienten Zugang zu dieser Anlageklasse.
Welche Fonds haben Sie aktuell auf der Plattform?
Zu den aktuellen Fonds, in die wir Investitionen über unsere Tokens ermöglichen, gehören «Cadence Growth Capital (CGC)» und «Planet A Ventures». «Cadence Growth Capital (CGC)» ist ein Growth-Capital-Fonds aus Berlin, der in technologiegetriebene Wachstumsunternehmen im deutschsprachigen Raum investiert. Der Fokus liegt auf Unternehmen, die bereits einen gewissen Reifegrad erreicht haben, deren Geschäftsrisiko gering ist und technologiegetriebene Vorteile bzw. Alleinstellungsmerkmale aufweisen. Zu den Portfoliounternehmen gehören unter anderem everphone, PlusDental oder Moonfare. «Cadence Growth Capital (CGC)» strebt ein Fondsvolumen von 150 Mio. Euro an.
«Planet A» hingegen ist ein ClimateTech-Venture-Capital-Fonds aus Hamburg, der vom ehemaligen Jimdo-Gründer Fridtjof Detzner ins Leben gerufen wurde. Der Fonds investiert in nachweislich nachhaltige Startups in der frühen Phase, die aktiv zur Erreichung der «Sustainable Development Goals» beitragen. Zu den Portfoliounternehmen gehört neben Start-ups wie INERATEC oder Wildplastic auch der E-Bike-Subscription-Dienst Dance, der vor kurzem eine Series-A-Finanzierungsrunde abgeschlossen hat und zur Erweiterung seiner Produktpalette Rollich aufgekauft hat. Der Fonds strebt ein Fondsvolumen von 100 Mio. Euro an. Beide Fonds zeichnen sich durch hervorragende Fondsmanager mit viel Erfahrung auf ihren Gebieten und einer klaren Investmenthypothese aus.
Und wie sieht der Dealflow aus?
Im aktuellen Jahr werden noch drei bis fünf weitere Tokens, die wiederum neue hochkarätige Zielfonds abbilden, über inVenture angeboten. Wir haben mittlerweile eine grosse Nachfrage, möchten aber das Angebot anfänglich exklusiv gestalten, um uns besser auf die einzelnen Fonds fokussieren zu können. Zu den nächsten Projekten gehören unter anderem ein Berliner VC mit einem B2B-Tech-Fokus sowie ein internationaler Blockchain VC mit Schwerpunkt auf web3, DeFi und das Metaverse. Beide Fonds sollen noch in der ersten Jahreshälfte über unsere Tokens investierbar sein.
Haben Sie grosse Pläne fürs laufende Jahr?
Bis jetzt haben wir bereits eine dreistellige Anzahl an Investoren gewinnen können. Wenn wir Ende des Jahres die 1.000-Investoren-Marke knacken, wäre das ein grosser Erfolg für uns. Der Schlüssel dafür ist unter anderem unsere Community, mit der wir uns sehr intensiv auseinandersetzen. So soll zum Beispiel die «inVenture Capitalist Academy» an den Start gehen, in der sich Anleger rund um das Thema «Venture und Growth Capital» informieren können. Somit werden wir von einer reinen Investmentplattform zu einer vollumfänglichen Plattform, die Investitionen und Wissen in diesem Themengebiet vereint.
Link zum Disclaimer
Alexander Lübcke ist Co-Founder und CFO des Berliner FinTechs inVenture. Er absolvierte ein Masterstudium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Finance an der Gründeruniversität Carl von Ossietzky in Oldenburg. Während seines Studiums hat er praktische Erfahrungen in verschiedene Stationen erlangen können, darunter bei KPMG, im Assetmanagement der Sparkasse Bremen sowie im Investmentbanking der M&A-Boutique Oaklins.