Vermögensverwaltung mit ETFs und Indexfonds

07.04.2014
Herr Dr. Hinder, Sie zählen in der Schweiz zu den profiliertesten Kennern der ETF-Industrie. War Vermögensverwaltung mit ETFs immer Ihr Ziel?
Es war immer mein Ziel, einmal eine eigene Vermögensverwaltungsfirma nach eigenen Vorstellungen und frei von Interessenskonflikten aufzubauen. Da ich viele Jahre auf der institutionellen Seite gearbeitet habe, bin ich mit indexierten Portfolios seit langem bestens vertraut. Es ist mein Ziel, private Anleger ebenfalls von den grossen Vorteilen der Indexfonds-Portfolios zu überzeugen.
Liebäugeln Sie wirklich nie, einen aktiv verwalteten Fonds in die Kundendepots zu buchen?
Im Aktienbereich sehen wir keine Notwendigkeit, aktiv verwaltete Fonds einzusetzen. Die Auswahl an ETFs ist in diesem Bereich extrem gross. Etwas anders sieht es im Obligationenbereich aus, wo wir gelegentlich aktiv verwaltete Fonds einsetzen. Die tiefen Zinsen zwingen uns, in diesem Bereich nach Alternativen Ausschau zu halten. Für einige interessante Anlageklassen wie beispielsweise Cat-Bonds oder High-Yield-Anleihen gibt es keine oder nur wenig befriedigende Indexfonds.
Und mal ein Strukturiertes Produkt kaufen… niemals?
Nein, Strukturierte Produkte sind für uns kein Thema. Die ETF-Palette ist so breit, dass es fast keine Lücken mehr gibt, wo ein Zertifikat in Frage käme. Strukturierte Produkte sind auch eher kompliziert und teuer, und wir ziehen den Börsenhandel dem Over-the-Counter-Handel vor.
Was macht Sie so sicher, dass ETFs für Ihre Kunden die allerbeste Wahl sind?
Der Hauptgrund sind die tiefen Kosten dieser Form der Vermögensanlage. Das aktive Portfoliomanagement ist mit substantiellen Transaktionskosten verbunden, welche sich über die Jahre extrem addieren. Jährliche Kosten von beispielsweise 2 Prozent führen im Verlauf von 20 Jahren zu einer Kostenbelastung von beinahe 50 Prozent! Dies holt kein Portfoliomanager mehr auf. Übrigens empfiehlt selbst die Investorenlegende Warren Buffett in seinem Testament seiner Frau den Kauf von Indexfonds! Man kann dies im jüngsten Jahresbericht von Berkshire Hathaway nachlesen.
Haben Sie eine Short-List von Anbietern und Produkten oder schauen Sie sich grundsätzlich alles an?
Selbst für uns Spezialisten ist es unmöglich, alle Entwicklungen und Produkte zu verfolgen und zu analysieren. Wir stützen uns in erster Linie auf die grossen, bekannten Anbieter im ETF- und Indexfonds-Bereich.
Nur an der SIX Swiss Exchange kotierte ETFs oder auch über die Landesgrenze hinaus?
Unser Fokus ist global. Da wir in erster Linie Privatkunden betreuen, kaufen wir praktisch nur in Europa gelistete ETFs. In den USA kotierte Wertpapiere unterliegen dem neuen US-Erbschaftssteuergesetz.
Wie können Sie bei dieser Menge an Produkten und Daten den Überblick behalten?
In unserem Research haben wir ein Monitoring aufgebaut, mit dem wir für jede Anlageklasse die aus unserer Sicht relevanten ETFs verfolgen und historische Performanceanalysen durchführen können. Zusätzlich erhalten wir von den verschiedenen Anbietern häufig spezifisches Research oder Produktinformationen.
Wie viel Kapital muss ein Anleger mitbringen, um bei Ihnen Kunde zu werden?
Die meisten unserer Kunden haben ein Depotvermögen von über 1 Mio. Schweizer Franken. Wir betreuen jedoch auch Kunden mit kleineren Portfolios.
Und was bekommt er dafür?
Die Vermögensverwaltung basiert auf unserem innovativen Anlagekonzept «Active Index Investing», d.h. eine aktive Vermögensverwaltung mit Indexbausteinen wie ETFs oder Indexfonds. Wir verfolgen konsequent die Interessen unserer Kunden und haben schon immer auf Retrozessionen und andere Kick-backs verzichtet. Alle Mitarbeiter verfügen über ein breites Fachwissen in Anlagefragen und eine langjährige Erfahrung in der Beurteilung der internationalen Finanzmärkte.
Sie publizieren alle zwei Monate einen bekannten Newsletter. Können Sie kurz das Konzept erklären und wie man ihn abonnieren kann?
Der Zweck unseres immer mehr beachteten Newsletters ist die Aufbereitung von interessanten Themen im Anlagebereich sowie die Kommentierung von Entwicklungen im ETF-Bereich. Dabei geht es weniger um Markteinschätzungen und Wirtschaftsprognosen, solche gibt es bereits in Hülle und Fülle, sondern mehr um Fachthemen wie zum Beispiel die Vorteile der Diversifikation oder Schwellenländeranleihen als Anlageklasse. Unsere zweimonatlich erscheinende Publikation «E-News» kann kostenlos auf unserer Website hinder-asset.ch abonniert werden.
Dr. Alex Hinder hat im Januar 2007 das Vermögensverwaltungs-Unternehmen Hinder Asset Management AG in Zürich gegründet. Er ist seit mehr als 30 Jahren in verschiedenen Funktionen, Verantwortungsbereichen und Führungsstufen im Finanzbereich tätig und wird regelmässig in der Finanzpresse zitiert. Er ist ausserdem Präsident der Anlagekommission der grössten Pensionskasse der Schweiz (PUBLICA) sowie Mitglied von Anlagegremien weiterer institutioneller Anleger.