Vertrauen und Transparenz schlagen Technik und Preisdumping

04.07.2018
Herr Schneider, wie sehen Sie in dem sich verändernden Umfeld die Zukunft der Finanzbranche - gerade im Fondsbereich?
Die Anbieter aktiv gemanagter Investmentfonds wurden durch die seit Jahren sehr aktiven ETF-Anbieter in die Defensive gedrängt. Zum einen durch eine Performance-Diskussion, die sich auf eine Phase steigender Börsen bezieht. Zum anderen durch eine Kosten-Diskussion, die die Managervergütungen attackiert. Gerade hier waren die regulatorisch bedingten Kosten besonders schmerzhaft.
Neu eingetreten sind zudem die extrem gehypten Robo-Advisor, die als neues Thema dankbar von der Presse aufgenommen wurden.
Zu dem problembeladenen Umfeld kommt hinzu, dass viele Anleger zu Selbstentscheidern geworden sind. Das ist in Phasen stetig steigender Aktienkurse eine bekannte Entwicklung. Getrieben wird diese in Zukunft durch die überbordende Regulatorik wie MiFID II und Co., die es für viele Banken unwirtschaftlich macht, einen Kleinanleger noch zu beraten oder zu bedienen. Diese finden also schlicht kein relevantes Angebot mehr vor.
So komisch es auch klingen mag: Der Ausweg für viele der Asset Manager wird erst in der nächsten Börsenkrise erkennbar werden. Dann werden sowohl die ETF-Anbieter als auch die Robos vermutlich entzaubert und durch die wirklich aktiv und gekonnt agierenden, krisenerprobten unabhängigen Vermögensverwalter wieder in ihre Nische zurückgedrängt, aus der sie einmal kamen.
Was raten Sie somit unabhängigen Vermögensverwaltern, um sich im aktuellen Umfeld richtig zu positionieren?
Zum einen ist Kommunikation mit den bestehenden Investoren essentiell wichtig. Es muss eine dauerhaft erprobte und in den ausführenden Köpfen verankerte Anlagephilosophie gelebt werden, die den Investoren glaubhaft präsentiert wird. Wenn darüber Verständnis eingetreten ist, wird der Investor nicht beim ersten Börsenrumpeln davonlaufen, sondern Vertrauen auf das Krisenmanagement des unabhängigen Vermögensverwalters haben. Hier ist der entscheidende Punkt: Ein ETF- oder Robo-Advisor wird keines oder eines nach bekannten Mustern ablaufendes Risikomanagement durchführen. Ein Vermögensverwalter, der bereits durch mehrere Börsencrashs gegangen ist, wird die in Krisen bestehenden Chancen erkennen und für den Anleger nutzen. Die Märkte sind, vor allem in Stressphasen, alles andere als effizient.
Was möchten Sie unseren Lesern, die Produkte anbieten, mit auf den Weg geben, um für die Zukunft optimal aufgestellt zu sein?
Mein Ratschlag: Zeigen Sie Flagge und schaffen Sie Vertrauen bei bestehenden und potenziellen Investoren!
Präsentieren Sie sich, denn der persönliche Kontakt spielt trotz der Schnelllebigkeit und Technisierung immer noch eine grosse Rolle. Das kann durch fachspezifische Veranstaltungen (z.B. Messen, Kongresse, Podiumsdiskussionen) erfolgen, aber auch durch Präsenz in Form von Erfahrungsberichten und Marktmeinungen in branchenbekannten Print- und Online-Medien. So bedienen Sie auch Meinungs-Multiplikatoren, um Ihre Zielgruppe möglichst flächendeckend zu erreichen.
Ergänzend zum persönlichen Kontakt gewinnt das Thema Social Media immer mehr an Bedeutung. Networking erfolgt heute auch online: Erstkontakte werden leichter geknüpft, bestehende Kontakte gepflegt und News werden schnell im eigenen Netzwerk ge- und verteilt. Durch eine aktive Beteiligung an Diskussionen im Netz an fachspezifischen Themen zeigen Sie nicht nur Ihre Expertise, sondern schaffen auch «Awareness» für sich und Ihre Produkte.
Eine gezielt durchgeführte Digitalisierung und die konzentrierte Erschliessung neuer Märkte sind meiner Meinung nach ausserdem wichtige Eckpfeiler, die man in seiner Strategie auf keinen Fall vergessen darf. Hierbei geht es vor allem nicht darum, möglichst viel zu tun, sondern das Richtige. Bleiben Sie mit Ihren Kunden im Gespräch - dann wissen Sie genau, wo sie in diesen Themenfeldern ansetzen müssen.
Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass man diese Trends in der eigenen Kundengruppe erkennt, die Synergien hieraus für sein eigenes Geschäftsmodell identifiziert, um diese dann mit einem kompetenten Partner umzusetzen. Denn gerade hier sollte man sich selbst nicht überschätzen, sondern den Schulterschluss mit erfahrenen Partnern suchen.
Welche konkreten Massnahmen ergreift die Hauck & Aufhäuser Fund Services vor diesem Hintergrund?
Unsere Fondsinitiatoren und deren Asset Manager profitieren von unseren vertriebsunterstützenden Konzepten - massgeschneidert für jeden Kunden. Ein wichtiger Baustein ist hier u.a. die Newsplattform FondsTrends, die die zielgruppengenaue Platzierung von Fachbeiträgen bietet. Unsere hochqualifizierten Geschäftspartner (Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerexperten, Fondsinitiatoren und viele mehr) nutzen diese Plattform zum Wissenstransfer. Nicht nur die Publikation eigenen Know-hows steht dabei im Fokus, sondern ebenso die Aufnahme von Wissen anderer Experten.
Zudem bieten wir technische Unterstützung im Tagesgeschäft, zum Beispiel durch ein modernes Online-Ordering-System oder ein flexibles, tagesaktuelles Fondsreporting, das es erlaubt, auf jeden Investor zugeschnitten die Ergebnisse des Asset Managers zu präsentieren; und das webbasiert und damit direkt beim Investor vor Ort möglich. Diese Entwicklungen werden durch organisches und anorganisches Wachstum unterfüttert, das es uns erlaubt, kontinuierlich an den Prozessen und Systemen zu arbeiten. Auch in weniger prosperierenden Zeiten treiben wir die Entwicklung konstant voran. Ganz konkret planen wir zudem, ein Distributionsnetzwerk in Hongkong aufzubauen. Dabei setzen wir auf die Unterstützung unserer Konzernpartner vor Ort. Eine ganz neue Herausforderung, in der wir grosse Potenziale sehen.
Stefan Schneider ist seit 2009 als Vorstand für Hauck & Aufhäuser Fund Services S.A. tätig und verantwortet das Private-Label-Fondsgeschäft am Standort Luxemburg. Ebenfalls ist er seit 2009 Mitglied des Verwaltungsrats der WWK Investment S.A. Vor seinem Eintritt bei Hauck & Aufhäuser war er für das Fondsgeschäft bei der DZ Bank International (heute DZ Privatbank) und deren Tochter IPConcept Fund Management in verantwortlicher Position zuständig.