Vertrieb von ESG-Produkten - wer macht denn sowas?

13.01.2017
Herr Frauenfelder, welche Dienstleistungen bietet Ihr Unternehmen in der Schweiz an?
Die Frauenfelder - TripleS hat sich auf den Vertrieb von ESG (Environmental, Social, Governance) affinen Anlagefonds spezialisiert. Sorgfältig ausgewählte Produkte werden auf Mandatsbasis ausschliesslich an institutionelle Schweizer Investoren und Finanzintermediäre vertrieben. Die Frauenfelder - TripleS kooperiert derzeit mit fünf hauptsächlich ausländischen Anbietern. Zudem erbringt die Firma unter der Submarke «Sales Support Switzerland» Vertriebsleistungen für zwei traditionelle Anlagefonds. Wir bleiben aber auf Anlagefonds und Konzepte konzentriert, die sich dem ESG-Ansatz verschrieben haben.
Sie legen also einen klaren Fokus auf «Nachhaltigkeit».
Der Begriff «Nachhaltigkeit» greift meiner Meinung nach zu kurz. Oft wird darunter die Schonung der Umwelt durch Erschliessung und Nutzung alternativer Energien oder Minimierung umweltbelastender Produktionsprozesse usw. verstanden. ESG ist weit umfassender und zielt nebst der Umwelt- auch auf die Sozialverantwortung und die einwandfreie Unternehmensführung ab.
Was heisst das genau?
Entscheidend ist, dass der Asset Manager in seinen Selektions- und Investitionsprozessen ESG-Faktoren vollumfänglich integriert. Ein mit «nachhaltig» bezeichneter Anlagefonds wird dem ESG-Anspruch nicht unbedingt gerecht. Einzelne Attribute wie Auschlusskriterien, Positivkriterien, etc. müssen messbar und nachweislich im Portfoliomanagement integriert sein. Die Integration der ESG-Faktoren im Anlageprozess muss eine langfristige Verbesserung des Risiko-Ertrags-Verhältnis erwirken.
Ist dieser Trend denn wirklich nachhaltig oder nicht - formulieren wir es mal so - ein Hype?
Ein «Hype» ist es schon lange nicht mehr. Auch wenn viele meinen, dass «Nachhaltigkeit» einzig eine Marketingmasche sei, sind die Vorteile einer professionellen Integration der ESG- Kriterien in der Analyse und Selektion der Investitionen nicht von der Hand zu weisen. Ausserdem will der Investor je länger je mehr Transparenz haben über was genau mit seinen Geldern finanziert wird.
Das Research für diese Vermögensklasse ist bestimmt aufwendig. Haben kleinere Anbieter überhaupt eine Chance, überdurchschnittlich gute Resultate für Anleger zu erzielen?
Genau diese Anbieter haben gute Chancen. Sie verstehen die komplexen Zusammenhänge zwischen Unternehmenserfolg und ESG-Kriterien. Sie sind fokussiert und setzen ihr Wissen und Können gezielt um. Das sogenannte «Greenwashing» entfällt. Grössere Asset Manager bieten ebenfalls ESG-Produkte an. Meist handelt es sich aber lediglich um zusätzliche Nischenangebote, mit denen weitere Zielgruppen angegangen werden sollen. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass die ESG-Philosophie im eigenen Unternehmen nicht gelebt und von den oberen Führungsebenen gar nicht getragen wird.
Wie lauten Ihre unternehmerischen Ziele fürs laufende Jahr?
Die Frauenfelder - TripleS will sich als führender und unabhängiger Vertriebsträger für «nachhaltige» Produkte in der Schweiz etablieren. Dank neuer Anbieter können wir auch neue Produkte in die Schweiz importieren und weitere Anleger-Segmente erschliessen. Wir setzen weiterhin auf die Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette zu einem konkurrenzfähigen Fixpreis. Transparenz und Kosteneffizienz stehen an oberster Stelle. Mit wachsender Anzahl an Aufträgen und der Entwicklung der bisherigen Kooperationen wächst auch unser Bedarf an Ressourcen. Je nach Auftragslage werden wir weitere Fachkräfte engagieren.
Daniel Frauenfelder war über 15 Jahre bei verschiedenen Asset Managern als Vertriebsfachmann in der Schweiz in leitender Stellung tätig, die letzten fünf Jahre vor allem im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen. Von 2012 bis 2013 war er als Geschäftsführer für den Vertrieb der Asset-Management-Dienstleistungen einer Schweizer Privatbank in Wien aktiv. Daniel Frauenfelder verfügt über den eidgenössischen Fachausweis als Marketingplaner und Verkaufskoordinator, ist International Fund Business Administrator der Universität Vaduz, Liechtenstein und hält das Diplom als psychosozialer Berater (SGfB).