«Währungsgesicherte Obligationen-ETFs werden zwei grossen Anlagetrends gerecht»

Leiter iShares und Index Investing
BlackRock Asset Management Schweiz AG, Zürich
ishares.com
12.08.2019
Herr Gordon, BlackRock hat sein Schweizer Angebot an Obligationen-ETFs kürzlich erweitert. Was umfasst das zusätzliche Angebot?
Wir haben neun weitere iShares Fixed-Income-ETFs auf Staats- und Unternehmensobligationen der Industrie- und Schwellenländer lanciert, einschliesslich Investmentgrade- und Hochzinsmärkte. Das Besondere daran ist: Die ETFs besitzen eine Währungsabsicherung in Schweizer Franken, so dass Anleger praktisch kein Wechselkursrisiko tragen und sich nicht selbst um das Hedging kümmern müssen. Damit bieten wir Schweizer Anlegern nun insgesamt dreizehn währungsgesicherte Fixed-Income-ETFs, die sowohl thesaurierende als auch ausschüttende Varianten beinhalten.
Warum haben Sie Ihre Produktpalette in diesem Segment erweitert?
Wir bemerken in der Schweiz seit einiger Zeit eine steigende Nachfrage privater und institutioneller Anleger nach Obligationen-ETFs mit Währungsabsicherung. Diesem zunehmenden Bedarf werden wir mit dem Ausbau unseres Angebotes künftig noch besser gerecht.
Welche Gründe führen dazu, dass Schweizer Anleger vermehrt währungsgesicherte Obligationen-ETFs suchen?
Obligationen-ETFs erfreuen sich allgemein steigender Beliebtheit. Innerhalb des ETF-Marktes gehören sie zu den Segmenten, die sich besonders dynamisch entwickeln. Unseren Berechnungen zufolge wächst dieses Segment weltweit um 22 Prozent jährlich. Das ist mehr als drei Mal so viel wie bei klassischen Bond-Fonds. Infolge dieser starken Wachstumsrate ist das weltweit verwaltete Vermögen in entsprechenden börsennotierten Indexfonds im Juli 2019 erstmals auf über eine Billion US-Dollar gestiegen - ein wichtiger Meilenstein für die gesamte Branche. Grund für dieses Wachstum ist, dass Bond-Investitionen über ETFs vielfach einfacher, liquider und effizienter sind als über einzelne Emissionen. Denn anders als einzelne Obligationen, bei denen Transaktionen in erster Linie ausserbörslich ablaufen, werden Obligationen-ETFs an Börsen gehandelt - und zwar sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt. Auf diese Weise bieten sie eine zusätzliche Liquiditätsschicht. Investitionen sind auch mit geringeren Anlagesummen möglich, während bei Einzelemissionen vermehrt ausschliesslich grosse Lose zum Zuge kommen. Des Weiteren schätzen Anleger die intuitive Verständlichkeit, besonders hohe Transparenz, günstige Kosten und die hohe Flexibilität, wie bei ETFs insgesamt.
Und warum fragen sie speziell währungsgesicherte Produkte stärker nach?
Das geldpolitische Umfeld hat sich in den vergangenen Wochen gewandelt: Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed haben angedeutet, weiterhin eine lockere Richtung zu verfolgen - mit möglichen Zinssenkungen und zusätzlichen Quantitative-Easing-Massnahmen. Zudem herrscht Unsicherheit an den Märkten hinsichtlich der weiteren konjunkturellen Entwicklung. Vor diesem Hintergrund hat der Schweizer Franken gegenüber Euro und US-Dollar zugelegt - ein Trend, der aufgrund des geldpolitischen und konjunkturellen Umfeldes durchaus anhalten könnte. Damit nehmen Währungsrisiken aus der Sicht Schweizer Investoren, die Anlagechancen im Ausland nutzen möchten, tendenziell zu. Dies lässt sich mit Hedges umgehen. Insofern werden währungsgesicherte Obligationen-ETFs zwei grossen Anlagetrends gerecht - und das auf besonders komfortable Art und Weise.
Besonders komfortabel, aber womöglich auch kostspieliger als bei börsennotierten Indexfonds ohne Hedgings?
Auch bei den währungsgesicherten ETFs bleiben wir unserem Credo treu, dass ETFs intuitiv verständlich, transparent, kostengünstig, liquide und flexibel einsetzbar sein sollen, um Anlegern Mehrwert zu bieten. Dementsprechend liegen auch die Gesamtkostenquoten (auf Englisch: Total Expense Ratios, kurz TER) der währungsgesicherten Obligationen-ETFs auf sehr wettbewerbsfähigem Niveau - zwischen 10 Basispunkten etwa beim iShares Core Global Aggregate Bond UCITS ETF und 55 Basispunkten, die zum Beispiel für den iShares € High Yield Corporate Bond UCITS ETF anfallen.
Hat BlackRock die ETFs mit Franken-Absicherung speziell für Schweizer Anleger aufgelegt?
Ja, ganz genau. Dies ist für uns ein weiterer wichtiger Schritt, um unsere Schweizer iShares-Plattform kontinuierlich auszubauen. Denn unser Anspruch bei BlackRock in der Schweiz ist, unsere globale Erfahrung und Anlagekompetenz mit unserem lokalen Know-how vor Ort zu verbinden. Gerade aus dieser Kombination ergibt sich ein hoher Mehrwert für unsere Schweizer Kunden - nicht nur bei iShares, sondern auch in unseren anderen Geschäftsbereichen.
Welche Kundensegmente sprechen Sie mit den Franken-gesicherten ETFs vor allem an?
Die entsprechende Nachfrage kommt von einer sehr breiten Investorenbasis. Aus dem Privatkundenbereich mit dem grössten Asset-Pool sind dies zum Beispiel Banken, Vermögensverwalter, Family Offices und Individualanleger. Das institutionelle Kundensegment umfasst neben Pensionskassen und Versicherungen etwa auch Firmenkunden und Stiftungen.
Das Geschäft mit börsennotierten Indexfonds beruht auf Skaleneffekten, sprich es geht in der Regel um möglichst hohe Volumina. Inwieweit sind Lancierungen speziell für den Schweizer Markt vor diesem Hintergrund wirtschaftlich darstellbar?
Im Zuge des Ausbaus unserer Schweizer iShares-Plattform haben wir schon vor einiger Zeit ein flexibles Anteilsklassenkonzept lanciert. Dieses erlaubt uns, auch für kleinere Volumina spezielle Anteilsklassen anzubieten - nicht nur mit Währungsabsicherung, sondern beispielsweise auch mit Ausschüttung oder Akkumulierung laufender Erträge. Beim Launch dieses Anteilsklassenkonzeptes war für uns ganz wichtig, dank unserer Büros in Zürich und Genf sehr nah am Kunden vor Ort zu sein. So haben wir frühzeitig ein Gespür dafür entwickelt, welche zusätzlichen Lösungen in der Schweiz gefragt sind - und uns entsprechend aufgestellt.
Der Wettbewerb am ETF- Markt ist intensiv, nicht nur hierzulande. Mit welchen Stärken will BlackRock in diesem Umfeld gegenüber anderen Anbietern punkten?
Bei der Positionierung am Markt spielen vor allem drei Aspekte eine Rolle: Erstens unsere Erfahrung. iShares gibt es seit dem Jahr 2000. Damit waren wir einer der ersten ETF-Anbieter überhaupt, und wir haben uns das Vertrauen der Investoren über fast 20 Jahre erarbeitet. Zweitens verwalten wir als Weltmarktführer die höchsten Volumina in ETFs. Das führt zu engeren Spreads und höherer Liquidität und ermöglicht es institutionellen Kunden, auch grosse Beträge problemlos zu investieren. Drittens überzeugen wir mit unserer Produktphilosophie. Denn wir bleiben unserer Devise treu, Kunden Anlagemärkte effizient und transparent zu erschliessen.
Wie schätzen Sie die weiteren Wachstumsaussichten für ETFs insgesamt ein?
Die Erfolgsstory der ETFs mit Wachstumsraten in Europa von aktuell jährlich 15 Prozent wird sich aus unserer Sicht in den kommenden Jahren fortsetzen. Denn die wesentlichen Treiber des bisherigen Wachstums werden unserer Ansicht nach intakt bleiben - zum Beispiel neue regulatorische Standards, ein erhöhtes Kostenbewusstsein der Anleger sowie neue Vertriebsmodelle wie die zunehmende Verbreitung von Flat-Fee-Modellen im Private Banking und digitale Vermögensverwalter. In diesem Umfeld können ETFs mit ihrer intuitiven Verständlichkeit, besonders hohen Transparenz, günstigen Kosten und hohen Liquidität punkten. Wir erwarten deshalb, dass das verwaltete Vermögen in ETF weltweit sich in den kommenden fünf Jahren von rund fünf Billionen US-Dollar auf zwölf Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln wird. Europa wird noch stärker zulegen, von rund 700 Mrd. Euro auf knapp zwei Billionen Euro, sich also fast verdreifachen.
Bleiben Produkte auf Obligationen eines der Zugpferde innerhalb des Marktes?
Davon sind wir überzeugt. Wir schätzen die weitere Entwicklung in diesem Segment sogar noch positiver ein, als sie in den vergangenen Jahren ohnehin schon verlaufen ist. Daher erwartet BlackRock, dass sich das verwaltete Vermögen in Obligationen-ETFs bis zum Jahr 2024 auf zwei Billionen US-Dollar verdoppeln wird.
Was macht Sie so optimistisch?
Obwohl Obligationen-ETFs inzwischen eine Billion US-Dollar verwalten, entspricht dies weniger als einem Prozent des 105 Billionen US-Dollar schweren globalen Bond-Marktes. Der Raum für weiteres Wachstum ist also enorm. Zudem wollen wir weitere Kundensegmente erschliessen: Banken, Zentralbanken und Unternehmen halten momentan vor allem einzelne Bonds. Diese Marktteilnehmer beginnen gerade erst, ETFs einzusetzen.
Link zum Disclaimer
Ed Gordon ist Leiter iShares und Index Investing bei BlackRock Schweiz. In dieser Funktion verantwortet er seit 2018 über alle Kundensegmente hinweg das Schweizer Geschäft der iShares-Sparte, einschliesslich börsennotierter Indexfonds (auf Englisch: Exchange Traded Funds, kurz ETFs) und klassischer Indexfonds. Zudem ist er Mitglied des Executive Board der BlackRock Asset Management Schweiz AG. Gordon verfügt über rund 20 Jahre Erfahrung in der Investment-Branche. Er hat einen Abschluss in Finance, Controlling und Accounting der Hochschule St. Gallen und ist CFA-Charterholder.