«Weiterhin erfreuliches Wachstum»

20.01.2014
Herr Picard, was waren im abgelaufenen Jahr aus Sicht der Börse die wichtigsten Ereignisse im Schweizer ETF-Markt?
Erfreulicherweise wurden wiederum viele neue innovative ETFs an SIX Swiss Exchange kotiert - insgesamt 119 Produkte. Über die Hälfte davon steuerte die UBS bei. Hingegen wurden auch 67 ETFs zusammengelegt oder geschlossen und deshalb dekotiert.
Kann man daraus einen Trend für 2014 ableiten?
Wir glauben, dass die Konsolidierung weitergeht. Die Produktanbieter prüfen die Rentabilität ihrer Palette genau, was zu weiteren Dekotierungen führen dürfte. Gleichzeitig fokussieren die Anbieter verstärkt auf Innovation, um den Kunden Mehrwert zu bieten. Entsprechend sehen wir einige interessante Produkte von verschiedenen Anbietern in der Pipeline. Nach wie vor ein grosses Thema ist die Währungsbesicherung.
Wenn Sie Bilanz für 2013 ziehen, sind Sie zufrieden? Wie sah das Handelsvolumen versus 2012 aus?
Sehr zufrieden: 2013 war das zweitbeste Jahr mit einem ETF-Umsatz von 90,7 Mrd. Franken. Dies bedeutet einen Zuwachs von rund 20 Prozent im Vergleich mit 2012. Ans Rekordjahr 2011 mit 100 Mrd. Franken Umsatz sind wir leider nicht ganz herangekommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass diese Marke im laufenden Jahr wieder erreicht wird.
Konnten Sie neue Emittenten willkommen heissen? Gab es Abgänge?
Wir hatten mit Vanguard prominenten Zuwachs auf der Seite der Produktanbieter. Gleichzeitig ging bei der Integration der Credit Suisse ETFs in BlackRock/iShares ein Anbieter verloren.
Erwarten Sie im laufenden Jahr zusätzliche Adressen oder ist das vertraulich?
Wir sind laufend mit interessierten Produktanbietern im Gespräch und glauben auch, dass wir zusätzliche Namen an der Schweizer Börse begrüssen dürfen. Durch die angesprochene Konsolidierung sind viele potentielle ETF-Emittenten jedoch etwas zurückhaltender geworden, sodass wir keine Termine oder Namen nennen können.
Gehen Sie von einem weiteren Wachstum des Handelsvolumens aus? Wenn ja, von welcher Seite kommen die hauptsächlichen Wachstumstreiber?
Die treibende Kraft des ETF-Wachstums in Europa sind die institutionellen Kunden, deren Kreis beständig wächst. Auch sehen wir beim Retail-Kunden weiteres Potential und erwarten in naher Zukunft einen Anstieg der ETF-Nachfrage.
Welche Platzierung hat SIX Swiss Exchange im ETF-Handel auf der Rangliste der europäischen Börsen?
Mit knapp 15 Prozent Marktanteil beim Handelsvolumen nehmen wir den dritten Platz ein, etwa auf Augenhöhe mit Euronext; vor uns liegen nur noch die London Stock Exchange Group und die Deutsche Börse. Dies ist ein toller Erfolg, auf dem wir weiter aufbauen wollen.
Sie haben ja nicht nur den ETF-Hut auf, sondern zusätzlich auch jene für das ETP-Segment und das im März seinen ersten Geburtstag feiernde Sponsored Funds-Segment? Wie lief da das Jahr 2013?
Im ETP-Segment werden besicherte Forderungsrechte gleich wie ETFs an SIX Swiss Exchange gehandelt, wobei zurzeit nur Produkte auf Rohwaren zugelassen sind. Zwar schwächelte der ETP-Umsatz im letzten Jahr, dafür ist das neue Segment für Sponsored Funds erfreulich gestartet. Aktuell sind über 300 Anlagefonds von verschiedenen Anbietern zum Handel zugelassen. Nach dem Launch mit Bank Julius Bär konnten wir im November auch noch die ZKB als zweiten Sponsor an Bord holen. Unser Ziel für 2014 ist es, die attraktiven Vorteile dieses neuen Segments noch breiter bekannt zu machen.
Können Sie das Sponsored Funds-Segment etwas näher erklären?
Ein Handelsteilnehmer an SIX Swiss Exchange tritt als Sponsor auf und lässt traditionelle Anlagefonds zum Handel an der Schweizer Börse zu. Der Sponsor verpflichtet sich zum Market Making in diesen Fonds und zur Lieferung der jeweils wichtigsten Daten wie Ausschüttungen etc. Grösster Vorteil für den Investor ist, dass er seine Fondsanteile an der Börse jederzeit kaufen und verkaufen kann - genau wie Aktien. Bisher war dies bei herkömmlichen Fonds nur im Primärmarkt mittels Forward Pricing möglich. Insbesondere bei volatilen Märkten ist die Ausführungsmöglichkeit via SIX Swiss Exchange von grossem Vorteil. Oder möchten Sie Ihre Nestlé-Aktien heute früh verkaufen mit einem unbekannten Schlusskurs von morgen Abend?
Das hört sich in der Tat interessant an. Gibt es so etwas auch an anderen europäischen Börsen oder hat SIX Swiss Exchange hier eine Vorreiterrolle?
Es gibt ähnliche Segmente in Deutschland. Doch im Gegensatz zu jenen sind die angezeigten Preise an der Schweizer Börse direkt ausführbar und nicht nur Indikationen. Dies ist ein kleiner, aber sehr wichtiger Unterschied.
Die Schweizer Börse bietet den Handel mit ETFs, ETPs, Fonds und Strukturierten Produkten an. Habe ich etwas vergessen?
Die grössten Handelssegmente an der Schweizer Börse sind nach wie vor Aktien - insbesondere die bekannten Blue Chips aus dem SMI und SLI- Index - sowie Anleihen. Bei den Aktien gehören wir punkto Marktkapitalisierung zu den grössten Börsen in Europa! In all unseren Segmenten bietet der börsliche Handel den Investoren viele Vorteile: dadurch, dass die Schweizer Börse Transparenz und Gleichbehandlung sämtlicher Marktakteure sicherstellt, leistet Sie einen wesentlichen Beitrag zum Anlegerschutz. An der kommenden Fonds’14, die am 5. und 6. Februar im Kongresshaus Zürich stattfindet, möchte ich die Leserinnen und Leser einladen, uns an unserem Stand K.20 zu besuchen, um ihnen die Vorteile von ETFs, ETPs, Sponsored Funds sowie des börslichen Handels persönlich aufzuzeigen.
Alain Picard ist bei SIX Swiss Exchange zuständig für die Weiterentwicklung und Vermarktung des ETF-Segments und pflegt die Beziehungen zu Produktanbietern und Market Makern. Zudem zeichnet er für die Einführung neuer Finanzproduktsegmente (wie das im November 2010 lancierte ETP-Segment und das im März 2013 lancierte Sponsored Funds-Segment) verantwortlich. Seit 2011 leitet er das Produktmanagement aller Handelssegmente sowie die Händlerausbildung. Alain Picard hält einen Bachelor in Betriebswirtschaft sowie einen Master of Advanced Studies (MAS) in Private Banking & Wealth Management von Schweizer Fachhochschulen.