Wenn die Volatilität steigt, entscheiden sich Anleger für aktives Management

06.08.2015
Frau Bretschneider, MFS hat eine Umfrage durchführen lassen, die das Vertrauen der Anleger in aktives Management untersucht. Entsprechen die Ergebnisse Ihren Erwartungen?
Der Active Investing Sentiment Survey von MFS zeigte, dass drei Viertel der europäischen Investoren sich für aktive Manager entscheiden. Sie wollen damit ihr Kapital schützen, da sie insbesondere im aktiven Risikomanagement eine Möglichkeit sehen, auf steigende Volatilität der Märkte zu reagieren, ohne Verluste zu riskieren. Der Kapitalschutz ist für 72 Prozent der befragten professionellen Investoren das wichtigste Auswahlkriterium für aktive Manager. Und die Erfahrung gibt ihnen Recht: Aktive Manager können Verlustrisiken steuern, durch sorgfältige Analysen und einer guten Einzeltitelauswahl.
Darum haben global viele aktive Manager, trotz fallender Kurse, deutlich besser abgeschnitten als der Markt. Eine von Morningstar durchgeführte Analyse belegt, dass in den letzten 25 Jahren bei fallenden Märkten ein Viertel der besten Aktivmanager 7,6 Prozentpunkte Mehrertrag erzielten¹.
Verhalten sich Schweizer Investoren ebenso?
Was die Volatilitätserwartungen angeht, sehen es die Schweizer Anleger fast wie der Rest Europas. Zwei Drittel von ihnen erwarten einen Anstieg der Volatilität in den nächsten 12 Monaten.
In Bezug auf den Kapitalschutz sind die Schweizer Anleger im Vergleich zu den internationalen Investoren noch eindeutiger. 80 Prozent (gegenüber 60 Prozent) sind überzeugt, dass aktive Strategien vor allem bei fallenden Märkten ihre Vorzüge ausspielen können. Zwei Drittel von ihnen legen dabei besonders Wert auf fundamentales Research und eine gesicherte Risikoauswahl, die ihnen nur qualifizierte aktive Manager bieten können.
Besonders wichtig sind den Schweizer Anlegern der aktive Risikomanagement-Prozess und der Investment-Selektionsprozess (je 84 Prozent) sowie die Überzeugung für eine langfristige Investition (64 Prozent).
Diese Zahlen wirken sehr überzeugend und die Nachfrage ist verständlich - doch wie erkennt man einen qualifizierten aktiven Manager?
Wichtig ist, dass ein aktiver Manager überzeugende Ideen entwickelt und erfolgreich umsetzt.
Drei Viertel der befragten europäischen Investoren nannten Mehrertrag über mehrere Marktzyklen als eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines aktiven Managers. 71 Prozent halten einen stabilen Investmentprozess und 58 Prozent eine aktive Einzelwertauswahl für sehr wichtig.
Wir sind überzeugt, dass man einen kompetenten aktiven Manager an bestimmten Merkmalen erkennen kann: diszipliniertes Research und Portfoliomanagement und eine konsequente Umsetzung der Prozesse, langfristige Überzeugungen als Grundlage für klar definierte Portfolios, lange Haltedauern und Mehrertrag in volatilen Zeiten. Detailliert haben wir dies in einem Marktkommentar zusammengefasst: Kompetenz ist durch nichts zu ersetzen.
Die Umfrageergebnisse bestätigen dies: 77 Prozent aller Teilnehmer investieren ihr Kapital in aktiv gemanagte Strategien. 79 Prozent aller Befragten in Europa gaben an, dass aktive Strategien für sie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden.
In welcher Weise unterscheiden sich die aktiven Strategien eines kompetenten Managers gegenüber passiven Produkten?
Entscheidend ist die langfristige Performance. Das spiegelt sich auch in der Meinung der Anleger wieder. Angesichts der derzeitigen Marktsituation sahen über zwei Drittel der Befragten der MFS Umfrage ihre grösste Sorge in der kurzfristigen Performance (auf Sicht von 12 Monaten).
Aktiv gemanagte Strategien streben Mehrertrag über einen vollen Marktzyklus an, der sowohl steigende als auch fallende Märkte umfasst. Eine sorgfältige Einzelwertauswahl und Geduld sind der Schlüssel zu hohen risikoadjustierten Erträgen.
Auch wenn passive Strategien in letzter Zeit gefragt waren und das Umfeld für aktives Management nicht immer einfach ist, bevorzugen professionelle Investoren aktive Manager.
Aber ist es nicht so, dass aktive Strategien unter anderem wegen des aufwendigen Researchs höhere Kosten verursachen?
Von 1995 bis 2013 haben die Portfolios mit dem höchsten Active Share bzw. den grössten Abweichungen von der Benchmark ihren Vergleichsindex um 1,9 Prozentpunkte übertroffen².
Und die Anleger sind bereit für Strategien, die hohe Langfristerträge bieten, mehr zu zahlen. In der Schweiz sind es 84 Prozent, die für eine Überrendite über fünf Jahre bereit sind, mehr zu bezahlen, bei einer Überrendite von 10 Jahren sind es noch 44 Prozent.
Aktiv versus passiv, wer wird also das Rennen machen?
Seit der SMI zum Ende der Finanzkrise im März 2009 um 166 Prozent anstieg, erhält das Management von Verlustrisiken immer stärkere Beachtung. Über die Hälfte der Schweizer Anleger (52 Prozent) sind überzeugt, dass aktives Management die beste Strategie bei fallenden Märkten ist, während trotz deutlicher Zuflüsse in den letzten Jahren nur 32 Prozent ihr Vertrauen in passives Management bekundeten.
Trotz hoher Inflows in passive Strategien und einigem Gegenwind in der letzten Zeit bleibt aktives Management die bevorzugte Investitionsmethode. Bei 80 Prozent der Schweizer Anleger wird aktives Management künftig eine entscheidende Rolle in ihren Portfolios spielen. Schon heute verwalten 81 Prozent ihr Vermögen in aktiven Strategien.
¹ Analyse auf Basis von Morningstar-Daten. Steigende/fallende Märkte: Kalenderjahre, in denen der S&P 500 stieg/fiel (1990-2014). Oberstes Quartil und Median der Morningstar-Kategorie Large Blend. Mehrerträge gegenüber dem S&P 500 TR Index nach Abzug aller Gebühren (einschliesslich 12b-1), aber ohne Berücksichtigung der Ausgabeaufschläge Die Analyse umfasst alle Anteilklassen und enthält inzwischen aufgelöste oder fusionierte Fonds, aber keine Indexfonds. Jahre mit Verlusten: 1990, 2000, 2001, 2002 und 2008. Falls verfügbar, verlängerte Performancehistorie. Bei der verlängerten Performance wird die Wertentwicklung einer neuen Anteilklasse um die des Originalportfolios ergänzt, damit Anleger sehen können, wie sich das Portfolio im Zeitablauf insgesamt entwickelt hat.
² Cremers, M. and Ankur Pareek, 2014, «Patient Capital Outperformance: The Investment Skill of High Active Share Managers Who Trade Infrequently,» Working Paper. Annualisierte Erträge im Vergleich zur eigenen Benchmark des Fonds (falls vorhanden), ansonsten im Vergleich zu der Benchmark, gegenüber der der Active Share am niedrigsten ist. US-Publikumsaktienfonds 1995-2013. Erträge nach Abzug aller Gebühren (einschließlich 12b-1), aber ohne Ausgabeaufschläge. Active Share berechnet als Summe der absoluten Einzelwertgewichtsdifferenzen zwischen Portfolio und Index geteilt durch 2.
Anna Bretschneider ist seit 2007 Sales Director bei MFS International Limited mit Zuständigkeit für die Schweiz, für Österreich und Luxemburg und seit 2014 Managing Director der MFS International Switzerland GmbH. 2001 kam sie zu MFS und wurde 2003 zur Länderchefin für Deutschland und Österreich ernannt. Zur Umfrage MFS Investment Management hat die Umfrage zusammen mit CoreData Research durchgeführt, einem unabhängigen Researchanbieter. Befragt wurden Finanzberater, institutionelle Investoren und professionelle Anleger in Nordamerika, Lateinamerika, Europa und im Pazifischen Raum. Zu den 1'083 Teilnehmern zählten: 700 Finanzberater, 258 institutionelle Investoren und 125 professionelle Anleger. In Europa wurden 158 institutionelle Investoren und professionelle Anleger befragt (83 institutionelle Investoren und 75 professionelle Anleger). Um an der Umfrage teilnehmen zu können, mussten die Befragten für das Management, die Einzelwertauswahl oder die Kontrolle von Vermögen von Privatanlegern, Pensionsfonds, Stiftungen oder ihres eigenen Unternehmens verantwortlich sein. Die Umfrage fand zwischen dem 28. April 2015 und dem 1. Juni 2015 statt. Den Befragten wurde nicht mitgeteilt, dass MFS die Umfrage in Auftrag gegeben hat.