Wenn erfreulich und unerfreulich dicht nebeneinander liegen

18.03.2016
Herr Meyer zu Drewer, in wenigen Tagen geht das 1. Quartal zu Ende. Möchten Sie schon eine Bilanz ziehen?
Nach dem für viele Anleger versöhnlichen Ausklang des Jahres 2015 waren viele Investoren sehr positiv für 2016 gestimmt. Umso unerfreulicher dann die Bewegungen an den weltweiten Kapitalmärkten zu Beginn des neuen Jahres. Die im August 2015 aufgebrochenen Sorgen um China nahmen einmal mehr zu. Dazu kam die Entwicklung bei den Rohstoffen. Zuvorderst die weiter fallenden Rohölpreise, die andererseits Autofahrer täglich erfreuten. Auch wenn der Preisverfall im Moment gestoppt zu sein scheint. Ergänzt wurde das Szenario noch um anziehende Goldpreise, einen stark schwankenden Dollar, der im Laufe des Jahres 2016 bei Parität gesehen wird, und generell hoher Volatilität im Markt. Also alles andere als ein perfekter Start.
Weshalb auch die Rede war vom schlechtesten Jahresauftakt aller Zeiten. Konnten ComStage ETFs dennoch profitieren?
Natürlich konnten wir uns den Kursrückgängen bei Aktien nicht entziehen. Aber das ist ja auch nicht Ihre Frage. Haben wir Mittelzuflüsse gesehen? Ja, in der Tat blicken wir auf ein bislang erfreuliches erstes Quartal zurück. Anleger haben einerseits die Gunst der Stunde - eigentlich müsste man sagen, die günstigen Gelegenheiten der ersten drei Monate - genutzt und vor allem bei Standardindizes nachgekauft. Statistiken zeigen, dass darunter auch viele Privatanleger waren, die sich sonst in solchen Marktphasen oft eher zurückhalten. Andererseits wurden aber auch Neuengagements eingegangen. Der steigende Goldpreis und in der Folge anziehende Kurse bei Goldminenaktien haben dazu geführt, dass wir entsprechende Nachfrage nach dem ComStage ETF auf den NYSE Arca Gold BUGS hatten.
Wie sah es bei Fixed Income ETFs und Rohstoffen generell aus?
ComStage ETFs auf Renten sahen ebenfalls deutliche Nachfrage. Trotz der niedrigen und häufig gar nicht mehr gegebenen Verzinsung. Hier spielt natürlich eine Rolle, dass Multi-Asset-Fonds zunehmend auf preisgünstige und flexibel einsetzbare ETFs setzen. Und dass viele quantitative Modelle die Marktturbulenzen vorhergesehen haben und dann aus Aktienengagements in Bond ETFs umschichtet haben. Bei Rohstoffen sind Anleger bereits seit Mitte letzten Jahres langsam, aber kontinuierlich zurückgekommen. Sie kennen meine Interpretationen: Neben der Preisentwicklung spielt bei Rohstoffen der Diversifikationseffekt eine grosse Rolle. Ausserdem erwarten viele Analysten, dass spätestens Mitte 2016 die Rohstoffpreise wieder anziehen sollten.
Jüngst hat ComStage einen der renommiertesten Preise in der Finanzindustrie gewonnen. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung als «ETF Haus des Jahres».
Vielen Dank! Das ist sehr nett von Ihnen. Natürlich sind wir als kleineres Team sehr stolz darauf. Der «Goldene Bulle», unter welchem Begriff dieser Preis auch bekannt ist, belohnt unsere Arbeit. Ausgezeichnet wurde die Wertentwicklung unserer ETFs, also die Produktqualität. Und daran arbeiten wir natürlich kontinuierlich. Übrigens waren es erstmals die gleichen Massstäbe, die auch bei unseren aktiven Kollegen angelegt werden. In den letzten Jahren hatten wir auch schon auf dem Treppchen gestanden - diesmal dann ganz oben. Also nochmal herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben. Und natürlich an unsere Anleger, die uns täglich ihr Vertrauen schenken!
Wie sieht Ihre Produktplanung fürs laufende Jahr aus?
Ein Schwerpunkt sind die vollreplizierenden ComStage ETFs, bei denen bereits im Prospekt die Wertpapierleihe ausgeschlossen ist. Wir haben sehr positive Resonanz dazu bekommen. In diesen Tagen führen wir die vier ETFs der ComStage 1 Serie in der Schweiz ein. Die Kollegen dort können sich über Interesse und Nachfrage nicht beschweren. Auf der anderen Seite beobachten wir sorgfältig das langsam wieder anziehende Interesse an Schwellenländern.
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das globale ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Vor dem Wechsel zu ComStage und nach der Tätigkeit im Vorstand des ETF-Anbieters INDEXCHANGE, heute iShares Deutschland, war er bei Société Générale beschäftigt, wo er das Geschäft mit Lyxor Exchange Traded Funds in Deutschland und Österreich aufbaute und leitete. Erfahrungen auf der aktiven Verwalterseite sammelte er als Fondsmanager bei ADIG Investment und als Leiter des Fondsmanagement der Activest in München.