White Label Funds - UBS profitiert von anhaltender Nachfrage

Executive Director, Head Business Development Switzerland, UBS Fund Management Services
UBS Asset Management, Zürich
ubs.com
26.06.2020
Herr Fischer, bildet Ihr Geschäft eine eigene Einheit oder ist es mit dem UBS-Konzern eng verzahnt?
UBS Fund Management Services («UBS FMS») mit über 120 Mitarbeitenden ist ein strategischer Teil von UBS Asset Management, welches wiederum eine der vier Divisionen der UBS-Gruppe ist. Die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen UBS-Kundensegmenten ist insbesondere in der Schweiz zentral. Zu unseren Kunden zählen primär Vermögensverwalter, Banken, institutionelle Anleger und Family Offices, welche jeweils ebenfalls von dedizierten Teams innerhalb der UBS-Gruppe betreut werden. Persönlich erachte ich es als wesentlichen Vorteil, Teil der UBS-Gruppe zu sein, um eine grosse Dienstleistungsbreite auch aus den eigenen Reihen anbieten zu können. Gewisse Kunden wünschen ausdrücklich eine Lösung aus einer Hand. Anderen Kunden bieten wir jedoch auch massgeschneiderte Lösungen in Kooperation mit Drittdienstleistern. Fundamental für unser Business-Modell ist, dass unsere Kunden für alle Belange des Fonds jeweils direkt aus der Einheit von UBS FMS von dedizierten Fonds-Experten betreut werden, welche allfällige weiteren Dienstleistungen aus der Gruppe zentral koordinieren.
Wie kann man sich eine Arbeitswoche von Ihnen vorstellen?
Eine White-Labelling-Partnerschaft zeichnet sich insbesondere durch ihre Langfristigkeit aus. Mit vielen unserer rund 80 White-Label-Kunden verbindet uns eine langjährige, oft auch jahrzehntelange Beziehung, welche von Vertrauen und gegenseitigem Verständnis geprägt ist. Vor dem Eingehen einer Bindung gilt es daher gegenseitig zu prüfen, inwiefern die beiden Parteien sich ideal ergänzen, um darauf aufbauend die optimale Struktur zusammen in enger Partnerschaft zu erarbeiten. Mir ist ebenfalls wichtig, mit den bestehenden Kunden regelmässigen Kontakt zu pflegen, um Konsistenz und Einhaltung des Leistungsversprechens sicherzustellen sowie frühzeitig Entwicklungen bei unserer Schweizer Kundschaft wahrzunehmen und Trends zu antizipieren. Daher verbringe ich einen grossen Teil meiner Arbeitswoche in Gesprächen mit bestehenden und potenziellen Kunden.
Angesichts von Covid-19 hat sich auch unser Alltag geändert. Dies im Besonderen hinsichtlich der Interaktion mit unseren Geschäftspartnern. Dass es uns gelungen ist, auch während des Lockdowns neue Geschäftsbeziehungen einzugehen, werte ich als äusserst positiv. So sind wir als Einheit derzeit ausgelastet mit Vorbereitungsarbeiten für die Lancierung von Fonds sowohl mit Domizil Schweiz als auch Luxemburg. Allerdings hoffe ich sehr, dass persönliche Begegnungen - mit entsprechenden Abstands- und Hygienemassnahmen - bald wieder möglich sein werden, da meines Erachtens auch mit modernsten Kommunikationsmitteln die Qualität eines persönlichen Gesprächs nicht ersetzt wird.
Strukturieren Sie Fonds aus Zürich heraus ausschliesslich nach Schweizer Recht oder stehen Ihren Kunden auch andere Domizile zur Verfügung?
Unsere Schweizer Fondsleitung ist gemessen an den verwalteten Vermögen mit über 400 Mrd. Schweizer Franken die grösste Fondsleitung der Schweiz. Dabei stammt mehr als die Hälfte der Vermögen aus Strukturen unserer White-Label-Kunden. Schweizer Strukturen sind und bleiben daher in unserem Heimmarkt von grösster Bedeutung. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Schweizer Bevölkerung 1992 gegen eine EWR-Mitgliedschaft entschieden hat und Schweizer Fonds für ausländische Investoren weiterhin oft mit steuerlichen Nachteilen verbunden sind, ist deren Einsatz jedoch auch unter der neuen Gesetzgebung mehrheitlich auf Schweizer Territorium begrenzt.
Viele unserer Schweizer Kunden sind jedoch auch ausserhalb der Schweiz tätig oder möchten ihr Angebot insbesondere auch europäischen Kunden anbieten. Den Bedürfnissen unseren Kunden folgend, stellen wir unseren White-Labelling-Partnern in der Schweiz bereits seit über 20 Jahren ebenfalls unsere Luxemburger Plattform zur Verfügung. Unsere Kapitalverwaltungsgesellschaft in Luxemburg ist gemäss dem letzten «PWC Management Company Barometer» auf Position 4 und ist somit eine der grössten und stärksten Kapitalverwaltungsgesellschaften im Markt. Um bestmöglich auf die Kundenwünsche und -Bedürfnisse eingehen zu können, bieten wir bei Bedarf im Weiteren unsere Irische Plattform an, wobei wir von der Möglichkeit des «Passporting» unserer Luxemburger Kapitalverwaltungsgesellschaft profitieren.
Welche Schweizer Konstruktionen werden zurzeit am stärksten nachgefragt?
In der Schweiz stellen wir seitens institutioneller Investoren wie Vorsorgeeinrichtungen weiterhin eine hohe Nachfrage nach eigenen Fondsvehikeln nach Schweizer Recht fest. Dies als Folge der erhöhten Ansprüche einer zeitgemässen Governance und zur flexiblen Umsetzung von massgeschneiderten Anlagestrategien.
Bei auf die Schweiz fokussierten Inlandbanken und Vermögensverwaltern stellen wir weiterhin eine hohe Anzahl an Anfragen bezüglich der Umsetzung von eigenen Strategiefonds nach Schweizer Recht für den Retailvertrieb fest. Einer der Gründe ist sicherlich auch hier das Zinsumfeld, welches das klassische Sparen sowohl für die Banken als auch die Sparer selbst unattraktiv macht. Teilweise verknüpfen wir auf Nachfrage unser White-Label-Angebot gleichfalls mit einzelnen Portfolio-Management-Bausteinen von UBS Asset Management, um die Investmentkompetenz des Kunden sinnvoll zu ergänzen. Der anhaltende Bedarf an Investitionen in liquide wie auch illiquide alternative Anlagen äussert sich konkret in der Lancierung eines entsprechenden vertraglichen Fonds (übriger Fonds für alternative Anlagen) und in einer Kommanditgesellschaften für kollektive Kapitalanlagen (KmGK)
Sie hören und sehen vieles: gibt es einen grossen Trend im Fondsmarkt?
Als White-Label-Anbieter sind auch wir den generellen Trends der Anlageverwaltung unterworfen. Auch wenn Covid-19 kurzfristig die Prioritäten und den Fokus etwas verschoben hat, sehen wir die wichtigsten Wachstumstreiber weiterhin in der nachhaltigen und die gesellschaftlichen Auswirkungen einzubeziehende Verwaltung von Anlagen (ESG), dem Bedarf an einer effizienten passiven Anlageumsetzung in entsprechend effizienten Märkten und einer nach wie vor hohen Nachfrage nach Privatmarktanlagen.
Im Bereich der nachhaltigen Anlagen werden vermehrt auch von institutionellen Anlegern eigene Gefässe nachgefragt, um sodann die gemäss Wertvorstellung und Präferenzen massgeschneiderte Investmentlösung umzusetzen. Hierbei arbeiten wir eng mit unseren Kollegen vom Portfolio Management zusammen, so dass wir gemeinsam optimal auf den Kunden angepasste White-Labelling-Lösungen sowohl mit aktiver als auch passiver Umsetzung anbieten können.
Obwohl gewisse Privatmarktanlagen ebenfalls von Covid-19 stark beeinflusst werden, sehen wir eine weiterhin hohe Nachfrage. Die historisch tiefen Zinsen scheinen durch den wirtschaftlichen Einbruch eher noch länger zu bestehen, was entsprechende Anlagen in alternative Anlagen mit tiefer Korrelation insbesondere zu den derzeit hoch bewerteten Aktienmärkten weiter unterstützt. Diesbezüglich erwarten wir im Fondsdomizil Schweiz gleichfalls Rückenwind vom Limited Qualified Investor Fund (L-QIF). Dieser unter anderem vom Luxemburger RAIF inspirierte Fonds unterliegt keiner Genehmigungspflicht durch die Finma und ermöglicht qualifizierten Anlegern, innovative Produkte rascher und kostengünstiger auf den Markt zu bringen. Der politische Prozess ist aufgrund Covid-19 leider etwas verzögert und die ersten Schweizer L-QIF’s werden daher voraussichtlich nicht vor 2022 lanciert werden.
Link zum Disclaimer
Innerhalb von UBS Asset Management, Fund Management Services, ist Marc Reto Fischer verantwortlich für die Geschäftsentwicklung der Schweiz. In dieser Funktion ist er hauptsächlich für die Beratung von potenziellen und bestehenden Kunden hinsichtlich Strukturierung und Aufbau von Fondstrukturen in der Schweiz, in Luxemburg und in Irland zuständig. Marc Fischer ist Inhaber des Masterabschlusses der Wirtschaftswissenschaften der Universität St. Gallen (lic.oec. HSG) und Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA).