Wichtiger als Grösse ist die Qualität und Brauchbarkeit

27.03.2019
Herr Dr. Partin, Ihr Unternehmen hat sich in jüngster Zeit deutlich verändert. Können Sie ein Update geben?
Ja, das ist wohl wahr. In letzter Zeit hat sich viel getan. Zusammen mit der Luxemburger Firma F2C und der englischen FE bilden wir nun eine Gruppe mit dem Namen «FE fundinfo», die bezüglich Dienstleistungen, Standorten und Ressourcen um ein Vielfaches breiter aufgestellt ist als es die fundinfo vor zwei Jahren war.
Was war der entscheidende Katalysator für diesen Sprung?
Das war eindeutig der Einstieg der englischen Private-Equity-Firma Hg. Diese hat sich auf Technologie- beziehungsweise Datenfirmen mit überdurchschnittlichem Wachstum spezialisiert und verfügt über fundierte Kenntnisse in der Finanzindustrie. Sie war es auch, die uns davon überzeugte, dass sich der Markt für Finanz- oder, in unserem Fall, für Fondsinformationen konsolidieren wird, da einerseits die Fondshäuser, andererseits aber auch die Fondsdistributoren immer grösser und internationaler werden.
Schon bei den ersten Treffen sprach Hg von einer «buy and build»-Strategie. Das heisst, durch den Zukauf passender Firmen soll das Wachstum nochmals beschleunigt werden und aus den einzelnen Teilen etwas eigenständig Grösseres entstehen.
Wie sieht das gesellschaftsrechtlich aus? - Werden die Firmen fusioniert?
Nein, gesellschaftsrechtlich würde man wohl von nationalen Schwesterfirmen sprechen, die unter dem gemeinsamen Dach einer UK-Firma agieren. Nach aussen wird man in Zukunft aber unter dem Namen «FE fundinfo» auftreten.
Welches sind die wichtigsten Dienstleistungen, die fundinfo heute anbietet?
Schaut man sich nur die fundinfo an, hat sich nicht sehr viel geändert. Wir betrachten uns immer noch als die Experten, wenn es um die Publikation und die Verteilung von Fondsdaten und Fondsdokumenten geht.
… und welche werden es in Zukunft sein?
Das ist der springende Punkt. Unsere Luxemburger Kollegen von F2C haben sich auf das Datenmanagement für die Fondshäuser spezialisiert und decken damit einen Bereich in der
Wertschöpfungskette ab, der vor dem unsrigen liegt. Financial Express (FE) hingegen ist nicht nur die Nummer 1 bei Dienstleistungen für die englischen Independent Financial Advisers (IFA), sondern bietet mit ihren dynamischen Daten, Web-Lösungen und Analysetools Dienstleistungen an, die weder F2C noch die fundinfo zuvor anbieten konnten.
Sie sehen also, dass sich die drei Firmen nicht nur hinsichtlich der Regionen, sondern auch hinsichtlich der Produktepalette nahezu ideal ergänzen.
Die Kunst wird nun darin liegen, diese Dienstleistungen länderübergreifend, aus quasi einer Hand unseren bestehenden und neuen Kunden anbieten zu können. Bisher sieht das sehr vielversprechend aus. Dennoch sollte man die Arbeit nicht unterschätzen, die es braucht, um aus drei grossartigen Teilen ein noch besseres Ganzes zu formen.
Was bedeutet Grösse in Ihrem Geschäft?
Es gibt viele Möglichkeiten, Grösse zu messen. Umsatz, Mitarbeitende, Anzahl Kunden sind nur ein paar Beispiele. Für uns wohl am Bedeutendsten ist der Bekanntheitsgrad. Und da haben wir gerade enorm zugelegt.
Grösse, oder vielleicht eher noch das schnelle Wachstum bringen jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. Waren wir bei der fundinfo vor zwei Jahren noch gut 60 Personen, sind es heute in der Gruppe schon über 600. Auch in meinem Bereich, der Technologie, hat sich die Mitarbeiterzahl gut verzehnfacht und das nun in vier statt zuvor nur in zwei Ländern. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Firmen vor ein paar Jahren noch ohne Screencasts und Video- Konferenzen gemacht haben. Vermutlich ging einfach alles viel langsamer.
Wichtiger als die Grösse erscheint mir aber die Qualität und die Brauchbarkeit unserer Produkte und Dienstleistungen. Denn sind diese nicht gegeben, hilft auf Dauer Grösse überhaupt nichts.
Link zum Disclaimer
Dr. Michael Partin studierte Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefungsrichtung Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen. Anschliessend erfolgte die Promotion im Bereich «Strategien von Privatbankiers» mit Abschluss 1992. Vor dem Studium absolvierte er eine Banklehre bei Georg Hauck und Sohn, Bankiers KGaA (heute Hauck und Aufhäuser) in Frankfurt. Bei der Cantrade Privatbank AG (heute Julius Bär) in Zürich war Partin im Bereich Finanzanalysen und Portfolio Management tätig. Danach erfolgte der Wechsel zur Bank Leu AG (heute Credit Suisse) in Zürich als Leiter Investment Management. Michael Partin ist Gründungspartner und Chief Information Officer (CIO) der fundinfo AG.