«Wir sehen attraktive Chancen im hypothekenbesicherten US-Anleihemarkt»

10.03.2017
Herr Peters, die neue US-Regierung hat viele Pläne: wie sehen Sie die Wirtschaftsaussichten für Amerika?
Wir haben einen positiven Ausblick für die US-Wirtschaft. Natürlich ist es weiterhin zu früh, den möglichen Effekt der Wirtschafts- und Steuerpolitik der Trump-Regierung vollends abzuschätzen. Das weiterhin gute Konsumklima und das Ende der fiskalischen Bremse der letzten Jahre bereiten jedoch einen guten Nährboden für das Wirtschaftswachstum.
… und wie wird Ihrer Meinung nach die Fed reagieren?
Die Fed wird unseres Erachtens die Leitzinsen schrittweise in diesem Jahr erhöhen. Es ist nicht von einer dramatischen Erhöhung auszugehen, sondern von einer graduellen Anpassung an ein stärkeres Wachstumsumfeld, einen festen Arbeitsmarkt und eine anziehende Inflationsrate.
Wie sollten in diesem Umfeld Investoren die USA in ihren Portfolios allokieren?
Auf der einen Seite hält dieser Ausblick dazu an, zyklisches Risiko in den USA eingehen zu wollen. Zum anderen ist aber eben dieses Risiko recht teuer in den traditionellen Anlageklassen Aktien und High-Yield-Unternehmensanleihen. Eine attraktive Alternative hierzu stellen hypothekenbesicherte Anleihen aus den USA dar.
Was bekommt man heute für hypothekenbesicherte Anleihen?
Der Begriff «hypothekenbesicherte Anleihen» umfasst ein weites Spektrum an Anleihen. Interessant sind vor allem diejenigen Anleihen, die keine Garantie des Kupons und des eingesetzten Kapitals enthalten, also ein Kreditrisiko umfassen. Ein Teil dieser Anleihen, beispielsweise CRT-Anleihen, werden als Floating Rate Notes emittiert und haben weiterhin eine attraktive Risikoprämie. Dadurch lässt sich heute ein Portfolio aus hypothekenbesicherten Anleihen bestücken, das eine laufende Verzinsung von rund 5 Prozent bei einer Duration von lediglich zwei Jahren aufweist.
Am US-Häusermarkt haben sich in 2008 viele Investoren die Finger verbrannt, was sind aktuell die Risiken?
Wie immer gilt: Ohne Risiko keine Rendite. Allerdings wäre es nicht angemessen, den Markt undifferenziert aufgrund der damaligen negativen Erfahrung beiseite zu schieben. Das machen Sie ja bei Aktien auch nicht. Denn wir sollten anerkennen, dass die Kreditvergabestandards in den USA seit der Krise deutlich restriktiver geworden sind. Das grösste Risiko für den Markt ist ein unerwarteter nachhaltiger Wirtschaftsabschwung, der eine schlechtere Arbeitsmarktsituation nach sich zieht. Dann käme der Markt, wie andere Risikoanlagen auch, unter Druck.
Markus Peters ist Senior Portfolio Manager im Fixed Income Team von AB (AllianceBernstein). In seiner Funktion als Experte für Fixed-Income-Märkte und -Anlagestrategien ist er insbesondere für den deutschsprachigen Markt zuständig. Vor seiner derzeitigen Tätigkeit war er mit einem ähnlichen Aufgabengebiet im Anleihenteam von M&G Investments betraut. Markus Peters verfügt über einen MSc in «Politics and Government in the European Union» von der London School of Economics und einen M.A. von der RWTH Aachen.