«Wir bewegen uns weit weg vom Index»

21.07.2016
Herr McNeil, wie präsentiert sich Ihr Anlageuniversum für die Verwaltung des Investment Grade Global Bond Fund?
Der Fonds wurde vor fast zehn Jahren zum Vertrieb zugelassen und kann weltweit in 9’500 Bonds investieren, die sich im Barclays Global Bond Index befinden. Wir investieren in aktuell 150 Anleihen und verfügen damit für den Fonds über ein mit Überzeugung zusammengestelltes Portfolio. Wir haben typischerweise ein konzentriertes Portfolio mit 120 bis 160 Bonds.
Welche Anleihen befinden sich noch im Investment Grade?
Das sind alle Bonds mit einem besseren Rating als BB. Dazu gehören eigentlich alle Anleihen ohne Junk Bonds. Für die Selektion verfügen wir über ein grosses Team von 30 Analysten, die von Emerging Markets über Corporates bis High Yield alle Bond-Sektoren abdecken. Die einzelnen Analysten kommen mit Ideen und Empfehlungen zu den Fondsmanagern. Wir stellen dann das Portfolio zusammen.
Investieren Sie auch in lokale Währungen?
99 Prozent der Bonds im erwähnten Index sind in US-Dollar, Euro und Pfund Sterling.
Nutzen Sie auch derivative Produkte für Ihren Fonds?
Ja, um die Risiken zu minimieren, setzen wir auch Futures ein. Die Höhe des Einsatzes solcher Instrumente hängt stark von den Aussichten und Bewegungen des Marktes an.
Welche Volumen verwalten Sie in Ihrem Fonds?
Wir haben ein Tranche von 165 Mio. US-Dollar und eine von 1,3 Mrd. Pfund Sterling. Bei einem Volumen von zwei Milliarden würden wir die Strategie überprüfen und allenfalls ein Softclosing vornehmen.
Halten Sie wegen der Liquidität auch Cash-Positionen?
Nein, wir würden keinen guten Track Record erzielen, wenn wir hohe Cash-Positionen verwalten würden. Der Markt ist liquide und wir investieren grundsätzlich in Anleihen mit einem Volumen von 500 Mio. US-Dollar und mehr.
Treffen Sie das Management der Unternehmen, in die Sie investiert haben?
Wenn immer neue Anleihen ausgegeben werden, gehen die Firmen häufig auf Roadshows. Dann sehen wir das Management persönlich. Wir treffen nicht alle Unternehmen, aber nehmen die Gelegenheit wenn immer möglich war oder nehmen an Telekonferenzen teil.
Verlassen Sie sich stark auf die Ratingagenturen? Machen diese den Job für Sie?
Wenn Sie gesehen haben, was in der Finanzkrise geschehen ist, wissen Sie, was wir von den Ratingagenturen halten. Diese geben lediglich einen Überblick über ein Unternehmen.
Wie weit weg dürfen Sie sich von der Benchmark bewegen?
Sehr weit weg, weil wir uns besser als der Index entwickeln wollen und das auch schaffen. Viele Wettbewerber konzentrieren sich nur auf Euro Bonds. Wir haben einen Global Bond Fund, der auch in US-Dollar laufende Credit investieren kann. Wir sind nicht auf eine Währung begrenzt. Wenn beispielsweise die UBS eine Anleihe in Euro und in US-Dollar auflegt, investieren wir in diejenige, welche am meisten Value bringt. Wir könnten zum Beispiel auch Yen kaufen, haben aber aktuell keine Position in Japan. Bei der Duration war die grösste Abweichung zur Benchmark einmal dreieinhalb Jahre.
Was ist das Hauptziel Ihres Fonds?
Den Index zu übertreffen. Dafür werden wir bezahlt. Wir sind aktive Manager.
Wird eine Underperformance bei Anleihen mehr akzeptiert als bei Aktien?
Nein, Kunden wollen wir immer eine bessere Entwicklung im Vergleich zum Index. Das ist aber nicht immer einfach. Es geht einerseits um einen starken langjährigen Track Record und auf der anderen Seite um einen risikoadjustierten Return.
Woher kommt Ihre Outperformance?
Da gibt es ganz verschiedene Quellen: Titelselektion, Duration, Asset-Allokation, Sektorgewichtung, Ratings oder Kernpositionen. Zwei der grössten Treiber sind bei uns die Bottom-up-Titelselektion und die Top-Down-Duration. Das fokussierte «high conviction» Portfolio demonstriert, wie wir das Alpha erreichen.
Beeinflussen die Zentralbanken den Markt?
Die Präsidentin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, sollte den Markt eigentlich führen. In den letzten 18 Monaten hat sie aber alles andere als das gemacht. Sie hätte vor zwei Jahren die Zinsen erhöhen können, es dann aber verpasst. EZB-Präsident Mario Draghi ist da viel konsistenter. Die Fed kündigte für 2016 zwei Zinserhöhungen an. Der Markt ist jetzt verwirrt. Ich denke nicht, dass die Konjunktur-Daten eine weitere Erhöhung rechtfertigen. Es ist nicht im langfristigen Interesse des Marktes, wenn die Zentralbanken nicht konsistent kommunizieren. Wenn der Markt das Vertrauen in die Zentralbanken verliert, um die Konjunktur und Inflation vorauszusagen, kann niemand daran interessiert sein.
Waren die Vorgänger von Yellen - Bernanke, Volker oder Greenspan - besser?
Alle werden auf ihre Art kritisiert. Alan Greenspan hat zum Beispiel 2001 den Technologie-Crash verursacht.
Wieso sind die USA weltweit so wichtig?
Der US-Konsum ist für 20 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortlich. Die USA waren bisher immer der Motor der Weltwirtschaft.
Euan McNeil ist Investment Manager im Fixed Income Team von Kames Capital plc in Edinburgh. Er hat sich auf den Bereich Investment Grade Credit spezialisiert und ist Co-Manager von zwei Investment Grade Bond Funds und auch von diversen institutionellen Portfolios. McNeil kam 2003 von Britannic Asset Management zu Kames Capital. Dort arbeitete er im Corporate Bond Team. Zuvor war er Manager für internationale Aktien bei Blairlogie Capital Management. Euan McNeil hat International Business und Französisch an der University of Strathclyde studiert. Zudem erreichte er einen MSc in Investment Analysis an der University of Stirling. Er verfügt über 18 Jahre Industrieerfahrung.