«Wir bieten eine wirklich aktive Strategie, die sich von der Benchmark abhebt»

Managing Director, Head of Concentrated Alpha Equity, UBS Global Asset Management
UBS AG, Zürich
ubs.com
17.11.2014
Herr Anderl, Sie sind Manager des UBS European Opportunity Unconstrained Fund, dem Morningstar das prestigeträchtige 5-Sterne-Rating vergeben hat. Können Sie erklären, was «Unconstrained» bedeutet?
Der UBS European Opportunity Unconstrained Fund ist ein aktiv verwalteter Long-Short-Fonds, der sektorübergreifend hauptsächlich in Aktien europäischer Industrieländer investiert. Wir fokussieren uns zwar in erster Linie auf liquide Large Caps, tätigen aber auch opportunistische Anlagen in Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen. Es handelt sich dabei um ein überwiegend uneingeschränktes Portfolio, das Marktchancen voll ausschöpfen und Anlagestrategien nutzen kann, um durch Leerverkäufe von fallenden Aktienkursen zu profitieren.
Der Fonds kann ein Long-Engagement zwischen 100 Prozent und 150 Prozent und ein Short-Engagement zwischen 0 Prozent und 50 Prozent eingehen. Dem Sektoren- und Länderengagement sind keine Grenzen gesetzt. Wir weisen einen wirklich hohen «aktiven Anteil» auf, wobei wir über 100 Prozent anstreben. Dies bedeutet, dass der Fonds alle sich bietenden Marktchancen ausschöpfen und ein äusserst aktiver Fonds für unsere Kunden sein kann.
Was macht das Anlagekonzept so einzigartig?
Wir sind der Meinung, dass die in der Fondsmanagementindustrie zu beobachtende Neigung zu Benchmark-Gewichtungen eine ihrer grössten Schwächen ist. Gleichzeitig eröffnet sie unserem Prozess bedeutende Anlagechancen. Dies führt zu einem benchmarkunabhängigen Ansatz beziehungsweise zu einem Portfolio, das nicht durch die Benchmark eingeschränkt wird. Bei uns liegt der Fokus auf dem «aktiven Anteil», der misst, inwieweit wir uns von der Benchmark unterscheiden. Wissenschaftlichen Studien zufolge übertreffen Portfolios mit einem höheren aktiven Anteil ihre Benchmark eher als solche mit geringem aktivem Anteil. Wir streben beim Unconstrained Fund einen aktiven Anteil von mindestens 100 Prozent an. Dadurch wird sichergestellt, dass unseren Kunden eine wirklich aktive Strategie geboten wird, die sich von der Benchmark abhebt.
Dies bedeutet, dass wir nicht von einem klassischen europäischen Aktienfonds reden?
Keinesfalls. Dies ist immer noch ein europäischer Aktienfonds, der mit einem normalen europäischen Aktienfonds vergleichbar ist, da er ein durchschnittliches Nettoengagement von 100 Prozent aufweist und Anlegern ein hundertprozentiges Engagement in europäischen Aktien bietet. Der Unterschied besteht darin, dass wir vollkommen uneingeschränkt sind. So können wir Short-Positionen in Unternehmen mit relativem Abwärtsrisiko eingehen, aber auch in Unternehmen investieren, bei denen wir mit einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung rechnen. Im MSCI Europe Index ist eine Vielzahl kleinerer Unternehmen vertreten. Tatsächlich macht die Hälfte der im Index gelisteten Unternehmen 0,1 Prozent oder einen geringeren Prozentsatz der Benchmark aus. Da wir in der Lage sind, die schwächer abschneidenden Aktien zu ermitteln und diese leer zu verkaufen, statt sie einfach nur unterzugewichten, können wir mit unseren Investment-Erkenntnissen die Performance stärker beeinflussen und alle sich ergebenden Chancen ausschöpfen. Die Möglichkeit zur Eröffnung von Short-Positionen hilft uns zudem dabei, uns gegen die Abwärtsrisiken in rückläufigen Märkten zu schützen und gleichzeitig in vollem Umfange von steigenden Märkten zu profitieren.
Können Sie uns einen Einblick in die Allokation geben?
Unsere Fondsanleger streben typischerweise sowohl in einem Substanz- als auch in einem Wachstumsumfeld aktienähnliche Renditen mit einer Volatilität an, die tiefer als die der breit angelegten Aktienindizes ist oder dieser entspricht. Diese Erwartung haben wir bisher erfüllt. Aus «philosophischer Sicht» ist es uns sehr wichtig, unseren Anlegern etwas mit einem materiellen Wert zu bieten. Der Ausgangspunkt hierfür muss eine starke Überzeugung sein. Wir können uns nicht hinter der Benchmark verstecken und möchten dies auch nicht tun. Wir sind benchmarkunabhängig: Wir kaufen eine Aktie dann, wenn sie uns gefällt und wenn sie ein vernünftiges Risiko-Rendite-Verhältnis aufweist. Ihre Gewichtung in der Benchmark spielt dabei keine Rolle. Umgekehrt verkaufen wir eine Aktie leer, wenn sie unseres Erachtens ein signifikantes Abwärtsrisiko aufweist.
Wie sieht dabei das Verhältnis Long/Short aus und in welchen Zeitabständen wird die Allokation angepasst?
Normales Engagement: Long: 100 Prozent bis 150 Prozent, typischerweise 135 Prozent; Short: 0 Prozent bis 50 Prozent, typischerweise 35 Prozent. Wir überwachen Brutto- und Nettoengagements sowie ihren Beitrag zum Gesamtrisiko des Portfolios sehr genau. Brutto- und Nettoengagements werden auf zweierlei Weise ermittelt: Zuallererst anhand der Anzahl der Chancen, die wir auf Long- und Short-Seite ausmachen können. Wenn die Kurse an den Aktienmärkten fallen, rechnen wir auf der Long-Seite verstärkt und auf der Short-Seite vermindert mit attraktiven Risiko-Nutzen-Situationen (und umgekehrt). Zweitens würden wir, sollte das erwartete Faktor-, Beta- oder Volatilitätsengagement infolge unserer Titelauswahl zu extrem werden, dies durch eine Anpassung der Aktiengewichtungen, des Bruttoengagement und/oder des Nettoengagement ausgleichen.
Hört sich komplex an, wie weit ist der Ansatz computerbasiert oder ist dies ein Betriebsgeheimnis?
Der Portfolioaufbau erfolgt in erster Linie nach dem Bottom-up-Prinzip, wobei sowohl interne als auch externe Research-Quellen herangezogen werden. Der «Drei-Kreise-Ansatz» wird seit der Auflegung angewandt und basiert auf fundamentalen, quantitativen und qualitativen Informationsquellen, die sich im Laufe der Zeit bewährt haben. Dabei handelt es sich weder um einen computerbasierten Ansatz, noch um eine «Black Box». Vielmehr wurden die eingesetzten Informationsquellen sorgfältig ausgewählt. Einige Details zum Anlageprozess dürfen nicht ausserhalb des Teams weitergegeben werden. Durch die Kombination aus diesen voneinander unabhängigen Informationsquellen können sich die Portfoliomanager in einem angemessenen Rahmen ein vollständiges Bild von den Anomalien und Chancen am Markt machen. Dies ermöglicht es uns, einen ausgewogenen Anlageentscheid zu treffen, der die potenziellen Abwärtsrisiken des Portfolios begrenzt. Das schlägt sich in Anlagerenditen mit einer geringeren Volatilität als bei der Benchmark und mit attraktiven «Upside/Downside Capture Ratios» nieder. Darüber hinaus beruht das Alpha grösstenteils auf dem Bottom-up-Prinzip, wobei unserer Attributionsanalyse zufolge mehr als 80 Prozent durch die Titelauswahl generiert werden.
Wie sieht Ihr Team aus? Können Sie sich innerhalb des UBS-Konzerns auf weitere Ressourcen abstützen?
Das Team wird von mir geleitet. Ich bin für sämtliche Titel-, Branchen- und Länderentscheide für alle Concentrated Alpha Equity Portfolios verantwortlich. Dabei konzentriere ich mich auf Ideengenerierung und Portfoliomanagement und arbeite eng mit dem stellvertretenden Portfoliomanager, Jeremy Leung, zusammen. Dieser unterstützt den Anlage- und Entscheidungsprozess und konzentriert sich auf die Überprüfung der bestehenden Titel im Portfolio. Dank der relativ geringen Grösse des Teams können wir rasch Entscheide treffen, ohne breiten Konsens erzielen zu müssen.
Gleichzeitig hat das Team Zugang zu regionalen Analysten und kann auf Basis mehrerer Quellen seine eigenen unabhängigen Anlageentscheide treffen. Als unabhängige Investmentboutique sind wir in der Lage, die Ressourcen von UBS wie beispielsweise Handels-, Compliance-, IT- und Vertriebsabteilungen optimal zu nutzen. Dadurch kann sich das Team ausschliesslich darauf konzentrieren, eine Anlageperformance für unsere Kunden zu erzielen.
Richtig verstanden, Sie verstehen sich als eine Boutique innerhalb der UBS?
Ja, wir sind der Ansicht, dass kleinere Anlageteams zu einer besseren Entscheidungsfindung bei Anlagen führen, da im Gegensatz zu Teams mit einem Anlageausschuss kein breiter Konsens erforderlich ist, um einen Entscheid zu treffen. Dennoch profitieren wir, wie oben beschrieben, von sämtlichen Vorteilen eines grossen Unternehmens.
Verraten Sie uns - wie läuft ein typischer Tag für Sie und Ihr Team ab?
Wir sind ein kleines Team mit zwei Portfoliomanagern. Jeremy Leung verbringt seine Zeit hauptsächlich damit, Aktien zu überprüfen. Ich verbringe 90 Prozent meiner Zeit mit dem Studium und der Durchführung von Management-Meetings mit Unternehmen und Analysten. Die drei Research-Kreise werfen ständig neue Informationen aus, die ich immer überprüfe. Daraus erhalte ich neue Ideen, aber auch viele widersprüchliche Resultate, zu deren Filterung Analysen und Erfahrung notwendig sind.
Kommen wir zurück zu Ihrem Fonds. Welcher Index dient als Benchmark und wie viel Kapital ist im Fonds?
Unsere Benchmark ist der MSCI Europe Index. Das verwaltete Vermögen des Fonds beläuft sich derzeit auf rund 1,5 Mrd. Euro.
Und natürlich die obligate Frage, wie sieht die Performance aus?
Seit Jahresbeginn hat der Fonds eine Rendite von 12,84 Prozent erzielt, die damit 7,43 Prozent über der Benchmarkrendite liegt (Stand Ende Oktober 2014). Derzeit übertreffen wir sowohl für die Zeiträume von drei und fünf Jahren als auch für die Zeitspanne seit Auflegung das Outperformanceziel. Der Fonds hat von Morningstar ein 5-Sterne-Rating erhalten und rangiert über ein, drei und fünf Jahre im oberen Perzentil der Vergleichsfonds.
Gratulation, das ist sehr eindrücklich! Für welchen Anlegertyp ist der UBS European Opportunity Unconstrained Fund geeignet? Welchen Anlagehorizont sollte man bei einer Anlage einplanen?
Der Fonds eignet sich für langfristig orientierte Anleger, die nach einem aktiv verwalteten Aktienfonds suchen, der hauptsächlich in Aktien europäischer Länder investiert, darunter in Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen in verschiedenen Sektoren und Ländern. Bereits in der Vergangenheit konnten wir bei vergleichbarer Volatilität eine Outperformance gegenüber dem MSCI Europe Index erzielen. Wir empfehlen eine Haltedauer von drei bis fünf Jahren.
Gibt es unterschiedliche Tranchen für Institutionelle und Privatanleger? In welchen Währungen sind sie aufgelegt und für welche Länder liegt eine Vertriebszulassung vor?
Der Fonds bietet Anteilklassen für institutionelle Anleger wie auch für Privatanleger an. Unter diesem Link sind Informationen zu allen derzeit erhältlichen Anteilklassen für Privatanleger zu finden.
Maximilian Anderl, Managing Director, ist Leiter des Concentrated Alpha Equity Teams bei UBS Global Asset Management und leitender Portfoliomanager für Long-only- und Long-Short-Strategien im Rahmen von Global und European Concentrated Alpha. Seit der Gründung im Jahr 2004 ist Maximilian Anderl im Concentrated Alpha Team tätig und seit Januar 2011 steht er dem Team vor. Bevor er im Jahr 2000 als Aktienfondsmanager bei UBS Global Asset Management, Zürich, eingetreten war, arbeitete er in der akademischen Forschung, im Hochschuldienst, in Forschung und Entwicklung sowie im Bereich Corporate Finance der Pharmaindustrie. Maximilian Anderl ist studierter Ökonom und ordentliches Mitglied der britischen CFA Society und des CFA Institute.
Jeremy Leung, Director, ist Portfoliomanager im Concentrated Alpha Equity Team. Er ist für die Unterstützung des Anlageprozesses und das Capability Management verantwortlich. Vor der Übernahme seiner Aufgabe im März 2011 war Jeremy Leung als quantitativer Analyst in der Equities-Gruppe tätig. Er zeichnete für die Durchführung quantitativer und fundamentaler Analysen für die Anlageteams der Gruppe verantwortlich. Zudem befasste er sich intensiv mit dem fundamentalen Aktienbewertungsmodell der Gruppe. Bevor er 2007 zu UBS kam, war Jeremy Leung als Berater für FactSet Research Systems tätig. Dort war er für die Beratung und Unterstützung grosser Vermögensverwaltungsgesellschaften in ganz Europa zu verschiedenen Analyseinstrumenten für Anlagen verantwortlich. Jeremy Leung ist ordentliches Mitglied der britischen CFA Society und des CFA Institute.