«Wir blicken zuversichtlich ins 2017»

20.01.2017
Herr Dr. Koller, das Jahr 2016 war für die Aktienmärkte generell und für die Biotech-Industrie im Besonderen herausfordernd. BB Biotech hat das Jahr 2016 zwar mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, hatte aber mit Turbulenzen an den Märkten zu kämpfen. Wie sehen Sie die Entwicklung von BB Biotech rückblickend?
Neben den makroökonomischen Unsicherheiten hat eine Mischung aus Gewinnmitnahmen, Sorgen über den Ausgang der US-Wahlen im Herbst und einigen schlechten Firmennachrichten zu Kapitalabflüssen geführt und die Kurse gedrückt. Nachdem BB Biotech eines der schwächsten Halbjahre hinter sich gelassen hat, erwarten wir Besserung. Die Biotech-Branche ist nach wie vor fundamental intakt, die Unternehmen zeichnen sich durch ihre hohe Innovationskraft aus und wir erwarten weiterhin wichtige Medikamentenzulassungen. Darüber hinaus bekunden zahlreiche Pharmakonzerne und grosse Biotech-Unternehmen ihr Interesse an Fusionen und Akquisitionen, sodass mit einer Branchenkonsolidierung zu attraktiven Prämien zu rechnen ist.
BB Biotech zeichnet sich durch eine attraktive Dividendenzahlung aus. Können Sie diese für den Biotech-Sektor ungewöhnliche Massnahme erläutern?
Mit der 2013 eingeführten Ausschüttungspolitik will BB Biotech seine Aktionäre am Unternehmenserfolg teilhaben lassen. Zu diesem Zweck setzt BB Biotech die Massnahmen zur Rückführung von Kapital in einem Umfang von bis zu 10 Prozent jährlich fort. Ausschüttungen von ca. 5 Prozent bilden den einen Teil, kontinuierliche Aktienrückkäufe von bis zu 5 Prozent des Kapitals jährlich die zweite Komponente dieser Strategie. Im Vergleich zu den Unternehmen im Nasdaq Biotech Index ist BB Biotech tatsächlich eines der wenigen Biotechs, das eine Dividende ausschüttet: von über 170 Werten trifft das für 2016 auf gerade mal 7 zu. Für 2017 schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung eine Dividende von 2.75 Schweizer Franken vor.
Welche News dürfen wir aus dem Portfolio von BB Biotech in der nächsten Zeit erwarten?
In den kommenden Wochen und Monaten erwarten wir wichtige Nachrichten. Für Actelion darf mit Klarheit betreffend der strategischen Johnson&Johnson-Transaktion gerechnet werden. Wichtige Produktezulassungen stehen für viele unserer Beteiligungsgesellschaften an, mit unserem Fokus auf Radius mit Abalapartide zur Behandlung von Osteoporose, Tesaro mit Niraparib zur Behandlung von Eierstockkrebs als auch Kite mit dem ersten CAR-T Produkt zur Behandlung von hämatologischen Krebsindikationen. Betreffend klinischen Nachrichten sind wichtige Daten für Sage zur Behandlung von Epilepsie oder aber für Celgene mit Ozanimod zur Behandlung von Multipler Sklerose ausstehend.
Der Bereich Onkologie bildet mit über 40 Prozent Anteil den Schwerpunkt Ihres Portfolios. In welchen anderen Therapiegebieten erwarten Sie in den kommenden Jahren die grössten Wachstumspotenziale für den Sektor?
Medizinische Themenfelder wie Krebs, metabolische Erkrankungen, Infektionserkrankungen, Erberkrankungen sowie Erkrankungen des Zentralen Nervensystems werden den Sektor auch in den kommenden Jahren prägen. Innerhalb dieser Felder werden neue Therapieansätze oder Technologien entscheidende Impulse liefern. Im Bereich des Zentralen Nervensystems sehen wir ein immer besseres wissenschaftliches Verständnis und auch deutlich höhere Investitionen in dieses Segment. Dies ist von grosser Bedeutung, da ein hoher medizinischer Bedarf besteht, beispielsweise im Alzheimerbereich.
Welche Herausforderungen erwarten den Biotech-Sektor in 2017?
Wir rechnen mit einer Beschleunigung bedeutender Produktzulassungen und wichtiger Meilensteindaten für die Branche und unser Portfolio. Angesichts der sehr attraktiven Bewertungsniveaus von Biotech-Unternehmen erwarten wir weitere Übernahmen durch grosse Marktteilnehmer, darunter auch Pharmaunternehmen. Womöglich wird sich dieser Trend durch Massnahmen der neuen US-Regierung noch akzentuieren und wir gehen davon aus, dass Anleger auf die Signalwirkung dieser Transaktionen reagieren werden. Die Aufhebung bzw. der Ersatz von Obamacare werden im Jahresverlauf im Mittelpunkt stehen, und auch deutliche Reaktionen auf mögliche Kontrollen oder Anpassungen der US-Arzneimittelpreise sind nicht auszuschliessen.
Und wie beurteilen Sie diese Ausgangslage?
Wir sind trotz dieser richtungsweisenden Ereignisse, die wir stets aufmerksam verfolgen, nach wie vor davon überzeugt, dass die Biotech-Industrie in eine erfolgreiche Zukunft blickt. Der Sektor wird weiterhin seine Stärke als medizinische Innovationsquelle unter Beweis stellen. Und auch ungeachtet kurzfristiger Unsicherheiten infolge politischer Veränderungen gehen wir davon aus, dass entsprechende Innovationen für Patienten, Pflegedienstleister und das Gesundheitssystem als Ganzes einen Mehrwert schaffen - und natürlich für unsere Anleger. Wir blicken zuversichtlich einem spannenden Jahr 2017 entgegen und widmen uns weiterhin der Suche und Analyse erstklassiger Biotech-Unternehmen mit vielversprechenden Pipeline-Kandidaten, interessantem Newsflow und robusten Wachstumsperspektiven, um in diese zu investieren.
Dr. Daniel Koller trat 2004 bei Bellevue Asset Management ein und ist als Senior Portfolio Manager im Bereich Biotechnologie mit Spezialgebiet Herz-Kreislauf-Krankheiten tätig. Seit 2010 ist er Head Management Team der börsenkotierten Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG. Vor seinem Eintritt bei Bellevue Asset Management war er während vier Jahren in der Finanzindustrie tätig, zuerst in der Funktion als Aktienanalyst bei UBS Warburg, danach als Private-Equity-Investor bei equity4life. Daniel Koller studierte Biochemie an der ETH Zürich und doktorierte im Bereich Biotechnologie während seiner Tätigkeit bei Cytos Biotechnology.