«Wir digitalisieren das Investment»

07.10.2018
Frau Denkel, Sie sind mit dem Portal «CAPinside» vor kurzem an den Start gegangen. Welche Mission haben Sie damit?
Wir haben in den letzten Jahren miterlebt, wie unter anderem der Versicherungs- und Kreditbereich den Prozess der Digitalisierung erfolgreich durchgemacht haben. Neukundengewinnung in diesen Märkten funktioniert heutzutage nur noch online. Unser Ziel ist es, auch das «Investment» zu digitalisieren und hieraus ein «Pull»-Produkt zu machen. Wir wollen spannende Geschichten erzählen, sexy Themen platzieren und natürlich transparent und 100 Prozent digital handeln. Das Potenzial von 2 Billionen Euro auf den Sparkonten - allein in Deutschland - ist Grund genug, hier etwas zu verändern und aus Sparern mündige Anleger zu machen.
Das tönt sehr ehrgeizig…
Natürlich ist das ehrgeizig - als «Finanzcheck» oder «Check24» vor knapp einem Jahrzehnt angefangen haben, hat auch niemand geglaubt, dass Kunden Kredite jemals online auswählen, heute dominieren sie den Neukundenmarkt. Wir wollen früh dabei sein und können damit leben, dass der eine oder andere uns noch etwas misstrauisch beäugt.
Wie finanzieren Sie sich?
Für die nächsten Jahre finanzieren wir uns hauptsächlich über Investoren, denn es ist uns wichtig, eine gewisse Unabhängigkeit von Anfang an zu haben. Aber natürlich arbeiten wir auch heute schon mit Asset Managern, die ein ähnliches Mindset haben wie wir, digital und modern denken und bereits heute Teil unserer Plattform sind, hiermit verdienen wir natürlich auch Geld. Ab 2019 werden wir - ähnlich wie bei «Xing» oder «LinkedIn» - eine «Gebühr» für unsere Premiumfunktionen erheben. Früh dabei zu sein lohnt sich also für Nutzer, denn momentan bieten wir allen neuen «CAPinsidern», die sich bis Ende 2018 anmelden, ein Jahr kostenlos an. Langfristig möchten wir also über Gebühren unser Geld verdienen und natürlich durch unsere Daten, wir sehen das tägliche Verhalten von Tausenden von Nutzern, und betreiben damit so etwas wie eine empirische Dauerstudie.
Welche Anbieter sollten sich bei Ihnen melden?
In der Regel suchen wir uns unsere Kunden selbst aus. Dabei fokussieren wir uns ausdrücklich nicht auf die grossen Asset Manager, die langsam und unbeweglich sind, sondern auf die innovativen Häuser. Denen muss man nicht erklären, dass die Zukunft digital ist. Ein gutes Beispiel sind nervige Online-Banner, die bei uns verboten sind. Eine Umfrage unter unseren Usern hat jüngst ergeben, dass Banner per se einen billigen Eindruck vermitteln und über 40 Prozent weniger wahrscheinlich den Inhalten vertraut werden. Wir lehnen daher konsequent jede Form der reinen Werbung ab, die nicht einen inhaltlichen Mehrwert für unsere User hat.
Und welcher Investorentyp sollte regelmässig drauf schauen?
Das ist einfach: Alle, die im Bereich Investment aktiv sind! Erstens sind derzeit von knapp 100.000 Unique Visits im Monat fast alle noch B2B, und zweitens werden wir uns das Recht herausnehmen, etwas zu polarisieren anstatt lediglich Personalnachrichten von links nach rechts zu schieben. Wir wollen einen spannenden Diskurs für allen Investoren und können durch unser Plattform-Format dabei Inhalte für B2B Users strikt von den B2C Users trennen. Ein gutes Beispiel ist unsere Insiderkolumne eines Fondsselektors aus einer grossen Pensionskasse: hier wird ehrlich gesagt, was nicht gefällt, und dies richtet sich natürlich ausschliesslich an B2B-Nutzer. So kommt jeder Investorentyp - ob Depot-A-Manager, Family Officer, IFA oder vermögende Einzelperson - bei uns an relevante Informationen und wird Teil eines echten und spannenden Diskurses.
Vor ihrem Einstieg beim Online-Portal CAPinside.com als Vertriebs-Chefin war Franziska Denkel Vertriebs-Chefin bei «Das Investment» und «Private Banking Magazin», die zuletzt Marktführer im B2B-Medien-Bereich waren. Neben ihrer Tätigkeit ist sie auch bei den FondsFrauen aktiv. Zuvor war Franziska Denkel im Verlagshaus Gruner & Jahr unter anderem für «GALA», «Capital» und «stern» tätig.