«Wir erwarten für Biotech weiteres deutliches Umsatzpotenzial»

13.11.2014
Herr Dr. Koller, was sind die Wachstumstreiber der Branche?
Ein wesentlicher Wachstumstreiber ist die demografische Entwicklung. Bis zum Jahr 2050 wird nach Berechnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Anteil der über 60-Jährigen an der Weltbevölkerung auf mindestens 22 Prozent steigen. In der Summe würden sich damit rund zwei Milliarden Menschen in einer Altersklasse befinden, die bis jetzt gemeinhin als Senioren bezeichnet wird. 400 Millionen dieser Senioren werden dann über 80 Jahre alt sein. Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts IMS Health werden sich die weltweiten Ausgaben für Medikamente zwischen 2012 und 2017 von 965 Mrd. auf 1,2 Bio. US-Dollar erhöhen.
Besteht nicht das Risiko, dass Einsparungen im Gesundheitswesen negative Folgen für die Biotech-Unternehmen haben könnten?
Die Medikamentenpreise sind seit Jahren unter Druck, weshalb die Branche gelernt hat, damit umzugehen. Pharmaökonomische Überlegungen werden immer wichtiger für die Preisfindung neuer Produkte, so dass das Unternehmen einen guten Preis erzielt und gleichzeitig auch das Gesundheitssystem profitiert. Einfache «me too»-Wirkstoffe haben es heute schwer, überhaupt eine Marktzulassung zu erhalten. Gefragt sind Medikamente mit klarem Mehrwert im Vergleich zu bestehenden Therapien. Dank der grösseren Effizienz und besseren Effektivität werden dadurch auch die Gesundheitskosten positiv beeinflusst.
Wie sind Biotech-Aktien historisch gesehen und im Vergleich zu anderen Branchen bewertet (KGV)?
Wir sehen die Bewertung weiterhin als attraktiv und nachhaltig. Mit den Kursgewinnen an den Börsen sind auch die Unternehmensgewinne gestiegen. KGVs der etablierten Biotech- Firmen wie beispielsweise Gilead sind im niedrigen zweistelligen Bereich und damit tiefer als im viel langsamer wachsenden Pharmamarkt. In den nächsten vier Jahren erwarten wir aufgrund der Wachstumsraten und neuen Zulassungen weiteres deutliches Umsatzpotenzial.
Was sind die derzeit grössten Themen im Biotech-Bereich?
In der Hepatitis-C-Therapie feiert die Biotechnologie spektakuläre Durchbrüche. Dank neuer Medikamente ist die Krankheit nun für die meisten Menschen heilbar. Wir sprechen hier von rund 150 Millionen Menschen weltweit, die an Hepatitis C erkrankt sind. Jährlich sterben mehr als 350‘000 Menschen an Lebererkrankungen. Die Lancierung von Gileads Sovaldi ist die erfolgreichste Produkteinführung aller Zeiten mit einem Umsatz von knapp 6 Mrd. US-Dollar im ersten Halbjahr 2014.
In der Krebsforschung zählen Immuntherapien zu den Bereichen, in denen die Medikamentenentwicklung zuletzt die grössten Fortschritte erzielt hat. Branchenexperten schätzen das künftige Marktpotenzial für Immuntherapien auf bis zu 35 Mrd. US-Dollar. 13 Portfoliofirmen von BB Biotech haben Krebsmedikamente in unterschiedlichsten klinischen Entwicklungsstadien. Mit Celgene, Gilead Sciences und Incyte sind unsere fünf Kernbeteiligungen in der Krebsforschung tätig.
Welche Aktien sind in den vergangenen 6 bis 12 Monaten besonders gut gelaufen?
In diesem Jahr beherrscht nach wie vor Gilead die Biotech-Landschaft mit der äusserst spektakulären Marktlancierung von Sovaldi. Die Schätzungen für den Erstjahresumsatz wurden mittlerweile auf 10 Mrd. US-Dollar angehoben, was dem höchsten jemals erzielten Erstjahresumsatz entspricht.
Puma Biotechnology erfreute uns mit positiven Top-Line-Resultaten für sein Brustkrebsmedikament Neratinib. Die Meldung hat dem Börsenkurs des Unternehmens massiven Auftrieb gegeben und fast zu einer Verdreifachung der Kapitalisierung geführt. Wir hatten unsere Beteiligung an Puma bereits in den Monaten vor der Veröffentlichung der Daten aufgestockt.
Auch Actelion hat über eine erfolgreich abgeschlossene Langzeitstudie zu Selexipag berichtet. Im Falle einer Zulassung stehen die Chancen ausgezeichnet, dass Actelion mit Opsumit als auch mit Selexipag den PAH-Markt für die kommenden Jahre dominieren wird.
Was spricht für Investments in BB Biotech?
BB Biotech ermöglicht Investoren einen fundierten und diversifizierten Zugang zu einer der dynamischsten Wachstumsbranchen weltweit. Die Fundamentaldaten des Sektors sind nach wie vor intakt, sodass auch zukünftig mit Renditen im zweistelligen Bereich zu rechnen ist. Aufgrund unserer Struktur als Beteiligungsgesellschaft kennen wir keine Mittel-Ab- und Zuflüsse, was uns die Freiheit gibt, benchmarkunabhängig klare Schwerpunkte zu setzen und einen langfristigen Anlagehorizont zu verfolgen. Dass sich diese Strategie ausbezahlt, zeigt letztendlich die starke Performance, die keine Vergleiche scheuen muss. Neben der Eigenschaft eines Wachstumstitels weist BB Biotech die Qualität eines Substanzwerts auf: Wir schütten eine jährliche Dividende von 5 Prozent aus.
Dr. Daniel Koller trat 2004 bei Bellevue Asset Management ein und ist als Senior Portfolio Manager im Bereich Biotechnologie mit Spezialgebiet Herz-Kreislauf-Krankheiten tätig. Seit 2010 ist er Head Management Team der börsenkotierten Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG. Vor seinem Eintritt bei Bellevue Asset Management war er während vier Jahren in der Finanzindustrie tätig, zuerst in der Funktion als Aktienanalyst bei UBS Warburg, danach als Private-Equity-Investor bei equity4life. Daniel Koller studierte Biochemie an der ETH Zürich und doktorierte im Bereich Biotechnologie während seiner Tätigkeit bei Cytos Biotechnology.