«Wir fragen uns nicht ob, sondern wann sich der Ölpreis erholen wird»

27.04.2016
Herr Apel, inwiefern korrelieren die High Yield Bonds mit dem Ölpreis?
Die Entwicklung des Ölpreises spielt an den Finanzmärkten seit einigen Jahren eine wesentliche Rolle. Dabei ist zu bedenken, dass der Rohölpreis bis zirka 1999 mehr oder weniger seitwärts tendierte und kaum volatil war. Die letzten 10 bis 15 Jahre hingegen waren geprägt von erhöhter Volatilität. In Cashflow intensiven Branchen wie der Ölbranche ist der Ölpreis das Mass aller Dinge. Schwankungen beeinflussen die zukünftigen Cashflows und damit die Unternehmenswerte. Es zeigt sich allerdings immer wieder, dass die Korrelationen zwischen verschiedenen Assetklassen in Zeiten sehr hoher Volatilität zunehmen. Dies bedeutet, dass beim Auftreten starker Kursverluste und Sell-Off-Szenarien alle Assetklassen Preisrückgänge erleiden.
Ist dies aktuell auch zu beobachten?
High Yield Bonds und Aktien haben in der Vergangenheit eine ähnliche Kursentwicklung gezeigt, die Korrelation zwischen diesen beiden Assetklassen ist tendenziell gut zu beobachten. Das ist klar, da High-Yield-Investoren ebenso wie Aktieninvestoren die finanzielle Lage und erwarteten Cashflows eines Unternehmens als relevante Grösse sehen. Seit Juli 2014 befindet sich der Ölpreis nun in einem Abwärtstrend; aktuell könnte sich eine Bodenbildung abzeichnen. Seit Beginn dieser Abwärtsbewegung ab Mitte 2014 ist eindeutig auch ein Rückgang der Subsektoren Energie und Industrie zu erkennen.
Wie genau begegnet Ihr Expertenteam dieser Entwicklung?
Wir haben uns rechtzeitig auf den sinkenden Ölpreis eingestellt und uns geografisch wie auch sektoral diversifiziert. Die Gewichtung von Unternehmen aus der Ölindustrie haben wir 2015 frühzeitig deutlich reduziert.
Zahlt sich diese Strategie aus?
Ja, da wir zum Zeitpunkt des finalen Ölpreisrückgangs weniger Energiewerte im Depot hatten als unsere Mitbewerber. Unsere Portfolien haben seit September 2014 weniger stark nachgegeben, allerdings haben wir den finalen Kurssturz im Ölmarkt auch nicht erwartet und leider etwas zu früh begonnen, Energiewerte erneut zu allokieren. Ein exaktes Timing ist schwierig, aktuell zahlt sich unsere Strategie jedoch aus.
Welche Instrumentarien setzen Sie dabei ein?
Als grosser skandinavischer Asset Manager haben wir ausgesprochen gute nordische Spezialisten in unseren Reihen und können auf präzise Analysen zugreifen, die tiefe Einblicke in Märkte und Unternehmen gewähren. Unsere Fundamentalanalyse beinhaltet Vorausberechnungen von Unternehmenswerten und Cashflows, die Kalkulation des Investmentbedarfs, der Verbindlichkeiten und der versteckten Reserven. Wir kennen die Eigentümer und Gesellschaftsstrukturen.
Kommt Ihrer Performance auch der spezifische regionale Vorteil zugute?
Ja, die Attraktivität der nordeuropäischen Märkte hat sich mit dem Ausbruch der europäischen Schuldenkrise erhöht, denn gering verschuldete Länder mit grossen Devisenreserven und stabilen Triple-A-Ratings wie Norwegen sind selten. Daher sind norwegische High-Yield-Emissionen bei lokalen sowie ausländischen Investoren sehr beliebt und nachgefragt. Allein in Norwegen schoss das Volumen der jährlich emittierten High-Yield-Anleihen zwischen 2001 und 2014 von 45 auf fast 110 Mrd. Norwegischen Kronen (ca. 11,9 Mrd. Euro) in die Höhe.
Noch weht jedoch auch am nordischen High-Yield-Markt ein rauer Wind. Erwarten Sie mittel- bis langfristig dank steigender Ölpreise eine Erholung?
Unsere Ölanalysten erwarten nicht, dass das Risiko eines weiteren Ölpreisverfalls vom derzeitigen Niveau hoch ist. Im Gegenteil, mittelfristig dürfte eine Erholung in Sicht sein: Wir erwarten für die nächsten 18 bis 24 Monate ein Ölpreisniveau von 70 bis 80 US-Dollar, denn auf Dauer können die künstlich erhöhten Fördermengen und Dumpingpreise nicht aufrechterhalten werden. Der niedrige Ölpreis führt zu sinkenden Investitionen im Explorations- und Produktionssektor, was eine schnelle Reduzierung der Fördermengen bewirken könnte. Wir fragen uns daher nicht ob, sondern wann sich der Ölpreis erholen wird.
Hagen-Holger Apel ist seit Juli 2015 bei DNB Asset Management S.A. als Senior Portfolio Manager beschäftigt. Apel ist Diplom-Volkswirt (LMU München) und Certified International Investment Analyst der DVFA Frankfurt. Er ist nahezu zehn Jahre am luxemburgischen Finanzplatz tätig und spricht Deutsch, Englisch und Schwedisch.