«Wir gehen davon aus, dass die Zinserhöhung langsam und schrittweise erfolgt»

27.08.2015
Herr Jones, wie sehen Sie den weiteren Verlauf der Zinsen - auch unter dem Blickwinkel der zu erwartenden Zinsanhebung in den USA?
Die Neubewertung von Staatsanleihen halte ich für gesund. Jetzt, wo die Mini-Anleihenblase geplatzt ist und sich die Börse angesichts des erwarteten und mittlerweile umgesetzten QE-Programms der EZB nicht mehr auf der Einbahnstrasse befindet, ergeben sich wieder mehr Handelsopportunitäten. Die Märkte für Staatsanleihen bleiben teuer bewertet. EZB und BoJ halten jedoch weiterhin umfangreiche QE-Programme am Laufen. Sie dürften die EUR- und JPY-Renditen niedrig halten und gleichzeitig bewirken, dass der Druck auf die beiden Währungen anhält. Sorgen dürfte der US-Notenbank derzeit die Aufwertung des US-Dollars bereiten, was uns in der Vermutung bestärkt, dass die Zinssätze noch länger niedrig bleiben. Unseres Erachtens liegt der Markt zwar richtig in der Annahme, dass die Fed den Leitzins zum Jahresende erstmals seit fast einem Jahrzehnt anheben wird. Die Debatte dreht sich mittlerweile jedoch bereits um den Zeitpunkt der zweiten und dritten Zinsanhebung sowie deren Höhe. Wir gehen davon aus, dass die Zinserhöhung langsam und schrittweise erfolgt - im Gegensatz zur Anhebung um gleich drei Prozent im Jahr 1994 bzw. vier Prozent im Zeitraum 2004 bis 2006.
Wie sieht die Situation bei High Yield Bonds aus bzw. wo finden Sie noch attraktive Papiere?
Die Spreads «reiner» Hochzinsanleihen bewegen sich nahe ihres langjährigen Durchschnitts - wenn man die letzten 20 Jahre betrachtet - und unseres Erachtens bieten HY-Anleihen mit Blick auf den gesamten Anleihenmarkt gutes Wertpotenzial. Wenn wir von «reinen» HY-Bonds sprechen, beziehen wir uns auf Emissionen mit einem Rating von «BB+» und keine gefallenen Engel und Papiere aus den Schwellenländern (EM). Wir betrachten EM-Anleihen als gesonderte Anlageklasse - mit potenziell unterschiedlicherer Entwicklung als reine hochverzinsliche Papiere in Anbetracht der womöglich anhaltenden Stärke des US-Dollars. Wir sollten nicht vergessen, dass der HY-Markt unter allen Rentenmärkten die niedrigste Zinssensitivität aufweist und dass letztendlich eine gute Titelauswahl und die Investition in überlebensfähige und prosperierende Unternehmen von grösster Bedeutung sind. Es erstaunt daher nicht, dass unser Fokus HY-Titeln mit «BB»- und «B»-Rating gilt und uns Emissionen der Rating-Klasse «C», gemessen an ihren Renditen, nunmehr meist zu teuer sind. Ausserdem ist das Angebot an Anleihen mit «BB»/«B»-Rating derzeit so gross, dass wir Titeln mit «C»-Rating nicht hinterherjagen müssen.
Was machen Sie konkret?
Wir gehen derzeit lieber auf Nummer sicher und setzen bei der Portfoliokonstruktion auf langfristige Gewinner, was weitestgehend auch für unsere HY-Fonds zutrifft. Ausserdem gilt unser Fokus eher Wertpapieren, die auf US-Dollar und nicht auf Euro lauten. Denn das Angebot an HY-Papieren in USD ist weitaus grösser und wirft zudem etwa zwei Prozent mehr ab als vergleichbare auf Euro lautende Bonds. Das erklärt, warum wir HY-Papieren in US-Dollar derzeit die grösste Gewichtung einräumen.
Der Kames Absolute Return Bond Fund impliziert kein oder nur sehr begrenztes Verlustrisiko. Wie stellen Sie die Absicherung im Bondbereich dar und was geben Sie als erwarteten maximalen Drawdown an?
Kenntnisse über effektives Hedging und dessen Umsetzung sind unerlässlich für die Verwaltung des Kames Absolute Return Bond Fund. Zumeist nutzen wir Futures für das Zinsrisikomanagement. Die Derivatemärkte bieten Möglichkeiten zur Absicherung von Kreditrisiken unserer Portfolios. Das Angebot reicht von Einzeltiteln bis hin zu generischen Produkten, die Indizes replizieren. Jedes Absicherungsgeschäft setzt jedoch zur Bestimmung seiner angemessenen Grösse eine Wertbeurteilung und ein klares Marktverständnis über das Verhältnis zwischen den Cash- und Derivatemärkten voraus. Wir treffen ausschliesslich Handelsentscheidungen, die uns sinnvoll erscheinen. Viele Handelsideen verwerfen wir wegen der Volatilität, die sie vermutlich verursachen und die sie deshalb für unser AR-Portfolio ungeeignet machen. Dies führt uns direkt zum Drawdown des Fonds. Unsere Manager stellen sicher, dass sich durch die Eröffnung neuer Positionen das bestehende Risiko nicht verdoppelt und dass die Korrelationen innerhalb des Portfolios nicht merklich steigen. Hierbei spielt neben persönlichem Ermessen die tägliche Drawdown-Kontrolle eine ganz wichtige Rolle. Letzterer ist es zu verdanken, dass sich unser bisher grösster Verlust auf (lediglich) 41 Bp beläuft. Einige AB-Fonds führen diese Kontrolle seltener durch, manche sogar nur monatlich. Das erscheint uns jedoch für Fonds mit täglicher Liquidität unangemessen.
Sie haben zudem zwei neue Produkte im Aktienbereich lanciert - zwei L/S-Aktienfonds. Können Sie die beiden Produkte kurz beschreiben?
Im Dezember 2014 ergänzte Kames Capital sein Absolute-Return-Angebot um den Kames Equity Market Neutral Fund und den Kames Equity Market Neutral Plus Fund.
Die neuen Fonds werden unsere Kompetenz im Absolute Return-Bereich stärken, da sie Anlegern eine breitere Auswahl an Absolute-Return-Strategien bieten und unser vorhandenes Fondsangebot erweitern, das nunmehr je drei Absolute-Return-Anlagefonds im Aktien- sowie im Rentenbereich umfasst.
Der Kames Equity Market Neutral Fund strebt eine Rendite von 4 Prozent über dem Geldmarkt unter allen Marktbedingungen über einen rollierenden Zeitraum von 36 Monaten an. Verwaltet wird der Fonds von David Griffiths, David Pringle und Malcolm McPartlin, in deren Händen gegenwärtig auch das Management des Kames UK Equity Absolute Return Fund liegt. Das Portfolio des Fonds umfasst gewöhnlich 50 bis 100 Positionen.
Der Kames Equity Market Neutral Plus Fund strebt hingegen eine Rendite von 8 Prozent über dem Geldmarkt unter allen Marktbedingungen über einen rollierenden Zeitraum von 36 Monaten an. Auch dieser Fonds wird von Griffiths, McPartlin und Pringle gemanagt.
Diese Fonds sollen auf den beachtlichen Erfolg unserer bestehenden Absolute-Return-Produktpalette aufbauen.
Können Sie uns Näheres über die Anlagestrategie sagen?
Die Investmentstrategie der Fonds strebt die Maximierung der Anlagerendite entsprechend dem Risikoniveau an. Dabei konzentrieren wir uns ungeachtet des Marktumfelds auf die Identifizierung starker Anlageideen (long und short), aus denen wir ein Portfolio konstruieren, um die Performanceziele des Fonds zu erreichen.
Wir setzen beim Management der Fonds auf eine marktneutrale Investmentstrategie. Anleger können auf diese Weise von der Titelauswahl unseres UK Equities Teams profitieren und dabei ihr direktes Exposure gegenüber dem Markt minimieren.
Die Fonds umfassen Long- und Short-Positionen in Aktien und einen Cash-Bestand, die zusammen eine Rendite erwirtschaften sollen, die in etwa dem LIBOR GBP (LIBOR CHF, LIBOR USD oder EURIBOR je nach Währung der Anteilsklasse) entspricht. Neben der Barrendite generieren die Fonds Alpha durch ihren Bestand an Long- und Short-Positionen in britischen Aktien. Die Fonds nutzen drei unterschiedliche Strategien zur Alpha-Generierung: Themen, Beste Ideen und Pair Trades.
Stephen Jones ist Chief Investment Officer und Mitglied der Geschäftsleitung von Kames Capital. Zu seinen Verantwortlichkeiten gehört die Investment Performance und Strategie des schottischen Vermögensverwalters. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Industrieerfahrung. Jones studierte Recht und Wirtschaft an der University of Newcastle.
Kames Capital ist eine spezialisierte Investment-Management-Gesellschaft mit Sitz in Edinburgh und London. Das Unternehmen verwaltet 80,4 Mrd. Euro (Stand 31.03.2015) für seine britischen und internationalen Kunden - darunter Pensionsfonds, Finanzinstitute, Vermögensverwalter, Family Offices und Finanzberater.