«Wir haben Bestehendes neu designt»

26.05.2020
Herr Loepfe, Ihr Unternehmen ist in Zürich allseits bekannt als die «Securitization Experts». Wie sieht es im Rest der Schweiz und in den Nachbarländern aus?
Auch ausserhalb von Zürich sind wir sehr bekannt. Die Nachfrage nach innovativer Verbriefung ist in allen Teilen der Schweiz hoch - und stetig wachsend. Vor ein paar Wochen haben wir daher (nach Zürich und Zug) eine dritte Repräsentanz für die Westschweiz errichtet. Hierzu wurde Pierre-Noël Formigé in das Advisory Board aufgenommen. Nun profitieren auch Finanzmediäre in der Romandie von GENTWOs lokaler Nähe und einer dedizierten Betreuung beim Aufbau ihrer Verbriefungsplattformen. In Ländern ausserhalb der Schweiz sind wir tatsächlich noch nicht so präsent. «Nur» 15 Prozent unserer Kundschaft befinden sich derzeit ausserhalb der Schweiz; sie sind im Zuge persönlicher Empfehlungen von selbst an uns herangetreten. Wir planen, unsere ausländischen Aktivitäten in den nächsten Monaten zu verstärken, denn das Bedürfnis nach innovativer Verbriefung ist in anderen Ländern vergleichbar gross.
Dann haben Sie noch ein Tochterunternehmen: GENTWO DIGITAL…
Das stimmt. Unser Tochterunternehmen fokussiert jedoch ausschliesslich auf der Verbriefung von sogenannten digitalen Assets. Das sind Kryptowährungen und Token. Warum ein eigenständiges Unternehmen für eine einzelne Assetklasse? Bei GENTWO Digital handelt es sich um ein Joint Venture mit Inacta, dem massgeblichen Gestalter des Zuger Ökosystems «Crypto Valley». Dank der Fachkenntnis dieser Schweizer Experten für Krypto & Co. profitieren unsere Kunden von einem einzigartigen Know-how im noch jungen Segment der digitalen Assets. Unternehmen, die dem «Crypto Valley» angehören, nutzen mit GENTWOs Verbriefungsplattformen wiederum ein etabliertes Werkzeug, das ihnen effektiven Zugang zum traditionellen Finanzmarkt ermöglicht. Mit GENTWO Digital haben wir eine Brücke zwischen dem etablierten Anlagemarkt und einer aufstrebenden Anlagewelt geschlagen.
Wie kamen Sie auf all diese Geschäftsideen?
Gute Frage. Möglicherweise kam es über eine Mischung aus Inspiration und der Bereitschaft zustande, Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu wollen und Bestehendes zu hinterfragen. Denn auch in einer gut funktionierenden, etablierten Industrie bilden sich im Laufe der Zeit Prozesse und Vorgehensweisen, die zu teils hohen Ineffizienzen führen. Jedes grössere Setup trägt schliesslich seinen eigenen Rucksack aus vergangenen Tagen, der vielleicht nicht mehr zeitgemäss und nur schwer abzustreifen ist. Dies kann zu hohen Kosten führen. Grössere Institute wie Banken neigen zum Beispiel dazu, ihren Kunden ein Überangebot zu liefern, das über die jeweiligen, spezifischen Bedürfnisse hinausgeht. Ein Disruptor hingegen versucht, all den «überflüssigen Wildwuchs» abzuschneiden und das Offering auf einem weissen Blatt Papier neu zu designen. Das Ziel: die Wünsche der Kunden präzise zu erfüllen - nicht mehr und nicht weniger. Das haben wir getan. Wir liefern den Kunden ganz einfach das, was sie brauchen.
Über das Thema «Securitization» liest man nicht sehr viel. Bleibt dies eine Nische oder wie sehen Sie das?
Vor allem liest man derzeit viel über Tokenisierung, die - einfach gesprochen - demselben Zweck dient. Auch bei Tokenisierung geht es darum, neue Assets zugänglich zu machen - lediglich über eine andere Technologie. Demgegenüber basiert die Verbriefung auf einem zwar langweiligen, jedoch lang erprobten und gut etablierten Konzept. Verbriefung funktioniert; sie macht das Leben vieler Investoren einfacher. Wir machen dabei innovative Lösungen für eine breitere Masse von Marktteilnehmern zugänglich. Verbriefung wird bald endgültig aus ihrem Schattendasein heraustreten. Durch die heutigen Möglichkeiten der Off-Balance-Sheet-Lösungen werden dazu gerade letzte Hürden genommen.
Ihr Team besteht aus 20 Personen, der Prozentsatz Mann/Frau ist 60/40, Sie haben 13 verschiedene Nationalitäten und es werden 16 verschiedene Sprachen gesprochen, ist Ihrer Homepage zu entnehmen. Wie funktioniert das?
Es funktioniert gut! Der wesentliche Punkt für das Funktionieren ist, dass alle Mitarbeitenden dieselbe Vision teilen und dieselbe Leidenschaft für das Thema (in unserem Fall für innovative Verbriefung) aufweisen. Und so begreifen wir uns als eine Familie, bei der alle Mitglieder ihren Platz haben und an einem Strang ziehen. Unsere «Muttersprache» ist Englisch. Somit verläuft auch die Kommunikation einfach und unkompliziert. Ausgeprägte Diversität - egal ob hinsichtlich des Geschlechts, des Alters, der Kultur oder der Herkunft - ist förderlich. Das belegen immer mehr wissenschaftliche Studien. Auch wir liefern bessere Ergebnisse dank unserer Diversität. Unser Erfolg ist praxisbezogener Beleg dafür.
Link zum Disclaimer
Patrick Loepfe ist GENTWOs Chairman und Entwickler des innovativen Verbriefungs-Setups. Der Spezialist für Strukturierte Produkte und Bankgeschäfte mit langjähriger Erfahrung im Investment Banking avancierte dank herausragender mathematischer und technologischer Fähigkeiten nun auch zur Schlüsselfigur der Schweizer Fintech-Industrie. Patrick Loepfe gilt als sogenannter Mastermind und treibende Kraft von Vontobels Deritrade - einem disruptiven Geschäftsmodell für den Vertrieb von Strukturierten Produkten. Im Jahr 2016 gründete er zudem d-struct AG und wurde zum führenden unabhängigen Berater für Vertriebsstrategien und Prozessoptimierung bei elektronischen Strukturierten Produkten.