«Wir haben Japan gegenüber dem Index übergewichtet»

18.11.2016
Herr Peden, was gefällt Ihnen an Japan?
Der Kames Global Equity Income Fund mit einem Volumen von über 400 Mio. Euro ist in Japan übergewichtet, da die Unternehmen des Landes immer stärker auf einen aktionärsfreundlichen Kurs einschwenken. Hintergrund ist der wachsende Druck aus dem Ausland, in einem Umfeld schleppenden Wachstums und niedriger Inflation Geld an die Anleger zurückzuzahlen. Dazu kommen vier weitere Gründe: Der Druck ausländischer Anleger, das Renditestreben des staatlichen Rentenfonds, der neue Corporate-Governance-Kodex und der Rückgang der Alternativen für die Verwendung liquider Mittel Aktionären japanischer Unternehmen. Sie bescheren bessere Erträge in Form von höheren Dividendenrenditen und Aktienrückkaufprogrammen.
Wie hat sich denn Japan entwickelt?
Mitte der 1990-er Jahre rangierten die Aktionäre auf der Prioritätenliste japanischer Unternehmen weit unten. Obgleich die Veränderungen nur äusserst schleppend vorangehen, wird die Politik der Unternehmen langsam aktionärsfreundlicher. Die Anlegerbeziehungen verbessern sich, Entscheidungen werden weniger irrational getroffen und für die Aktionäre werden höhere Erträge erzielt. Die Entwicklung steckt angesichts einer Marktrendite von nur 2,2 Prozent aber noch in den Kinderschuhen, aber der Trend ist eindeutig. Die Ausschüttungen steigen und die Unternehmen besitzen die notwendigen Reserven und die Bereitschaft, die Dividenden zu erhöhen.
Und die japanischen Unternehmen haben auch Fortschritte erzielt?
Ja, die Bilanzen in Japan haben sich in den letzten 15 Jahren verbessert, da die Unternehmen ihr Eigenkapital erhöht (+96 Prozent) und Schulden abgebaut (-20 Prozent) haben. Dementsprechend gibt es in Japan inzwischen mehr Unternehmen, die eine Netto-Cash-Position in der Bilanz ausweisen, als in den meisten anderen wichtigen Märkten. 10 Prozent des Portfolios des Kames Global Equity Income sind in eine Mischung aus Binnenmarkt- und exportorientierten Aktien in Japan angelegt Dies gegenüber rund 8 Prozent der Benchmark. Damit heben wir uns von Wettbewerbern ab, die diesem Trend nur zögerlich folgen.
Können Sie uns ein paar Favoriten nennen?
Zu den Kernpositionen des Fonds zählen der Reifenhersteller Bridgestone (3,6 Prozent Rendite), der Halbleiterausrüster Tokyo Electron (3,2 Prozent), der Spezialist für technisches Personal TechnoPro (2,9 Prozent) und das Bauunternehmen Daito Trust (3,0 Prozent). Bridgestone und Tokyo Electron sind jeweils weltweit die Nummer 1 in ihrer Branche und weisen attraktive Eigenkapitalrenditen und Netto-Cash-Positionen in ihren Bilanzen aus. Daito Trust ist der führende Baukonzern für Eigentumswohnungen in Japan, der Spezialist für technisches Personal TechnoPro ist unterdessen unsere kleinste und am wenigsten bekannte Position in Japan. Dank günstiger Gesetzesänderungen und der angespannten Lage am Arbeitsmarkt erzielt das Unternehmen jedoch ein zweistelliges Umsatzwachstum und eine Eigenkapitalrendite von über 30 Prozent.
Und ist der Aktienmarkt nicht überwertet?
Nein, der japanische Aktienmarkt ist verglichen mit dem Festzinsmarkt besonders attraktiv. Die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen (JGB) ist in den Negativbereich abgerutscht und die Bank von Japan hat erklärt, dass sie beabsichtigt, sie bei Null zu halten. Die Rendite am Aktienmarkt liegt bei 2,2 Prozent und damit einen Renditeaufschlag von 200 Basispunkten gegenüber JGBs. Dem steht ein Aufschlag von 30 Basispunkten in den USA gegenüber. In Japan werden Veränderungen nur zögerlich angenommen, aber wenn, dann mit Begeisterung. Wir gehen davon aus, dass die Renditen weiter steigen und andere globale Dividendenfonds ebenfalls versuchen werden, davon zu profitieren und ihre Allokation zu erhöhen.
Mark Peden ist der Architekt der globalen Aktien-Einkommen-Strategie und Lead Manager des Kames Global Equity Income Fund seit seiner Lancierung 2012. Seine Haupttätigkeit liegt im Research von europäischen Aktien, wo er seit 25 Jahren Unternehmen analysiert seit er 1992 zu Kames Capital stiess. In dieser Zeit hat er verschiedene Positionen inne und sowohl internationale als auch europäische Aktienfonds verwaltet. Er studierte an der University of York und der University of California (Santa Barbara) mit einem BSc Honours Degree in Wirtschaftspolitik. Er verfügt zudem seit 1997 über die Qualifikation als Chartered Financial Analyst (CFA) und ist auch ein assoziiertes Mitglied der UK Society of Investment Professionals (ASIP).