«Wir kaufen Aktien mit dem Ziel, diese für immer zu halten»

29.10.2014
Herr Bauman, die Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen einen Ausverkauf erlebt. Was haben Sie gemacht?
Wir investieren langfristig. Die Schwäche an den Aktienmärkten haben wir dazu genutzt, unsere favorisierten Positionen weiter auszubauen. Wir übergewichten weiterhin den Gesundheitssektor, insbesondere Biotech-Werte, die zum ersten Mal mit einem deutlichen Abschlag zu den grossen Pharmawerten gehandelt werden. Seit über 30 Jahren stehen Aktien aus dem Gesundheitssektor ganz oben auf unserer Einkaufsliste. Das wird auch in Zukunft so bleiben, denn dieser Sektor befindet sich in einer sehr frühen Wachstumsphase.
Die Überbewertung im IT- und Biotech-Bereich macht einigen Analysten Kopfzerbrechen - Ihnen nicht?
Trotz der Biotech-Rallye der vergangenen zwei Jahre finden wir immer noch attraktiv bewertete Wachstumstitel. Es gibt einen grossen Unterschied zwischen den hoch bewerteten Small- und Mid-Caps und den grossen Blue-Chip-Unternehmen, die auch weiterhin günstig bleiben. Überbewertet sind vor allem Telekommunikations- und Versorgungsunternehmen. Sie werden mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 18 bis 20 gehandelt und wachsen nur leicht oder sogar negativ.
Was macht die «Aggressive-Growth-Strategie» aus, die eigentlich gar nicht aggressiv ausgerichtet ist?
Die Strategie investiert seit jeher in stark wachsende Unternehmen. Dabei ist die Denkart ähnlich eines Private-Equity-Managers: Auf Basis einer fundierten Kenntnis des Unternehmens wird langfristig investiert. Ziel ist es, so wenige Portfolio-Umschichtungen vorzunehmen wie möglich. Dabei haben wir einen hohen sogenannten Active-Share, denn man kann den Markt nicht schlagen, indem man sich nur am Index orientiert. In der Tat ist aggressiv nicht die richtige Bezeichnung für die Strategie und den Fonds. Da dieser Name aber inzwischen zu einem Markenzeichen geworden ist, wollen wir ihn nicht ändern.
Sie halten noch teilweise Aktien aus den 1980er Jahren. Was muss passieren, damit Sie diese verkaufen?
Wir kaufen Aktien mit dem Ziel, diese für immer zu halten. Dennoch gibt es auch für uns bestimmte Grenzen, zum Beispiel eine zu hohe Bewertung einer Aktie. Sobald diese überschritten wird, überlegen wir uns zu verkaufen.
Der Fonds ist in keinem grossen Unternehmen der Medienunterhaltung investiert. Nur mit Facebook halten Sie Aktien an einem Social Network, warum?
Facebook ist ein spezieller Fall. Es ist ein einzigartiges Unternehmen, das mit hohen Hindernissen beim Markteintritt zu kämpfen hatte. Es ist erst am Anfang, sowohl seine mobile Basis als auch seine milliardenstarke Nutzerbasis zu monetarisieren. Als Facebook an den Markt kam, war es wahrscheinlich die meistgehasste neue Aktiengesellschaft, aber unser Team sieht hier die grössten Wachstumsmöglichkeiten, die es jemals bei einem Technologieunternehmen gegeben hat.
Auch wenn Sie sonst keine Big Player aus dem Social Network im Portfolio haben, setzen Sie doch auf Medieninhalte.
Der Wert von Videos und Bildern in einer voll vernetzten Welt des Streamings ist nicht von der Hand zu weisen. Deswegen werden wir unsere Positionen bei US-Sendern wie AMC Discovery, Starz oder MSG weiter halten. Allgemein konzentrieren wir uns auf Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie ihre Bilanzen sowohl aktionärsfreundlich pflegen, als auch Wachstum generieren. Bei einigen Unternehmen stellen wir fest, dass sie daran sind, liquide Mittel an ihre Aktionäre zurückführen. Finanziell starke Unternehmen optimieren ihre Bilanzen immer aggressiver, indem sie sich am Anleihemarkt günstig mit Kapital eindecken oder wertsteigernde Akquisitionen tätigen.
Evan Bauman ist Co-Manager des Legg Mason ClearBridge Aggressive Growth Fund, des Legg Mason Multi Cap Growth Fund und aller All-Cap-Growth-Strategien. Er verfügt über 18 Jahre Investmenterfahrung, die er im gleichen Unternehmen gesammelt hat. Bauman begann 1996 als Praktikant bei ClearBridge, nachdem er seinen Bachelor in Mathematik an der Duke University erworben hat.