«Wir können unseren Kunden sozusagen eine Art «Sorglos‑Paket» anbieten»

Executive Director, Head Business Development Central Europe, White Labelling Solutions, UBS Fund Management Services, UBS Asset Management
UBS AG, Zürich ubs.com
05.10.2019
Herr Zürcher, wo sehen Sie Wachstum im europäischen Fondsmarkt?
Die Situation an den Märkten ist geprägt von den tiefen Zinsen, den geopolitischen Unsicherheiten wie beispielsweise der bevorstehende Brexit für Europa oder global betrachtet unter vielem anderen der Handelsstreit zwischen den USA und China. Diese unsichere und volatile Lage an den Märkten wirkt sich natürlich auch auf das Anlegerverhalten und somit direkt auf die Produkte aus. Neben den passiven Fonds, welche ja nicht mehr wegzudenken sind und eine immer günstiger werdende Alternative zur Anlage und direkten Partizipation an den jeweiligen Märkten darstellen, verspüren wir bei UBS White Labelling Solutions im Markt bei unseren Kunden eine steigende Nachfrage, Produkte mit «Environmental, Social and Governance» - kurz ESG-Charakter, Alpha-generierende Nischenprodukte im traditionellen Bereich oder alternative Anlagethemen wie Private Equity bzw. Private Debt oder Infrastrukturanlagen mittels Auflage von entsprechenden Anlagevehikeln umzusetzen.
Werden dabei die Fondslösungen immer komplexer?
Wie in der vorherigen Antwort angedeutet, geht gerade mit der Umsetzung von zum Beispiel alternativen Anlagethemen in den dafür geeigneten Fondsgefässen natürlich auch immer eine komplexer werdende Strukturierung bei dem einzelnen Anlagevehikel einher. Aspekte wie Multi-Manager, Multi-Strategies, Steuerthemen und andere mehr machen den operationellen Setup komplexer und erhöhen folglich die Anforderungen an die Plattform und die Prozesse stetig. Die umzusetzenden Anlagethemen verlangen von einem Plattformanbieter wie UBS White Labelling Solutions ein immer grösser werdendes Fachwissen und tiefergehende Kenntnisse. Sprich, wir müssen sicherstellen, dass wir über das entsprechende Know-how verfügen, die nachgefragten Anlagethemen und Produkte in allen Details zu verstehen, die damit möglicherweise verbundenen Risiken richtig zu evaluieren und den für den Kunden besten Setup auszuwählen und entsprechend dann auch zeitgerecht umzusetzen. Ein Unterfangen, was doch ab und an eine Herausforderung darstellen kann.
Also nur Indizes replizieren mit einem aktiven Ansatz reicht nicht mehr…
Die in dieser Frage enthaltene Aussage würde ich so nicht unbedingt unterzeichnen. Je nachdem, im welchem Kundensegment man sich befindet und was die Renditeerwartung bzw. der Anlagehorizont ist, ist die Replikation von Indizes mit einem aktiven Anlageansatz sicherlich durchaus interessant und folglich der richtige Ansatz. Jedoch geht unseres Erachtens der Trend insbesondere im UHNWI-, Family Offices- oder institutionellen Segment klar hin zu ganz spezifischen Anlagethemen wie beispielsweise im Private-Equity-Bereich, «later stage» Start-up/Venture Tech Companies oder Infrastrukturthemen wie Hotels oder Einkaufzentren. Auch sehen wir vereinzelt Anfragen betreffend die Anlage in andere Sachwerte wie beispielsweise Hotelflussfahrtsschiffe. Dabei kommt der Wahl der richtigen Jurisdiktion und der geeigneten Fondshülle im Hinblick auf die Art der Anleger und deren Herkunft, somit also auch dem Vertriebsthema eine zentrale Bedeutung zu. Auf dem Product Shelf von UBS White Labelling Solutions befinden sich in den wichtigsten Fondsdomizilen in Europa wie Luxemburg oder Irland sowie im Heimmarkt Schweiz sämtliche zur Verfügung stehenden rechtlichen Anlagegefässe wie zum Beispiel in Luxemburg den RAIF, die Special Limited Partnership (SCSp) oder den ELTIF bzw. in der Schweiz beispielsweise die Kommanditgesellschaft für kollektive Kapitalanlagen. Sprich, unsere Kunden können hier auch von der grösstmöglichen Flexibilität betreffend Auswahl der passenden Fondstruktur profitieren.
Wo bringen Sie sich in diesem Umfeld ins Spiel?
Unser holistischer Ansatz, unseren Kunden sämtliche für die Auflegung eines Fondsgefässes notwendigen Dienstleister und Services auf Basis einer offenen Plattform aus einer Hand anbieten zu können, ist ein zentraler Punkt. Sprich, wir können unseren Kunden sozusagen eine Art «Sorglos-Paket» anbieten, damit die sich auf ihre Kernkompetenzen wie das Portfolio Management und den Vertrieb konzentrieren können. Da UBS White Labelling Solutions als Teil von UBS Platform Services bei UBS Asset Management angesiedelt ist, können wir und somit unsere Kunden direkt von dem fundierten Fachwissen und Erfahrung von UBS Asset Management über sämtliche Anlageklassen hinweg profitieren. Das heisst: sowohl die Fonds von unseren White-Labelling-Kunden als auch die hauseigenen UBS-Fonds laufen bei uns auf der gleichen UBS Fund Management Services Plattform, womit konkret auf sämtliche Fonds, unabhängig ob Dritt- oder UBS in-house Produkte dasselbe Operating Model und dieselben Prozess-Anwendung stattfinden. Von diesem Setup, welches so von den meisten Wettbewerbern so nicht direkt angeboten werden kann, können unsere White-Labelling-Kunden natürlich direkt profitieren.
Ab welcher Fondsgrösse sind Mandate für UBS interessant?
Meines Erachtens würde es zu kurz greifen, diese Frage mit der Angabe einer Mindestgrösse zu beantworten. Grundsätzlich schauen wir bei UBS White Labelling Solutions sämtliche Cases im Detail an. Sicherlich ist das Startvolumen eines Fonds ein wichtiger Faktor, doch sicherlich nicht der allein entscheidende. Vielmehr interessiert uns der Business Case, der dahinter steht und das Wachstumspotenzial. Klar muss die Auflegung eines Fonds wirtschaftlich betrachtet Sinn ergeben, sprich, es muss eine Kostenbasis erzielt werden können, welche in Bezug auf die Fondsgrösse und Komplexität des jeweiligen Produktes Sinn macht. So stellen neben der Anlageklasse, deren Umsetzung mittels der entsprechenden Anlageinstrumenten und dem dafür notwendigen operationellen Setup insbesondere auch die Wahl der Fondshülle, beispielsweise vertragsrechtliche versus gesellschaftsrechtliche Form, der Entscheid für eine «Standalone»- oder «Rent-a-Compartment»-Lösung wichtige Faktoren dar, welche die Kosten einer Fondshülle doch nachhaltig beeinflussen können. Kurz gesagt, beurteilen wir die Mindestgrösse eines Fonds auf einer «case by case»-Basis, da gemäss unserer Erfahrung jeder Business Case seine Eigenheiten hat, welche wiederum die Kosten treiben und somit einen direkten Einfluss auf die Mindestgrösse eines Fonds haben, mit deren Erreichen die Auflegung aus wirtschaftlichen Gründen Sinn macht. Klar können wir bei UBS White Labelling Solutions, wenn wir von einem Case überzeugt sind, für einen Kunden auch einen Fonds auflegen, dessen Grösse unter der von uns eigentlich definierten, rein wirtschaftlich betrachtet sinnvollen Mindestgrösse liegt und so quasi unterstützend als «Business Angel» fungieren. Aber sicherlich kann allgemein gesagt werden, dass die Lancierung eines Fonds mit einem einstelligen oder auch tiefen zweistelligen Millionenbereich wirtschaftlich gesehen keinen Sinn macht.
Link zum Disclaimer
Innerhalb von UBS Asset Management, Fund Management Services zeichnet Patrice Zürcher für die Business-Development-Aktivitäten in Zentraleuropa inklusive den Nordics verantwortlich. In dieser Funktion ist er hauptsächlich für die Beratung von potenziellen Kunden hinsichtlich Strukturierung und Setup von Fondstrukturen in Luxemburg, in der Schweiz und in Irland zuständig. Er verfügt über 19 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie und bekleidete verschiedene Rollen bei diversen global tätigen Finanzinstituten. Vor dem Beginn der Tätigkeit bei UBS Asset Management im Januar 2018 arbeitete Patrice Zürcher als Senior Structurer und Senior Client Relationship Manager in der Private-Labelling-Einheit eines an der Swiss Stock Exchange gelisteten, international agierenden Vermögensverwalters. Darüber hinaus zeichnete dort Zürcher für die Leitung des bestehenden Immobilienfondsgeschäfts verantwortlich. Patrice Zürcher ist Inhaber des Masterabschlusses für Rechtswissenschaften an den Universitäten Basel und Freiburg. Zudem ist er Inhaber des «Diploma of Advanced Studies in Banking» der Universität Bern in Kooperation mit der Universität Rochester (NY), des «Executive Program Diploms» des Swiss Finance Instituts sowie des Diploms «CAS Swiss Certified Investment Product Expert» der Universität für angewandte Wissenschaften Zürich.