«Wir kümmern uns rund um die Uhr um das Market Making von ETFs und ETCs»

18.08.2014
Herr Oetterich, wie sieht das Geschäftskonzept von Flow Traders aus?
Flow Traders spezialisierte sich seit der Gründung im Jahr 2004 auf ETFs und ETCs und etablierte sich auf diesem Gebiet zum führenden Player. Als unabhängiges Handelshaus mit über 200 hochqualifizierten Spezialisten verteilt auf drei Niederlassungen weltweit (Amsterdam, New York und Singapur), kümmern wir uns rund um die Uhr um das Market Making an den verschiedenen Börsen. Besonders der Bereich des OTC-Handels in ETFs und ETCs, welcher von institutionellen Investoren genutzt wird, hat in den letzten Jahren extrem an Bedeutung gewonnen.
Wie wichtig sind der Schweizer und der deutsche Markt für Ihr Haus?
Wie für die meisten Emittenten ist auch für Flow Traders der Schweizer Markt sowie der deutsche Markt von besonderer Bedeutung. Flow Traders ist in der Schweiz Nummer eins und in Deutschland Nummer zwei, was den Umsatz der ETFs an der Börse betrifft. In beiden Ländern werden viele Assets verwaltet und der Trend immer mehr ETFs im Asset Management einzusetzen, ist nach wie vor ungebrochen. Institutionelle Investoren in der Schweiz und in Deutschland profitieren selbstverständlich auch vom OTC-Handel mit Flow Traders.
Sie sind mit Büros in Amsterdam, New York und Singapur präsent. Das heisst, Ihr Geschäft läuft rund um die Uhr?
Flow Traders handelt 24 Stunden am Tag. Die Standorte sind auf der Welt so platziert, dass wir alle Zeitzonen aus dem jeweiligen Office abdecken können.
Tönt nach viel High-Tech…
Klar. Ist es auch. Etwa die Hälfte aller Angestellten ist den IT-Abteilungen zuzuordnen. Die Anzahl der Börsen, an welchen Flow Traders handelt, die Masse der ETFs, welche wir quotieren und die Geschwindigkeit der Börsen erfordern einfach viel High-Tech.
Wie sieht ein klassischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Ein klassischer Arbeitstag kann bei uns zweierlei bedeuten. Der Tag im Office oder ein Tag, an welchem man in den verschiedenen Ländern unterwegs ist. Im Büro ist man die meiste Zeit mit den Dingen rund um den Handel der OTC-Tickets beschäftigt. Wenn ich unterwegs bin und unsere Counterparties sehe, wird oft über neue Entwicklungen am ETF-Markt gesprochen oder gerne auch mal eine Investmentidee diskutiert.
Hat sich aus Ihrer Sicht der ETF-Handel in den vergangenen zwei Jahren gewandelt und wenn ja, wie?
Die Geschwindigkeit des OTC-Handels hat sich sehr verändert. Wo man früher noch ein bis zwei Minuten Zeit hatte, um Tickets im Gegenwert von mehr als 20 Mio. Schweizer Franken zu preisen, bekommt man diese Zeit heutzutage eher selten.
Bedeuten mehr an den Börsen gelistete Papiere automatisch auch mehr Transaktionen für Flow Traders oder spielt sich der Handel mehr oder weniger in den immer gleichen Valoren ab?
Das meiste Volumen geht sicher in den ETFs mit den höchsten Assets. Je kleiner die Assets eines ETF sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Handel dort OTC stattfindet. Viele neue ETFs brauchen erst eine Zeit bis diese einiges an Assets under Management gesammelt haben und für eine Grosszahl der Asset Manager interessant wird. Oft ist auch erst dann gutes Volumen an der Börse vorhanden.
Ohne von Ihnen zu erwarten, Namen zu hören, gibt es Qualitätsunterschiede zwischen den grossen ETF-Adressen?
Ja, teilweise gibt es sehr grosse Qualitätsunterschiede. Es fängt damit an, wie viele Market Maker die Emittenten zulassen bzw. haben wollen, um die Liquidität an den Börsen zu gewährleisten. Je mehr Market Maker Zugang zum Primärmarkt haben (Creation / Redemption), desto mehr Wettbewerb ist auch beim Preisen der ETFs vorhanden, was zu engeren Spreads führt. Selbst bei dem wichtigen Prozess der Creation und Redemption, welcher für die Market Maker einen grossen Kostenfaktor darstellt, gibt es teilweise sehr grosse Unterschiede. Diese Unterschiede spiegeln sich dann natürlich auch in den Preisen der ETFs an der Börse sowie OTC wider.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der europäische ETF-Markt in nächster Zukunft entwickeln?
Ich denke, dass der Preisdruck sich etwas verschiebt. Die letzten Jahre war dieser hauptsächlich beim Handel und den Handelskosten zu spüren. Viele ETF-Emittenten haben ihre jährlichen Management-Gebühren dieses Jahr gesenkt, was der Konkurrenz auf der Emittenten-Seite zu verdanken ist. Der positive Effekt hierbei ist, dass die europäischen ETFs im weltweiten Vergleich deutlich wettbewerbsfähiger geworden sind, was die Management-Gebühr, Performance und Handelskosten betrifft. Viele Investoren, welche früher US-ETFs in ihren Portfolios hatten, tendieren jetzt dazu, europäische ETFs zu bevorzugen.
Sehen Sie noch grosse Unterschiede zu jenen in den USA und Asien oder gleichen sie sich immer mehr an?
Die Märkte sind in verschiedenen Phasen. Während der Markt in den USA sicher schon am weitesten ist, was die Liquidität an den Börsen betrifft, ist der asiatische Markt eher mit dem europäischen Markt der Jahre 2006 bis 2007 zu vergleichen. Die Volumina sind noch etwas gering und die Spreads an der Börse nicht mit den heutigen Spreads in den USA oder in Europa zu vergleichen. Der europäische Markt hat nicht viel an Schwung der letzten Jahre verloren und entwickelt sich weiter sehr gut. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis wir von gleichen oder ähnlichen Märkten weltweit sprechen können, dennoch hat der europäische Markt in den letzten Jahren viel an Bedeutung gewonnen.
Christian Oetterich arbeitete zehn Jahre bei der HypoVereinsbank in verschiedenen Positionen, unter anderem im Cash Equity Trading sowie im Cash Equity Sales. 2008 ging Oetterich zur DekaBank und begann dort mit dem ETF Sales Trading. Seit 2010 ist Christian Oetterich bei Flow Traders B.V. und arbeitet in Amsterdam als Co-Head Europe im ETF Sales Trading.