«Wir legen unseren Anlagefokus abseits des US-Kreditzyklus»

Fondsmanager, Global Investment Grade Corporate Bond Strategy
T. Rowe Price, Baltimore
troweprice.com
20.09.2019
Herr Boothe, der Handelskonflikt zwischen den USA und China dämpft die Stimmung und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Wie positionieren Sie sich vor diesem Hintergrund?
Wir verbreitern unseren Anlagefokus und haben Obligationen qualitativ hochwertiger internationaler Emittenten gekauft, um abseits des US-amerikanischen Kreditzyklus zu investieren. Ebenfalls aus Gründen der Diversifikation berücksichtigen wir im Rahmen unserer Strategie Asset-Backed Securities (ABS), die deutlich weniger unter einem Rückgang der US-Anleihemärkte leiden als Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Dabei bevorzugen wir Anleihen mit kürzerer Laufzeit, da diese das Kreditrisiko begrenzen, falls es zu einem deutlichen Rückgang der US-Wirtschaft kommen sollte. Obwohl wir derzeit keine Rezession in den kommenden zwölf Monaten erwarten, sehen wir darin eine umsichtige Absicherung gegenüber den Risiken am Anleihemarkt.
Warum favorisieren Sie globale Emittenten gegenüber US-Unternehmen?
Diese Strategie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausrichtung. Wir glauben, dass eine internationale Allokation ein vorteilhaftes Exposure gegenüber Kreditzyklen bietet, die nicht synchron mit den USA verlaufen und möglicherweise mehr Spielraum für eine Outperformance haben. Die Zahl der nicht US-amerikanischen Firmen, die Investment-Grade-Anleihen in US-Dollar begeben, ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Das hat das Universum der Unternehmensanleihen deutlich erweitert - was unseren Analysten hilft, attraktive Anlageideen zu identifizieren.
Welche Region bevorzugen Sie?
Wir verfügen über eine bedeutende Position asiatischer Investment-Grade-Anleihen von internationalen Emittenten mit hoher Bonität, die eine geringe Korrelation zu ihren Pendants aus den USA sowie ein überzeugendes Risiko-Rendite-Profil aufweisen. Die höhere Gewichtung dieser Titel wirkt defensiv in Bezug auf die Diversifikation und ist zudem eine potenzielle Quelle für höhere risikobereinigte Renditen. Wir bevorzugen qualitativ hochwertige Emittenten aus den Bereichen Technologie und Telekommunikation. Wie in allen anderen Segmenten des Investment-Grade-Marktes für Unternehmensanleihen stützen wir uns bei der Auswahl der jeweiligen Anleihen auf das Research unseres globalen Netzwerks an Kreditanalysten.
Welche Rolle spielen Asset-Backed Securities als Diversifikationsquelle in Ihrer Strategie?
Dank ihrer Qualität und relativen Stabilität verfügen diese forderungsbesicherten Wertpapiere nicht nur über wichtige defensive Eigenschaften, sondern bieten gleichzeitig eine höhere Rendite als US-Treasuries. Da Konsumentenkredite die Sicherheiten für die meisten ABS darstellen, sind sie zudem weniger stark dem US-Kreditzyklus ausgesetzt als Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating. Ein Segment, das wir aktuell in diesem Markt bevorzugen, sind so genannte Whole-Business-Securitisations, kurz WBS, die ganze Geschäftszweige einschliesslich zukünftiger Erträge verbriefen. Sie kombinieren die Eigenschaften klassischer ABS mit denen von Unternehmensanleihen. Typische WBS-Emittenten sind Schnellrestaurantgesellschaften, deren Sicherheiten hauptsächlich aus Franchise- und Lizenzgebühren bestehen. Die Cashflows aus diesen Sicherheiten sind in der Regel sehr stabil, was die Bonität der Anleihen erhöht. Das Engagement in Whole-Business-Securitisations mit BBB-Rating kann eine zusätzliche Rendite gegenüber Unternehmensanleihen mit vergleichbarem Rating ermöglichen.
Was könnte Ihr Szenario ins Wanken bringen?
Wir sind überzeugt, dass das bedeutendste Risiko für unsere weithin defensive Positionierung eine unerwartete Beschleunigung der US-Wirtschaft ist. Zwar erscheint dieses Szenario angesichts der zunehmenden Spannungen im Handelskrieg und der nachlassenden Auswirkungen der Steuersenkungen aus dem Jahr 2018 unwahrscheinlich. Doch könnte eine plötzliche Belebung des Wirtschaftswachstums den Kreditzyklus verlängern. Das würde dazu führen, dass sich riskantere, länger laufende Unternehmensanleihen besser entwickeln als ihre konservativen Pendants.
Link zum Disclaimer
Steven Boothe ist Fondsmanager der Global Investment-Grade Corporate Bond Strategy und Co-Fondsmanager der US Investment-Grade Corporate Bond Strategy bei T. Rowe Price. Er verfügt über 21 Jahre Anlageerfahrung, davon knapp 20 Jahre bei dem US-Vermögensverwalter mit Sitz in Baltimore. Die Assets under Management (AuM) von T. Rowe Price beliefen sich zuletzt auf 1,13 Billionen US-Dollar. Boothe arbeitet seit 1999 für das Unternehmen und war zunächst als Credit Research Analyst für die globale Telekommunikations- und Technologiebranche sowie als Investment-Grade Corporate Portfolio Manager/Analyst tätig. Seine derzeitige Position übernahm er 2014. Steven Boothe ist Chartered Financial Analyst und erwarb einen B.A. in Wirtschaftswissenschaften/Mathematik an der Columbia University.