«Wir rechnen mit einer Potenzialrendite für Schweizer Aktien von rund 4.5 Prozent pro Jahr»

12.01.2022
Herr Marbach, wie positioniert sich die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) im Fonds-Management nach der Ablösung von Swisscanto? Respektive was ist Ihre USP?
Die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) verfolgt eine klare Nischenstrategie. Wir werden nur Fonds verwalten, bei denen wir glauben, dass sich eine aktive Bewirtschaftung lohnt und wo die SZKB die Glaubwürdigkeit und Kompetenz hat, nachhaltige Resultate zu liefern. Im institutionellen Fondsgeschäft konzentrieren wir uns deshalb auf die beiden Themen «Aktien Schweiz» sowie «Ethik», bei welchen wir bereits aus dem diskretionären Mandatsgeschäft langjährige Kompetenzen und einen erfolgreichen Track Record aufgebaut haben.
Die SZKB verwaltet zwei verschiedene Schweizer Aktienfonds. Was zeichnet diese aus? Wo sind die Unterschiede?
Aufgrund der Gewichtung nach Marktkapitalisierung der bekannten Schweizer Aktienindizes besteht ein strukturelles Risiko und eine Abhängigkeit von den drei Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche. Die SZKB versucht, losgelöst von der Marktgewichtung nach einer fundamentalen Bottom-Up-Analyse die rund 20 besten Schweizer Titel in ein ausgewogenes, diversifiziertes Portfolio zusammenzufassen. Somit entsteht eine deutliche Abweichung zu den bekannten Vergleichsindizes mit einer leichten Neigung zu mittelgrossen Unternehmen.
Interessant für die Kundschaft ist, dass wir mit den beiden Schweizer Aktienfonds unterschiedliche Markterwartungen bedienen können: Der «SZKB Aktienfonds Schweiz» entfaltet sein Renditepotenzial bei steigenden Märkten und eignet sich für eine längerfristige Anlage mit dem Ziel, Kapitalgewinne zu generieren und dies mit einer klaren Abweichung zur Marktgewichtung. Der «SZKB Dividendenfonds Schweiz Plus» vereint gerade bei seitwärts tendierenden Märkten den Wunsch nach regelmässigen Erträgen mit dem Bedürfnis nach Stabilität. Das Besondere daran ist, dass neben der Dividende ein zusätzlicher Ertrag aus dem systematischen Verkauf von Call-Optionen generiert wird.
Die Eigenschaften des Dividendenfonds «Schweiz Plus» tönen im derzeitigen Umfeld spannend. Können Sie die Philosophie dahinter im Detail erklären?
Der «Dividendenfonds Schweiz Plus» ist vor allem für Kunden geeignet, die eine höhere Ausschüttung sowie eine erhöhte Portfoliostabilität innerhalb der Aktienquote suchen.
Grundsätzlich zeigen verschiedene Untersuchungen, dass der Kauf von Aktien dividendenstarker Unternehmen das Depot eines Anlegers stabiler macht. Insbesondere wegen des effizienten Umgangs mit Finanzmitteln und in der Regel gesunder Bilanzrelationen. Somit bietet der Markt durch seinen hohen Anteil an defensiven Sektoren einen gewissen Schutz bei Aktienmarktkorrekturen. Mit dem zusätzlichen Verkauf von Call-Optionen wird eine Volatilitätsprämie vereinnahmt. Der Fonds vereint somit die Faktoren «nachhaltige Dividenden» und «Volatilitätsprämie» aus dem systematischen Verkauf von gedeckten Call-Optionen in einem Instrument. Die vereinnahmte Prämie gibt einen zusätzlichen Puffer bei Korrekturen, bildet aber bei stark steigenden Märkten auch einen Cap gegen oben.
Welches Umfeld erwarten Sie für den Schweizer Aktienmarkt in den nächsten Jahren?
Die Stabilität der Schweizer Wirtschaft sowie die Innovationskraft ihrer Unternehmen ist beeindruckend. Was sich beispielsweise auch in der schnellen Anpassung der Unternehmen während der Eurokrise gezeigt hat. Wir beurteilen dies als ein strukturelles Plus für den hiesigen Aktienmarkt.
Der bevorstehende bzw. gegenwärtige Entzug der Liquidität durch die Zentralbanken und das sich mittelfristig abzeichnende Ende der Tiefzinspolitik hat einen starken Einfluss auf die Bewertungen der Aktien weltweit. Der Schweizer Aktienmarkt wird sich dem nicht entziehen können. Bei höheren Zinsen wird die Kreditfinanzierung teurer und vor allem die Diskontierungssätze für die Cashflow-Bewertungsmodelle müssen nach oben angepasst werden. Die SZKB rechnet damit, dass aufgrund dieser Faktoren die Potenzialrendite für Schweizer Aktien mit rund 4.5 Prozent pro Jahr tiefer sein wird als in der Vergangenheit. Im aktuellen Umfeld erachten wir Unternehmen mit solider Ausschüttungsstrategie und nachhaltiger Dividendenrendite als weiterhin interessant.
Mittlerweile haben die meisten Finanzdienstleister ESG-Fonds im Angebot. Die SZKB bietet Ethik-Fonds an. Ethik und ESG scheinen verwandte Anlagestile zu sein. Wo liegen die Unterschiede bei den verschiedenen Anbietern?
Gerade dann, wenn sich ein Thema zum Markttrend entwickelt, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die einzelnen Anbieter und deren Methodologie zu werfen. Um die hohen Standards der ethischen Anlagen vollumfänglich garantieren zu können, arbeitet die SZKB seit 2009 erfolgreich mit der ISS ESG (vormals oekom Research AG) zusammen. Wir können somit auf einen hochwertigen, transparenten und branchenspezifischen Ratingprozess eines weltweit führenden Anbieters zurückgreifen.
Im Gegensatz zu anderen Anbietern wendet die SZKB einen absoluten Best-in-Class-Ansatz an. Es werden nur diejenigen Unternehmen im Markt identifiziert, die innerhalb ihrer Branche zu den Vorreitern in Sachen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zählen. Während beim relativen Ansatz die besten zum Beispiel 50 Prozent einer Branche ausgewählt werden, gilt beim absoluten Best-in-Class-Ansatz ein strikteres Auswahlverfahren. Je grösser die absoluten, negativen Auswirkungen einer Branche im Umwelt- und Sozialbereich sind, desto höher sind die Anforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement. Umso höher ist daher die Schwelle, den Prime-Status als Unternehmen zu erreichen, der die Investierbarkeit signalisiert. So müssen Unternehmen, die zum Beispiel im traditionell belastenden Energiesektor tätig sind, bessere Resultate in den Nachhaltigkeitskriterien aufweisen, um überhaupt berücksichtigt zu werden.
Wie wird die ethische Ausrichtung des Fonds in der Praxis umgesetzt und wie erfolgt die Titelauswahl?
Alle in den Fonds enthaltenen Direktanlagen durchlaufen einen minutiösen und kontinuierlichen Prüfprozess. Das Universum umfasst rund 10’000 Einzeltitel mit einem Nachhaltigkeitsrating. Durch die strikte Anwendung des absoluten Best-in-Class-Ansatzes reduziert sich das investierbare Universum um zirka 90 Prozent sehr deutlich. Ausserdem werden dank den SZKB-Ausschlusskriterien keine Anlagen in kontroverse Geschäftsfelder und -praktiken getätigt. Nach weiteren traditionellen qualitativen und quantitativen Beurteilungen durch die SZKB-Analysten resultieren daraus renditeorientierte und breit diversifizierte Portfolios.
Link zum Disclaimer
Alex Marbach ist Leiter Asset Management bei der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) und verantwortet mit seinen Teams das SZKB-Fondsmanagement sowie die diskretionäre Vermögensverwaltung. Ferner ist das Asset Management zuständig für die Beratung von institutionellen Kunden sowie der Betreuung von externen Vermögensverwaltern. Er startete seine Karriere bei der SZKB im Jahre 2012 als Leiter Portfoliomanagement. Vorgängig war er rund acht Jahre bei der UBS im Investment Management als Mandate Specialist tätig. Alex Marbach ist Chartered Financial Analyst (CFA) sowie Financial Risk Manager (FRM). Er verfügt über einen Executive MBA in General Management der Universität Zürich.