«Wir sind positiv auf Aktien, ein Wachstumsschock ist jedoch nicht auszuschliessen»

Lead Portfolio Manager, BB Global Macro Fonds
Bellevue Asset Management AG, Küsnacht ZH
bellevue.ch
18.05.2016
Herr Soso, das Jahr hat an den Finanzmärkten turbulent begonnen. Ist die Gefahr von weiteren Korrekturen gebannt?
Die Lage an den globalen Aktienmärkten hat sich beruhigt. Ich gehe davon aus, dass das auch so bleibt. In unserem Hauptszenario prognostizieren wir, dass die Weltwirtschaft langsam wächst und die Zentralbanken ihre stimulierende Geldpolitik weiter führen. Dieses Szenario hat eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 50 Prozent.
Aber die Unsicherheiten sind doch weiterhin gross, allen voran in den Emerging Markets. Beunruhigt Sie das nicht?
Die Gefahren fliessen natürlich in unsere Szenarien ein. Die Kreditblasen in einigen Emerging Markets wirken sich in unserem negativeren Szenario weiterhin auf die globalen Finanzmärkte aus. Dieses Szenario hat eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 25 Prozent. Wir sind der Meinung, dass die Kreditrisiken für risikobehaftete Anlagen eine Bedrohung darstellen, aber lokal bleiben.
Wie setzen Sie mit Ihrem Absolut Return Fonds auf ein derartiges Szenario?
Sobald die Kreditkrise zu sinkenden Kursen führt, planen wir Kreditanleihen aus den Emerging Markets, etwa aus Brasilien, zu kaufen.
Die Aktienindizes sehen angeschlagen aus. Ist ein Bärenmarkt denkbar?
Die Gefahr besteht. In unserm Negativszenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 25 Prozent kommt es zu einem Wachstumsschock, der die Aktienmärkte in einen Bärenmarkt bringen könnte. Ein Auslöser für eine Verlangsamung der Wirtschaft könnte China sein. Dabei kommt dem chinesischen Renminbi eine zentrale Rolle zu - eine Abwertung des Renmimbi wäre besonders besorgniserregend.
Warum kommt China eine derart tragende Rolle zu?
China ist die grösste Handelsnation der Welt. Eine Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hätte die Abwertung des Renminbi zur Folge. In so einem Negativszenario werden ausländische Güter für die Chinesen durch die Abwertung ihrer Währung teurer. Die Nachfrage würde plötzlich abfallen. Gleichzeitig wären globale Unternehmen durch den Währungseffekt einem stärkeren Wettbewerb mit chinesischen Waren ausgesetzt. Eine Kreditkrise würde den Abwertungsdruck auf den Renmimbi weiter erhöhen. Für so eine Krise spricht der Gesamtschuldenstand Chinas. Der hat sich seit 2007 massiv erhöht. Zur Absicherung der Aktienstrategie wurde im März die chinesische Währung leer verkauft.
Wie sind Sie in Ihrem optimistischen Hauptszenario investiert?
In unserem Hauptszenario entwickeln sich Aktien und Unternehmensanleihen am besten. Weil der geldpolitische Stimulus in der Eurozone und Japan am grössten ist, sind wir hauptsächlich auf diesen Märkten investiert. Die Bewertungen sind im historischen Vergleich attraktiv und die Programme der quantitativen Lockerung werden weiter andauern. Im April hat sich das Portfolio im Global Macro kaum verändert. Lediglich bei italienischen Staatsanleihen haben wir einen Teil der Gewinne mitgenommen.
Lucio Soso, Lead Portfolio Manager des BB Global Macro Fonds, verfügt über eine mehrjährige Erfahrung im Asset Management. Er trat Bellevue Asset Management im September 2010 bei, nachdem er bereits zuvor für die Verwaltung des BB Global Macro Fonds zuständig war. Vor seinem Eintritt bei RBR Capital im Jahr 2004 entwickelte er während sechs Jahren Finanzmodelle und Risk Management Tools zur Verwaltung von Total-Return- und Global-Macro-Strategien. Zwischen 1995 und 1998 war er als Research-Direktor für All Asia Capital tätig. Von 1992 bis 1995 arbeitete er für Pictet & Cie in London als institutioneller Portfolio Manager. Lucio Soso verfügt über einen Master in Finance der London Business School, einen Master in nuklearer Physik des Tokyo Institute of Technology sowie einen Abschluss als Elektroingenieur der ETH Zürich.