«Wir sorgen dafür, dass sich Vermögensverwalter auf das Asset Management konzentrieren können»

Leiterin Financial Assets
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, München hauck-aufhaeuser.de
23.03.2016
Frau Schlick, Sie arbeiten mit vielen unabhängigen Vermögensverwaltern eng zusammen und können damit eine sehr gute Einschätzung zur Gemengelage abgeben. Was treibt Vermögensverwalter im derzeitigen Umfeld besonders um?
Zunächst sehen sich unabhängige Vermögensverwalter genau wie alle anderen Investoren auch schwierigen Marktbedingungen gegenüber. Dass die Phase niedrigster Zinsen gerade in die Verlängerung gegangen ist, macht es auch ihnen nicht einfacher. Bereits seit Sommer vergangenen Jahres, insbesondere aber seit dem Jahreswechsel, hat zudem die Nervosität an den Aktienmärkten deutlich zugenommen. Wenn wie aktuell eher Stimmungen als Fakten die Kursentwicklung bestimmen, ist das ein anspruchsvolles Umfeld für jeden Asset Manager. Unabhängige Vermögensverwalter, die mit viel Erfahrung, Spezialwissen und Leidenschaft bei der Sache sind, sind hier aber in aller Regel gut gerüstet und können Anleger sogar besonders eindrucksvoll von der Qualität ihrer Produkte überzeugen, indem sie auch in solch schwierigeren Zeiten attraktive Erträge erwirtschaften und Schwankungen begrenzen. Insofern spielen ihnen die aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten sogar tendenziell in die Hände. Denn viele Vermögensverwalter sehen sich ganz anderen Herausforderungen gegenüber: So müssen sie sich in einem wachsenden Wettbewerb nicht nur der klassischen Konkurrenz aus grossen Banken und deren Fondshäusern stellen, die bei vielen Anlegern allein aufgrund ihrer Grösse nach wie vor für Qualität stehen. Sie haben es zudem zunehmend auch mit neuen Wettbewerbern aus der so genannten Fintech-Welt zu tun, die ganz andere Herangehensweisen an die Kapitalanlage versprechen.
Sind Fintechs, neuartige Finanzportale und die dort häufig propagierten passiven Investments tatsächlich eine Gefahr für klassische Vermögensverwalter?
Neue, leicht zu bedienende Tools im Internet, die eine ganz oder teilweise automatisierte Finanzberatung bieten, sehen einige Vermögensverwalter durchaus als Gefahr an. Die Frage ist allerdings, welche Erfahrungen Anleger mit solchen Robo-Advisors machen werden. Zu erwarten ist, dass nur gut informierte Anleger, die auch bislang schon zu den Selbstentscheidern zählen und sich intensiv mit ihren Kapitalanlagen beschäftigen, dauerhaft mit dieser Form der Beratung und den dort angebotenen Produkten zufrieden sein werden.
Ähnliches gilt für passive Investments wie unbestritten kostengünstige ETFs: Für bestimmte Kundengruppen bieten sie einen einfachen Zugang zu den Märkten; viele Anleger sind aber nicht willens und in der Lage, sich eins zu eins einem bestimmten Markt auszusetzen und die damit verbundenen Risiken zu akzeptieren. Sie brauchen Lösungen, die ihnen beispielsweise die Chancen der Aktienmärkte eröffnen, dabei aber gleichzeitig die Risiken begrenzen. Immer gefragter sind gerade in der aktuellen Marktsituation nicht umsonst Produkte, die dem Anleger Allokations- und Timing-Entscheidungen abnehmen. Und hier sind unabhängige Vermögensverwalter unbestritten stark, genau wie bei speziellen, vor allem langfristig ausgerichteten Investmentansätzen wie etwa beim Acatis Gané Value Event Fonds, für den Hauck & Aufhäuser als Verwahrstelle fungiert. Er setzt auf eine konsequente Kombination aus Value und Event und ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich durch aktives Management Kundenbedürfnisse befriedigen lassen, die nicht verschwinden werden, nur weil es Fintechs gibt. Aber natürlich ist es eine Aufgabe, derartige Angebote immer wieder in den Fokus der Anleger zu rücken.
Eine Aufgabe, an der sich Hauck & Aufhäuser aktiv beteiligt. Neben dem genannten Acatis Gané Value Event Fonds fungiert die Bank für mehr als 100 unabhängige Vermögensverwalter als Verwahrstelle. Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?
Wir unterstützen Vermögensverwalter umfassend. Das beginnt mit allen Tätigkeiten rund um die Auflegung und Verwaltung von Investmentsondervermögen wie Publikums- und Spezialfonds sowie um deren Verwahrung, umfasst aber auch die Beratung hinsichtlich der konkreten Umsetzung einer individuellen Investmentstrategie. Ein wesentlicher Aspekt ist nicht nur in diesem Zusammenhang der Dauerbrenner Regulierung. Hier sorgen wir dafür, dass die von uns betreuten Sondervermögen stets den neuesten Vorgaben aus Brüssel und Berlin genügen und sich die Vermögensverwalter auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentrieren können: das Asset Management. Damit das gewährleistet ist, unterstützen wir sie zudem umfassend bei Vertriebs- und Marketingaktivitäten, indem wir beispielsweise Fachveranstaltungen und Pressetermine organisieren, Informationsmaterial zusammenstellen und aufbereiten und nicht zuletzt für eine Präsenz auf einschlägigen und neuartigen Finanzportalen sorgen.
Wie kommt der Service bislang an?
Sehr gut. Durch die Neuausrichtung unseres Geschäftsfelds Asset Servicing, das die genannten Dienstleistungen umfasst, haben wir zum einen unsere Bestandskunden noch zufriedener gestellt, zum anderen aber auch neue Kunden gewonnen. So haben wir beispielsweise 2014 die Verwahrstellenfunktion für 26 Fonds der SEB mit einem Volumen von seinerzeit rund 2,5 Mrd. Euro übernommen. Seit März dieses Jahres verwahrt Hauck & Aufhäuser ausserdem alle Wertpapierfonds der WAVE Management, die sich bereits zu Zeiten der Finanzkrise 2008 einen Namen als Total-Return-Spezialist gemacht hat. Damit ist das von uns verwahrte Volumen um weitere rund 260 Mio. Euro gewachsen. Insgesamt verwalten wir mittlerweile rund 40 Mrd. Euro in über 500 Fonds - nicht nur für Vermögensverwalter, sondern auch für andere Wertpapierhäuser und Sachwerteanbieter.
Was veranlasst Häuser wie WAVE Management und andere Vermögensverwalter, sich für Hauck & Aufhäuser als Service-Partner zu entscheiden? Gibt es gravierende Unterschiede zu anderen Verwahrstellen?
Der Begriff «Partner» trifft hier den Punkt: Wir verstehen uns schon aus unserer Tradition als mittelständische Privatbank heraus als qualitätsorientierter Dienstleister für unsere Kunden. Sie stets bestmöglich zu unterstützen, ohne uns als übergeordnete Instanz zu gerieren, ist dabei unser Verständnis von Service. Organisationsstruktur und personelle Ausstattung stellen dabei sicher, was uns besonders wichtig ist: Eine mandatebezogene Arbeit, bei der ein wichtiges Gebot ist, dass unsere Kunden stets einen primären Ansprechpartner haben. Die Orientierung an den individuellen Prozessen der Kunden schlägt dabei auf alle genannten Services durch. Besonders gefragter Faktor bleibt allerdings unserer Erfahrung nach eine kompetente Vertriebsunterstützung. Mit unseren regelmässig stattfindenden Vermögensverwalter-Veranstaltungen, unseren Newslettern und vielen weiteren Aktivitäten liegen wir hier sicherlich nicht falsch, wie der Zuspruch zu unserem Angebot belegt.
Was dürfen Partner und Kunden in den kommenden zwölf Monaten von Hauck & Aufhäuser Asset Servicing erwarten?
Wir wollen in allen Bereichen noch besser werden. Dazu bauen wir unsere IT-Infrastruktur weiter aus, um noch exzellenteren Service mit Blick auf regulatorische und damit verbundene Reporting-Anforderungen zu bieten. Auch das Angebot abbildbarer Produkte erweitern wir, insbesondere im OTC-Bereich. Natürlich wollen wir auch weitere Vermögensverwalter von unserer Kompetenz überzeugen. Aber insbesondere die Vertriebsunterstützung bleibt ein Feld, auf dem wir unsere Aktivitäten intensivieren werden, um den Anfordernissen der Kunden gerecht zu werden. Dabei sind durchaus auch innovative Strategien interessant, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen.
Anja Schlick ist bei Hauck & Aufhäuser verantwortlich für den Geschäftsbereich Financial Assets Deutschland und zuständig für den Ausbau des Geschäfts mit unabhängigen Vermögensverwaltern und institutionellen Investoren im Bereich Asset Servicing. Anja Schlick verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im institutionellen Investmentgeschäft. Sie begann ihre Karriere bei der Credit Suisse und der HypoVereinsbank, wo sie als Vertriebsdirektorin zunächst für Activest und anschliessend Pioneer Investments tätig war. Bevor sie 2013 zu Hauck & Aufhäuser wechselte, war sie bei Société Générale Securities Services als Director Sales für den Vertrieb von Asset-Servicing-Dienstleistungen an in Deutschland ansässige institutionelle Kunden verantwortlich.