«Wir verfügen über eine solide Basis und konzentrieren uns auf unsere Stärken»

22.01.2016
Herr Müller, Ihr Unternehmen hat mit der Muttergesellschaft in Liechtenstein direkten Zugang zum europäischen Wirtschaftsraum. Inwieweit ist dies ein Vorteil in Ihrem Tagesgeschäft?
Die Schweiz hat einen soliden Finanzplatz mit qualitativ hochstehenden Finanzdienstleistungen. Deshalb sind wir in diesem Markt auch mit zwei Standorten - in Zürich und St. Moritz - präsent. Durch unsere Muttergesellschaft in Liechtenstein haben wir direkten Zugang zum europäischen Wirtschaftsraum und nicht zuletzt zu einem internationalen Spezialisten-Netzwerk für unsere umfassenden Beratungsdienstleistungen. Somit profitieren unsere Kunden von den Vorteilen zweier liberaler und stabiler Wirtschaftsräume.
Wie sieht die Kundengruppe aus, die Sie ansprechen?
Wir fokussieren uns auf private und institutionelle Kunden in der Schweiz, in Liechtenstein und Zentraleuropa. Unsere Beratungsdienstleistungspalette reicht von Vermögensverwaltung und -strukturierung über Rechts- und Steuerberatung bis hin zu Philanthropie, Immobilien und Wohnsitzverlegung.
Welche Trümpfe kann ein Family Office gegenüber einer klassischen Bank ausspielen?
Als Family Office stehen wir nicht unter dem Druck, eigene Produkte zu verkaufen. Zudem haben wir als Familienunternehmen kurze Entscheidungswege. Wir können deshalb flexibel agieren und unseren Kunden eine unabhängige Beratung bieten. Das wird auch sehr von ihnen geschätzt.
Honoriert dies die Kundschaft mit höheren Margen als sie Banken verlangen können?
Externe Vermögensverwalter und Banken sind dem Margendruck gleichermassen ausgesetzt. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist entscheidend. Als traditionelles Familienunternehmen denken wir langfristig, und mit dieser Sichtweise beraten wir auch unsere Kunden. Wir haben das in der Vergangenheit gut gemacht und werden das auch weiterhin tun; die Anzahl unserer Stammkunden - mittlerweile schon in der zweiten oder dritten Generation - zeigt dies eindrücklich.
Sie verfolgen eine offene Produkte-Architektur. Werden Sie von Fonds- und ETF-Anbietern ständig angesprochen?
Wir werden regelmässig von Fonds- und ETF-Anbietern kontaktiert. In einem ersten Schritt prüfen wir das Produkt intensiv, etwa in Sachen Transparenz, Liquidität, Performance und Anlageklasse. Ist das Produkt interessant, laden wir den Fondsmanager zu einem persönlichen Gespräch ein, bei dem wir weitere Punkte thematisieren. Anschliessend beraten wir intern, ob wir in dieses Produkt investieren oder nicht. Letztlich entscheidet dessen Qualität und Nachhaltigkeit.
Nach welchen Kriterien wählen Sie diese Bausteine für Ihre Kundenportfolios aus?
Sie müssen in die Strategie des Kundenportfolios passen. Grundsätzlich haben solche Fonds- oder ETF-Produkte den Vorteil, das Anlagerisiko breiter zu streuen.
Was sind Ihre Zielsetzungen fürs eben begonnene Jahr?
Die zunehmende Regulierung und die Ungewissheit an den Finanzmärkten sind natürlich herausfordernd. Wir verfügen über eine solide Basis und konzentrieren uns auf unsere Stärken, nämlich auf die umfassende Expertise in der Betreuung von grossen Kundenvermögen. Daneben gilt es, den Wandel der Finanzbranche aktiv mitzugestalten und diesen als Chance für Neues zu sehen.
Marc Simon Müller ist seit September 2015 Geschäftsführer der Vogt Family Office AG in Zürich. Der in Liechtenstein wohnhafte Schweizer war in den vergangenen 20 Jahren bei der LGT Bank in Vaduz tätig: unter anderem als Teamleiter und Relationship Manager für Intermediärkunden aus der Schweiz. Zuletzt leitete Müller (41) die Repräsentanz der LGT Bank Vaduz in Zürich und baute deren Geschäftstätigkeit erfolgreich aus. Das Vogt Family Office ist ein Vermögensverwaltungsunternehmen und wurde 2010 von Fürstlicher Rat David Vogt gegründet.