Zinsen und Öl: zwei Haupttreiber der Märkte

22.02.2015
Herr Meyer zu Drewer, hat das Jahr schwungvoll begonnen?
In der Tat! Viele Marktteilnehmer wurden von den schnellen Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten überrascht. Und zum Teil kalt erwischt. Und das hat wiederum zu grossen Umsätzen in Exchange Traded Funds (ETFs) geführt. Denn nur durch ETFs war es möglich, ohne Zeitverlust durch ausgiebigste Einzelwertanalysen in die am stärksten gefragten Märkte weltweit einzusteigen.
… und im Fixed Income Bereich hat sich nichts getan?
Doch, hat sich. Bei Renten ETFs haben wir eine Verlagerung in die langen Laufzeiten gesehen. Zum einen gibt es Investoren, die auf weiter sinkende Zinsen setzen. Zum anderen suchen Anleger nach positiven Renditen. Und die gibt es derzeit nur im langen Bereich.
Was waren die Haupttreiber für diese Entwicklungen?
Haupttreiber war und ist, wie schon gesagt, das niedrige Zinsniveau. Deshalb greifen immer mehr Anleger zu Aktien. Dann spielt natürlich die Ausweitung der Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken weiterhin eine grosse Rolle. Gerade die EZB hat sich zu längerfristigen Anleihekäufen verpflichtet. Letztlich ist es der stark gesunkene Ölpreis, der die Inflationserwartungen im Zaume hält und vielen Arbeitnehmern seit Jahren erstmals wieder Reallohnzuwächse beschert. Überraschender Weise waren die geopolitischen Risiken weltweit nur von untergeordneter Bedeutung.
Und welche ComStage ETFs glänzen am hellsten?
Wir haben Entwicklungen in vier Bereichen gesehen: Investoren wechseln von Anlagen in US-Dollar denominierten Aktienmärkten hin nach Europa. So ist natürlich der Aufschwung von DAX und MDAX zu immer neuen Rekorden zu begründen, zumindest teilweise. Auf die Bewegung hin zu langlaufenden Bonds habe ich bereits hingewiesen. Dem entgegen steht übrigens die Nachfrage nach den ComStage Bund-Future Short ETFs, also mit oder ohne Hebel. Die in den USA erwartete Zinsentwicklung für das zweite Halbjahr 2015 spielt hier eine Rolle, trotz des Vorgehens der EZB. Und Rohstoffe sehen die ersten «Rückkehrinvestments». Hier ist mein Gefühl, dass weniger die verfallenen Rohstoffpreise mit möglichen Nachholeffekten im Fokus stehen, sondern eher das Diversifikationspotenzial, das nachweislich von Rohstoffen ausgeht. Interessant ist vielleicht auch noch eine Randbewegung: Immobilienaktien in ETF-Form waren in den letzten vier Wochen ein gefragtes Thema.
Bei Sparplänen sollen Sie stark unterwegs sein, hört man in der Branche. Trifft dies zu?
Tut es! Uns zeigt die Entwicklung bei ETF-Sparplänen, dass sich immer mehr Anleger mit dem Thema Langfristanlage zu niedrigen Kosten beschäftigen. Und die Jahre lange Aufklärungsarbeit der ETF-Anbieter insgesamt Früchte trägt: Jeder nicht ausgegebene Euro kommt der Wertentwicklung des eigenen Depots zugute! Von anderen Performancetreibern gar nicht erst zu sprechen.
Haben Sie für die nächsten Monate grosse Pläne in der Schublade?
Leider kann ich nur soviel sagen: In den nächsten Tagen kommen wir mit einem ETF, den es so überhaupt noch nicht gibt und der wunderbar zu Ihrer ersten Frage nach den fulminanten Märkten passt.
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Vor dem Wechsel zu ComStage und nach der Tätigkeit im Vorstand des ETF-Anbieters INDEXCHANGE, heute iShares Deutschland, war er bei Société Générale beschäftigt, wo er das Geschäft mit Lyxor Exchange Traded Funds in Deutschland und Österreich aufbaute und leitete. Erfahrungen auf der aktiven Verwalterseite sammelte er als Fondsmanager bei ADIG Investment und als Leiter des Fondsmanagement der Activest in München.