«Experten-Roundtables» in St. Moritz, 01.09.2021
Thematisches Investieren ist in aller Munde
• Baumgartner: Meine Dame, meine Herren, thematisches Investieren ist in aller Munde. Fintechs setzen zur Portfolio-Zusammenstellung auf Roboter und künstliche Intelligenz. Wie geht man in Ihrem Unternehmen mit dem Einsatz neuer Technologien zu diesem Thema um, wo ist noch menschliche Kreativität gefragt?
Foppa: Neue Technologien und die Digitalisierung der Gesundheitsbranche sind wichtige Trends und Performancedrivers für die Unternehmen, in welche wir investieren. Artificial Intelligence (AI) hilft, die Erfolgswahrscheinlichkeiten bei der Entdeckung und Entwicklung neuer Medikamente zu erhöhen. Zusätzlich werden Entwicklungszyklen verkürzt und die Optimierung bestehender Produkte erleichtert. Wir gehen davon aus, dass die Umsatzerlöse des Marktes für künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen von 2016 bis 2024 von 800 Millionen auf über zehn Milliarden US-Dollar steigen werden. Trotzdem bleiben Forschung, Experimentieren sowie menschliche Kompetenzen und Kreativität weiterhin ausschlaggebend für die Entwicklung erfolgreicher Technologien, Dienstleistungen und Produkte.
Apel: DNB Asset Management ist ein Anbieter von aktiv verwalteten Fonds. Unsere Fondsmanager sind Experten auf ihren jeweiligen Gebieten und verfügen über sehr intensive Branchenerfahrungen. Als Anbieter mehrerer Themenfonds setzen wir nahezu vollständig auf menschliche Kreativität und Kompetenz. Natürlich kommen Datenbanken und Tools zur Anwendung, die Anlageentscheidung wird allerdings von unseren Portfoliomanagern getroffen. Ebenso setzen wir auf den persönlichen Kontakt zu den Firmen und hören nach, wie es um die Geschäftsentwicklung steht. Künstliche Intelligenz wird sicherlich bei der Analyse der Quartalsberichte oder anderen Aufgaben zunehmend zum Einsatz kommen, bisher haben wir jedoch allein durch die menschliche Komponente sehr attraktive Renditen für unsere Anleger erzielen können.
Safft: Wenn es um Investitionen geht, wird viel über künstliche Intelligenz und ihre disruptiven Fähigkeiten diskutiert. Es stehen immer grössere Datenbestände zur Verfügung, das Mooresche-Gesetz und die Cloud haben die Rechenleistung demokratisiert, und es gab einige grosse Durchbrüche bei den Algorithmen, die allgemein als künstliche Intelligenz bezeichnet werden. Dennoch gibt es immer noch erhebliche Einschränkungen. Es wird noch einige Zeit benötigt, bis es zu einer bedeutenden Umwälzung kommt. Die Qualität der Daten ist noch nicht gut genug. Auch gibt es noch zu viele miteinander zu verknüpfende Variablen, die mathematisch herausfordern. Bis diese Probleme gelöst sind, ist menschlicher Einfallsreichtum weiterhin erforderlich.
Keim: Die C-Quadrat-Gruppe ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für quantitative Modelle. Wir haben erst kürzlich ein weiteres Unternehmen in diesem Bereich dazu gewinnen können und sind überzeugt, dass Finn Tag ein erheblicher Mehrwert in der Vermögensverwaltung darstellen kann.
Schubert: Bei DJE spielen Technologie und Digitalisierung eine grosse Rolle. Unser Investmentprozess kombiniert eine fundamentale Top-down Asset Allocation mit einer Bottom-up getriebenen Wertpapierauswahl. Erstere ist Aufgabe des DJE-Strategieteams, das sich aus Vorständen und Leitern der Bereiche Research & Portfoliomanagement und Handel zusammensetzt. Das Team setzt unsere digitale FMM-Datenbank und ihre rund 3‘000 Indikatoren ein. Durch die Digitalisierung können wir die Auswertungen zum Beispiel über verschiedene Zeit- und Analyseebenen effizient steuern sowie verschiedene Sektoren und deren Bewertungsrelationen noch schneller und einfacher vergleichen. Bei der Auswahl der Einzeltitel greifen wir jedoch auf die langjährige Erfahrung der DJE-Experten - also von echten Menschen - zurück.
• Baumgartner: Ursprünglich eine Idee für vermögende Anlegerinnen und Anleger mit klaren Themenpräferenzen hat sich thematisches Investieren zu einem Thema für eine breitere Schicht entwickelt. Wo sehen Sie die Möglichkeiten und Grenzen für thematisches Investieren, welche konkreten Ziele haben Sie sich dafür gesetzt für das kommende Jahr?
Keim: Ich denke, thematisches Investieren hat keine Limitation, die Frage ist einzig und allein, wie sich solche Strategien auf Nachhaltigkeitsziele messen lassen. Wie Sie wissen, sind wir ein Haus, welches sich der Mikrofinance verschrieben hat und können hier mit bestem Gewissen sagen, dass dies eines der Themen ist, welches sich sehr granular auf Impact überprüfen lässt. Als eine der ältesten Assetklassen hat Microfinance immer noch seine Berechtigung. Im Gegenteil, wir werden in Zukunft wesentlich stärker in diesem Bereich wachsen können, da die Anleger immer mehr auf beweisbare Nachhaltigkeit setzen.
Schubert: Themen-Investments haben einen immer grösseren Stellenwert. Unser langjährig erfahrenes Researchteam identifiziert unterschiedliche Themenblöcke für unsere Fonds und kann strukturelle Trends in Form konkreter Investments abbilden. Das sind zum Beispeil langfristige Themen, wie der demografische Wandel, der Gesundheitssektor, grüne Technologien, Infrastruktur oder eCommerce. Mit dem «DJE - Mittelstand & Innovation» und dem «DJE - Alpha Global» haben wir zwei Fonds, die themenorientiert investieren. Der Investitionsschwerpunkt beim «DJE - Mittelstand & Innovation» liegt auf wachstumsstarken und innovationskräftigen Unternehmen aus der DACH-Region, den Hidden Champions. Der Alpha Global ist ein offensiver Mischfonds, der seine Investments nach Themenblöcken - wie den bereits genannten - sortiert.
Foppa: Unser CIO Michael Sjöström wurde kürzlich als einer der Urväter und Pioniere des thematischen Investments genannt. Er war schon in den 1990-er Jahren vom thematischen Investieren überzeugt. Themen und Trends sind ein wichtiger Driver für strategische Allokation und somit langfristig solide Renditen. Unser Ziel als aktiver Manager ist es, langfristig und nachhaltig ein solides Alpha für unsere Investoren zu generieren. Dabei verfolgen wir einen disziplinierten Prozess. Strategisch basieren die Ideen mittelfristig weiterhin von Trends und Themen wie Digitalisierung des Gesundheitssektors, High-Impact-Innovation in der Medizinal- und Biotechnologie und dem Aufschwung der Schwellenländer - demographisch und ökonomisch.
Safft: Für Investoren mit klaren Anlagepräferenzen, die nicht die Möglichkeit haben, Fonds effizient zu analysieren, kann thematisches Investieren eine Lösung sein. Einige unserer Kunden verlassen sich verstärkt auf faktorbasierte Produkte und reduzieren gleichzeitig den Pool ihrer aktiven Manager. Eine Herausforderung ist, die gewählten Themen genau zu definieren, wie sich am Kursverhalten einzelner Aktien zeigt. Zum Beispiel kann ein Kurs plötzlich steigen, weil die Aktie als Teil eines Themas betrachtet wird, das von einem Trend profitiert, obwohl das spezifische Unternehmen kaum von diesem Trend betroffen ist. Hierin sehen wir eine Chance: Die unkorrekte Kategorisierung von Aktien kann zu falschen Bewertungen führen und Kauf- oder Verkauf-Gelegenheiten schaffen.
Apel: Zur technologischen Entwicklung, Digitalisierung oder zu erneuerbaren Energien haben viele Anleger einen direkten Anknüpfungspunkt. Anleger, die ihr Portfolio abseits der «normalen» Indizes ausbauen möchten, eröffnen sich dadurch sehr gute Diversifikationsmöglichkeiten, und sie können ihr Portfolio mit attraktiven Elementen versehen. Grenzen des thematischen Investierens finden sich immer wieder, Anleger sind angehalten zu prüfen, ob im Portfolio auch das drin ist, was draufsteht. Viele Manager haben in der Vergangenheit die gut laufenden Technologieaktien in Themenfonds investiert, die nur bedingt etwas mit Technologie zu tun hatten. DNB hat sich zum Ziel gesetzt, den eigenen Grundsätzen treu zu bleiben und echte Technologie und Renewable Energy/Clean Tech Investments anzubieten.
• Baumgartner: Welches sind die Zielkunden für thematisches Investieren in Ihrem Unternehmen und welche Anlagestrategien setzen Sie ein?
Keim: Impact Asset Management, wie der Name schon sagt, hat sich ein klares Ziel für ihre Strategien gesetzt: diese kann man mit den Abkürzungen SRI oder ESG beschreiben, was aber aus unserer Philosophie nicht weitreichend genug ist. Insbesondere in der Schweiz fokussieren wir uns auf institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Banken, Versicherungen etc., welche teilweise schon eine sehr intensive und langjährige Zusammenarbeit mit uns erfahren.
Schubert: Zielkunden sind grundsätzlich alle Anlegergruppen, ob institutionelle oder private Anleger. Themen sprechen aber, ganz gleich welche Anlegergruppe, die Menschen anders an. Nehmen Sie als Beispiel die Digitalisierung. Sie begegnet uns im beruflichen Umfeld genauso wie im privaten, als Firmenchef oder als Angestellter, als Konsument, Urlauber, Autofahrer… Das Thema als solches ist erfahrbarer und greifbarer als das relativ abstrakte Investieren auf Basis quantitativer Strategien oder nach Indizes oder auch nach quantitativen und qualitativen Merkmalen, nach Ländern und Branchen - obwohl unsere Research- und Anlageexperten auf diese Analysemethoden zurückgreifen. Themen sind lebensnah, Indizes nicht.
Foppa: Was die Anleger betrifft, sind unsere aktiv verwaltenden Themenfonds für langfristige Anlegestrategien oder besser Anlagestils geeignet, also für eine Basisallokation in einem Portfolio. Wir verwalten die Gelder für verschiedene Zielgruppen - von Staatsfonds, Rentenfonds, Asset Managers, Family Offices, Stiftungen und Privatbanken. Auch verwalten wir eine kleine thematische Fondspalette, welche für Privatanleger sowie Zielfonds geeignet sind.
Safft: Unser Ziel ist, Fonds aus reinen Quality-Growth-Aktien zu bieten. Jeder Kunde, der Quality-Growth-Aktien sucht, ist ein Zielkunde. Formeln, die auf quantitativer Basis Quality-Growth-Aktien zuverlässig identifizieren, haben wir bisher nicht gefunden. Zwar basieren die ersten Phasen auch unseres Anlageprozesses auf numerischen Filtern. Aber die zunehmende Dienstleistungsorientierung führt zum Beispiel zu hoher Abhängigkeit von immateriellen Vermögenswerten und die verfügbaren Rechnungslegungsvorschriften sind weiterhin schlecht geeignet, diese Aktiva zu bewerten. Dieses kann zu falschen Anlageentscheidungen führen. Wir werden daher weiterhin in gut ausgebildete Mitarbeitende investieren, die in der Lage sind, die langfristigen Aussichten eines Unternehmens zuverlässig zu beurteilen.
Apel: Privatanleger, Private Banking und Wealth Management bis hin zu grossen Family Offices schätzen die Renditemöglichkeiten, die sich in unseren verschiedenen Themenfonds finden lassen. Aktuell bieten wir unseren Kunden Investments in globale Technologieaktien als ein Basisinvestment in diesem Sektor an. Als Satelliteninvestment dazu haben wir seit gut 18 Monaten einen Fonds im Angebot, der sich den disruptiven Geschäftsmodellen widmet, genannt seien hier Mobilität, künstliche Intelligenz, Konnektivität, Demographie und Green Deal. Ein neues Thema, welches wir unseren Kunden kürzlich zugänglich gemacht haben, ist die Blue Economy, also alles, was die maritimen Ressourcen und Wirtschaftsleistung betrifft. Hinzu kommt der sehr erfolgreiche Renewable Energy/Clean Tech-Ansatz von DNB.
Teilnehmende

Hagen-Holger Apel, CIIA
Head of Wholesale DACH,
Senior Client Portfolio Manager
DNB Asset Management S.A.
13, rue Goethe
1637 Luxemburg
Luxemburg
Hagen-Holger Apel kam im Juli 2015 als Senior Client Portfolio Manager zu DNB Asset Management S.A. In dieser Funktion ist er eine Verbindung zwischen dem in Norwegen ansässigen Fondsmanagement und internationalen Kunden und gewährleistet so ein hohes Mass an Qualität im Kundenservice. Apel hat einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre (LMU München) und ist Certified International Investment Analyst (CIIA) der DVFA Frankfurt. Er verfügt über 20 Jahre Branchenerfahrung als Banker, Händler und Portfoliomanager und ist seit vierzehn Jahren im Finanzzentrum Luxemburg tätig. Er spricht Deutsch, Englisch und Schwedisch. Im internationalen Geschäft ist er in einer leitenden Position für die Schweiz, Deutschland und Österreich verantwortlich.

Heidi Foppa
Senior Regional Director
Sectoral Asset Management
16, Bis Rue de Lausanne
1201 Genf
Heidi Foppa gehört seit 2019 zum Business Development Team von Sectoral. Sie ist für die Entwicklung, den Ausbau und das Relationship Management zu den deutsch- und italienischsprachigen Investoren von Sectoral verantwortlich. Sie arbeitet eng mit den Investmentteams zusammen, um sicherzustellen, dass die Produkte erfolgreich vermarktet und koordiniert werden. Heidi Foppa schloss 2009 ihr Studium an der SDA Bocconi School of Management in Italien mit einem Executive MBA, Schwerpunkt Finanzen, ab. Sie ist ausserdem eine akkreditierte Finanzberaterin. Bevor sie zu Sectoral kam, absolvierte sie ein Impact-Fellowship-Programm bei LGT Venture Philanthropy, nachdem sie das Business Development & Investor Relations Team bei Triodos Investment Management, einem weltweit führenden Impact Investor, geleitet hatte. Foppa verfügt über mehr als 20 Jahre erfolgreiche Berufserfahrung und Führungspositionen in den Bereichen Beratung, Marketing, Vertrieb und strategische Geschäftsentwicklung von Finanzdienstleistungen. Durch ihre Arbeit für verschiedene führende Privatbanken wie Lombard Odier in der Schweiz, Banca Consulia in Italien und Euresa-Life in Luxemburg hat Heidi Foppa auch Kenntnisse über Investmentansätze erworben. Davor war sie als zertifizierte Finanzberaterin für Privatkunden in Italien tätig. Derzeit ist sie aktives Mitglied von Urban Guru's, einem Netzwerk, das sich für bewusste Führung einsetzt.

Christian F. Keim
Director Institutional Clients
Impact Asset Management GmbH
Schottenfeldgasse 20
1070 Wien
Österreich
+43-1-515 66 0 / E-Mail / Web
Christian Keim ist seit 2016 für die C-Quadrat Gruppe im Bereich «Entwicklung Institutionelle Kunden» für die DACH-Region tätig. Seit diesem Jahr fokussiert sich die Tätigkeit konsequent auf Impact-Strategien und Nachhaltigkeitsmandate. Neben der Microfinance und den ESG-Fonds gehören Spezial-Mandate ebenfalls zu seinem Angebot. Christian Keim begann seine Karriere bei einer Investmentboutique in New York, gefolgt von Stationen im Wealth Management der UBS in Zürich. Durch seine Tätigkeit ist er Beiratsmitglied einiger grosser Family Offices in der Schweiz und in Deutschland.

Karl Safft
Investment Specialist
Seilern Investment Management Ltd
Burdett House,
15-16 Buckingham Street
London, WC2N 6DU
United Kingdom
Karl Safft ist seit 2019 als Investment-Spezialist bei Seilern Investment Management für die Kunden der DACH-Region verantwortlich. Zuvor leitete er seine eigene Multi-Family-Office-Boutique mit Fokus auf Fondsauswahl und strategische Asset-Allokation zur Verwaltung von Multi-Manager-/Multi-Asset-Class-Portfolios. Er begann 1994 als Wirtschaftsprüfungsassistent bei PricewaterhouseCoopers. Von dort wechselte er zur 3i Group plc., wo er Eigenkapital in Unternehmen bis 100 Mio. Euro Jahresumsatz investierte. 1999 bis 2005 war er bei Morgan Stanley für die Vermögensverwaltung deutschsprachiger UHNWI- und semi-institutioneller Investoren mitverantwortlich. Dieses Kundensegment betreute er anschliessend bei Credit Suisse Investment Partners und als CEO eines Multi-Family-Office in Zürich. Er hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann (MSc) in Rechnungswesen der Universität zu Köln und einen MBA in Finanzen der Kellogg School of Management, Evanston/Chicago, wo er als Fulbright-Stipendiat studierte.

Dominik Schubert
Director Sales
Wholesale Clients
DJE Kapital AG
Pullacher Strasse 24
82049 Pullach
Deutschand
Dominik Schubert ist seit 2017 als Direktor für den Wholesale-Vertrieb bei DJE Kapital AG tätig. Er ist in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein für Vermögensverwalter, Privatbanken, Family Offices, Asset Manager, Fund of Funds, Consultants und Ratinggesellschaften zuständig. Zuvor arbeitete er bei Capital Group und Merck Finck als Portfolio Manager und Analyst.
Moderator

Markus Baumgartner
Partner
b-public AG
Badenerstrasse 144
8004 Zürich
Markus Baumgartner arbeitet seit über 30 Jahren im Finanzsektor als Banker, Finanzjournalist und Kommunikationsberater. Er ist Co-Autor verschiedener Finanzpublikationen. In den letzten 20 Jahren bilden die Bereiche Marketing und Kommunikation den Schwerpunkt. Markus Baumgartner ist Partner bei der b-public AG in Zürich und Managing Director bei der Fundplat GmbH.