Exzellenz im Fondsmanagement - Die «Refinitiv Lipper Fund Awards 2022»

03.03.2022
Herr Glow, die «Refinitiv Lipper Fund Awards 2022» stehen vor der Tür. Der Anlass findet wie im Vorjahr virtuell statt. Bleibt auch sonst alles wie gehabt?
Die derzeitige Situation rund um die Ausbreitung der Omikron-Variante hat Europa und die Welt weiterhin fest im Griff. Daher wird es niemanden wundern, dass die «Refinitiv Lipper Fund Awards» auch im Jahr 2022 nur digital stattfinden werden. Ich hätte zwar gern wieder eine Veranstaltung in Zürich durchgeführt, aber die derzeitige Lage lässt dies leider auch im dritten Jahr der Pandemie nicht zu.
Die Nutzung der digitalen Medien hat uns bereits im Jahr 2021 die Möglichkeiten gegeben, die «Refinitiv Lipper Fund Awards» weiterzuentwickeln und in das digitale Zeitalter zu führen. Auch wenn Präsenzveranstaltungen und die daraus entstehenden Bilder und Eindrücke sehr schön sind, ist es meiner Ansicht nach sehr wichtig, die Awards auch im digitalen Umfeld zu etablieren. Dies entspricht den heutigen Anforderungen - zumal immer mehr Investoren ihre Anlageentscheidungen auf Basis der Informationen treffen, die sie online finden.
Auch die Berechnungen und Bewertungskriterien zur Bestimmung der Fund Awards-Gewinner wurden nicht verändert. Unsere Bewertungsmethodolgie hat sich in den vergangenen 33 Jahren in Europa bewährt und wurde im Laufe der Zeit nur minimal angepasst. Auch bei der Zulassung der Fonds für die Bewertung haben wir nichts verändert. Somit sind auch im Jahr 2022 alle Fonds aus den Anlageklassen Aktien-, Renten-, und Mischfonds für die «Refinitiv Lipper Fund Awards» qualifiziert, die eine Vertriebszulassung für die Schweiz haben und am 31.12.2021 mindestens drei Jahre alt waren. Das verwaltete Fondsvermögen oder der Ort, an dem das Fondsmanagement sitzt, spielen für die Qualifikation der einzelnen Fonds für die «Refinitiv Lipper Fund Awards» keine Rolle.
Mit unserer rein quantitativen Bewertungsmethodologie und den transparenten Qualifikationskriterien wollen wir sicherstellen, dass bei unseren Fund Awards alle Fonds berücksichtigt und bewertet werden, die einem Investor in der Schweiz zur Verfügung stehen.
Wenn Sie sich die Gewinnerliste anschauen. Gibt es grosse Überraschungen?
Bei den Gewinnern der «Refinitiv Lipper Fund Awards» gibt es eigentlich nur selten wirkliche Überraschungen. Meistens überrascht es, wenn kleine Anbieter oder Fonds einen Award gewinnen, die bei der Vielzahl der Anbieter in Europa vorher nicht wahrgenommen wurden. Diese Art von Überraschung ist aus meiner Sicht immer sehr positiv, da diese Gewinner zeigen, dass unsere Auswahl- und Bewertungskriterien es allen Anbietern ermöglichen, einen der begehrten «Refinitiv Lipper Fund Awards» zu gewinnen.
Ein Blick auf die Gewinnerliste der «Refinitiv Lipper Fund Awards 2022» offennbart, das sich auf der Liste auch der Favoritenwechsel von Wachstumswerten zu «Valuetiteln» widerspiegelt. Dies mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, da der Favoritenwechsel ja nicht einmal ein volles Jahr betraf, aber hier zeigt sich halt, dass die europäische Fondsindustrie sehr kompetitiv ist und unsere Methodologie tatsächlich die Fonds als beste Fonds herausfiltert, die es schaffen, in allen Marktphasen eine überdurchschnittliche Rendte zu erwirtschaften.
Ist es aufwändig, die Gewinner aus dem riesigen Fondsuniversum rauszufiltern?
Da die «Refinitiv Lipper Fund Awards» ausschliesslich auf Basis einer quantitativen Analyse vergeben werden, ist der Aufwand, die einzelnen Gewinner zu bestimmen, eher gering. Allerdings ist bei quantitativen Prozessen die Datengrundlage die entscheidende Grösse. Denn nur wenn diese Analysen auf guten Daten basieren, können gute Ergebnisse erzielt werden. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt der Arbeit unseres Daten- und Researchteams bei der Berechnung der «Refinitiv Lipper Fund Awards» ganz klar auf Sicherung der Datenqualität. Hier werden neben Vertriebszulassungen und Wertentwicklungsdaten auch die Anlagegrundsätze der Fonds überprüft. Es mag sich aufwendig anhören, wenn ich sage, dass wir sogar die einzelnen Ausschüttungen/Thesaurierungen der Fonds prüfen, aber aufgrund der teilweise sehr knappen Ergebnisse kann eine falsch gebuchte Ausschüttung den Unterschied zwischen Platz eins und zwei machen. Deshalb ist es so wichtig, alle Daten in diesem Prozess zu verifizieren.
Was macht im Fondsgeschäft «Exzellenz» aus? Haben Sie ein paar Ratschläge?
Der Begriff «Exzellenz» wird - glaube ich - überall gleich definiert und beschreibt deutlich überdurchschnittliche Leistungen. Dementsprechend sollte ein exzellenter Fonds oder Anbieter die Erwartungen seiner Anleger jederzeit übertreffen. Dies gilt im Übrigen nicht nur in Bezug auf die risikoadjustierte Wertentwicklung, sondern zählt genauso für das Thema Service. Ebenso sollte die Wertentwicklung eines exzellenten Fonds planbar sein, also die Anleger nicht durch massive Kursausschläge in die eine oder andere Richtung überraschen. Dies setzt in der Regel vorraus, dass der Fondsmanager seinem Anlagestil treu bleibt und nicht den Trends an den Märkten hinterläuft.
Grösse allein ist also nicht der entscheidende Faktor…
«Exzellenz» hat mit der Grösse eines Anbieters oder Fonds relativ wenig zu tun. Ich glaube sogar, dass Grösse hier eher schädlich sein kann. Je grösser ein Fonds wird, desto mehr Einschränkungen muss der Fondsmanager hinsichtlich der Handelbarkeit der Titel in seinem Anlageuniversum berücksichtigen. Dies kann dazu führen, dass ein grosser Fonds ab einem gewissen Zeitpunkt dann nicht mehr viel mit dem Ursprungsprodukt zu tun hat und die relative Wertentwicklung entsprechend schwächer wird. Dies heisst aber nicht, dass es bei grossen Fonds keine sehr guten Produkte gibt, es wird für die entsprechenden Fondsmanager nur schwieriger, permanent eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen. Diese Aussagen zeigen sich auch in den Ergebnissen der «Refinitiv Lipper Fund Awards», bei denen sich sowohl kleine wie aber auch sehr grosse Fonds auf der Gewinnerliste wiederfinden.
Link zum Disclaimer
Detlef Glow, MBA (UoW), begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Refinitiv Lipper. Anfang 2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Glow Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA). Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Detlef Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.