Private Equity: «Der Einstieg ist bereits ab 50’000 US-Dollar möglich»

29.03.2022
Herr Ender, vergangenes Jahr hat Schroders seine Aktivitäten im Bereich Private Assets in der Einheit Schroders Capital gebündelt, was sind die Vorteile für die Kundinnen und Kunden?
Schroders Capital ist mit einem verwalteten Vermögen von 75 Mrd. US-Dollar ein weltweit führender Anbieter von Private Assets. Die Zusammenführung aller Aktivitäten in eine Einheit bringt deutliche Vorteile für die Kundschaft, denn Private Equity, Real Estate, Securitized Credit und Private Credit, Infrastructure und Insurance Linked Securities werden neu aus einer Hand angeboten. Darüber hinaus umfasst Schroders Capital auch das Impact Investing von BlueOrchard und zusätzlich werden neben den einzelnen Private-Asset-Kategorien auch Multi-Private-Asset-Lösungen angeboten sowohl in Form von Produkten als auch Mandaten.
Durch die Zusammenführung ist zudem ein Kompetenzzentrum für Produkt-Strukturierung und Lancierung inklusive aller regulatorischen, rechtlichen und steuerlich relevanten Aspekte geschaffen worden. Auf der Investmentseite profitiert die Kundschaft von einer verstärkten Zusammenarbeit der Investmentteams bei der Beurteilung der Marktdynamik sowie bei der Evaluation von einzelnen Investments. Nicht zuletzt schafft die gemeinsame Plattform auch Synergien im Bereich der Fund Operations. So sind beispielsweise diverse Reportings weiterentwickelt worden.
Private Equity war in den vergangenen Jahrzehnten eine der beliebtesten Anlageklassen. Was müssen Anbieter beherzigen, damit das auch in Zukunft so bleibt?
Private Equity hat sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren von einer «Cottage Industry» zu einer etablierten Anlageklasse entwickelt. Der Boom wurde insbesondere durch die in der Vergangenheit guten, erzielten Renditen befeuert. Über die Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Governance-Modell von Private Equity mit dem langfristigen Anlagehorizont und der Interessengleichheit von Management und Endinvestor gegenüber dem kurzfristigen Public-Equity-Modell deutliche Vorteile aufweist. Das hat sich auch in Korrekturphasen wie der Finanzkrise gezeigt. Durch den Erfolg fliesst indes immer mehr Geld in den Markt. Hier müssen Anlegende darauf achten, nur mit hoch qualifizierten und spezialisierten Anbietern zusammenzuarbeiten. Nur weil Private Equity auf der Verpackung steht, wird die Illiquiditätsprämie nicht verdient. Für eine erfolgreiche Firmenentwicklung und Wertsteigerung beim Buyout sind hochspezifische Fähigkeiten notwendig.
Inwiefern beeinflusst das «Dry Powder» den Private-Equity-Markt?
Dry Powder wird das Kapital genannt, das den Fonds bereits zugesprochen wurde, das aber noch nicht in Firmen investiert ist. Dry Powder ist also auf der Suche nach attraktiven Anlagegelegenheiten - sprich je mehr Dry Powder, desto mehr Konkurrenz bei den einzelnen Transaktionen. Das treibt den Kaufpreis tendenziell nach oben. Und es gilt hervorzuheben, dass das Modell der closed-ended Funds, wo Manager alle fünf Jahre einen Fonds auflegen, automatisch zu Dry Powder führt. Nach dem erfolgreichen Fund Raising sind die verwalteten Gelder erst einmal Dry Powder, das mit Geduld investiert wird, da der Investitionshorizont fünf Jahre beträgt. Das Fund Raising ist daher oft zyklischer als die Investment-Aktivität.
Viele würden gerne in Private Equity investieren, doch die Eintrittshürden sind hoch. Gibt es mittlerweile auch Anlagemöglichkeiten für Privatanlegerinnen und -anleger?
Für die Demokratisierung von Private Equity braucht es mehrere Elemente. Einerseits muss die Zugänglichkeit zu Private Equity verbessert werden. Closed-ended Funds haben historisch oft Mindestinvestitionen von mehreren Millionen US-Dollar verlangt. Zudem weisen solche Fonds keine wirkliche Liquidität auf. Aus diesen Gründen schützt der Regulator Privatanlegende vor solchen Investments.
Doch in der Zwischenzeit gibt es zumindest für Private, die als «qualifizierte Investoren» gelten, erleichterten Zugang zu Private-Equity-Anlagen. Auch Schroders Capital hat sogenannte semi-liquide Fonds im Angebot. Der Einstieg ist ab 50’000 US-Dollar möglich und es können unter bestimmten Bedingungen auch quartalsweise Gelder abgezogen werden.
Nachhaltige Anlageziele zu verfolgen ist das Gebot der Stunde. Was gilt es zu beachten, wenn Private-Equity-Engagements mit Impact-Zielen verfolgt werden?
Private Equity ist meist stärker auf die Geschäftsmodelle der Zukunft ausgerichtet als die klassischen Aktienmarktanlagen. Entsprechend fokussieren wir uns mit Private Equity auf Geschäftsmodelle, die in fünf bis zehn Jahren stark im Wert steigen sollten. Da die Gesellschaft richtiger- und logischerweise mit Regulierung und Gesetzesänderungen immer mehr Aspekte, welche die Gesellschaft oder den Planeten belasten, besteuert, einschränkt oder verbietet, sind nachhaltige Geschäftsmodelle entsprechend attraktiv. Innovationen in der Geschäftswelt, die die künftigen Bedürfnisse der Gesellschaft abbilden, werden von Private-Equity-Anbietern aktiv vorangetrieben. Wo sich die Branche noch deutlich verbessern muss, ist im Bereich der Messung des positiven Beitrages respektive des Impacts auf Umwelt und Gesellschaft. Zudem gilt es, den Impact in einem nachvollziehbaren Reporting transparent darzustellen.
Link zum Disclaimer
Dr. Rainer Ender ist Global Head of Private Equity bei Schroders (und Schroders dediziertem Private Equity Business, Schroders Capital) und Mitglied des Investment-Komitees. Er verfügt über fast 20 Jahre globale Private-Equity-Erfahrung und leitet seit 2006 das Investment-Management-Team von Schroders Capital. Zudem ist er in den Beiräten mehrerer Fondsmanager aktiv. Bevor Rainer Ender im Jahr 2001 zu Schroders Capital kam, war er Underwriter für alternative Risikotransfers bei der Zürich Rückversicherung. Von 1997 bis 2000 war er Manager der Abteilung Finanzrisikomanagement bei Arthur Andersen. Ausserdem arbeitete er für mehrere Jahre im Beirat der DTS, einem regulierten Derivathändler in der Schweiz. Rainer Ender promovierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) und verfügt über einen Masterabschluss in Physik. Zudem ist er ein CFA Charterholder.