«investrends.ch deckt Infobedürfnis von Anlageprofis ab»

Chefredaktor und Verlagsleiter von investrends.ch
Publicontext AG, Zürich
investrends.ch
11.04.2022
Herr Maier, investrends.ch ist seit 15 Jahren eine feste Grösse im Schweizer Markt der Finanzinformationen. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Zum einen ist es sicher die Nähe zu unseren Partnern aus dem Asset Management und der Finanzbranche im Allgemeinen. Ihnen bieten wir mit investrends.ch eine ideale B2B-Plattform zur Veröffentlichung ihrer Inhalte in einem Umfeld aktueller journalistisch aufbereiteter Inhalte aus der Finanzwelt. Zum anderen kuratiert unsere Redaktion die Artikel sorgfältig und attraktiv im Erscheinungsbild, was bei den Usern gut ankommt. Wir zählen übrigens aktuell rund 36’000 Unique User, Tendenz steigend.
Wer sind die typischen User von investrends.ch?
Wie erwähnt, spricht investrends.ch in erster Linie professionelle Investoren an. Wir haben jüngst eine Umfrage durchgeführt. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass knapp die Hälfte der User im Asset Management tätig sind, ein weiteres Drittel im Private Banking und Wealth Management und 10 Prozent im Retail-, Corporate- und Investment Banking. Ebenfalls 10 Prozent der Leserschaft kommen aus den Services (HR, Legal, IT und Marketing). Die meisten Umfrageteilnehmenden arbeiten bei einem Asset Manager oder einer Bank. Auch von unabhängigen Vermögensverwaltern und Beschäftigten von Pensionskassen, Versicherungen und Beratungsunternehmen wird investrends.ch gelesen. Weiter hat es unter unseren Usern mehrheitlich Entscheider, die entweder auf Eigentümer- bzw. Partnerebene oder im oberen und mittleren Management tätig sind. Geografisch stammt unsere Leserschaft zu zwei Dritteln aus der Schweiz und zu 17 Prozent aus Deutschland, der Rest mehrheitlich aus Österreich und weiteren europäischen Ländern.
Braucht es denn spezielle Onlineplattformen neben den klassischen Medien?
Ja, auf jeden Fall. Gerade im Fachmedienbereich decken die klassischen Medien bei Weitem nicht alle Informationsbedürfnisse ab. Vielen Redaktionen fehlt auch das entsprechende Know-how und/oder die Zeit, um in die Tiefe zu gehen. Zudem richten sie sich an ein breites Publikum, das gerade bei Wirtschafts- und Investmentthemen relativ schnell an Verständnisgrenzen stösst. Was für die Leserschaft im Alltag nicht von Belang ist oder die Nachrichtenwerte «Sensation» oder «Skandal» nicht enthält, findet kaum Interesse. Daher werden spezielle Onlineplattformen mit fokussierten und auch anspruchsvollen Inhalten aus einer Branche von den Professionals durchaus geschätzt.
Welche Themen deckt investrends.ch ab?
Investrends.ch deckt die relevanten Anlagethemen aus der Finanzbranche ab, auch aus Bereichen, die für diese von grosser Relevanz sind, wie etwa Vorsorge und Immobilienmärkte. Neben viel Research und Konjunktur sowie Beiträgen zu Anlageprodukten und -strategien, haben wir auch zunehmend Themen aus dem Fintech-Bereich und - wen wundert’s - aus dem Nachhaltigkeitsbereich. Und natürlich lassen wir in unserer People-Rubrik auch das Personalkarussel drehen. Wir sind aber auch bestrebt, wichtige Meldungen aus dem täglichen Geschehen in der Finanzbranche zu bringen.
Auffallend viele Beiträge drehen sich um das Thema ESG. Ist das ein echtes Bedürfnis der Anleger oder eher Marketing der Anbieter?
Das ist eine gute und zuweilen auch zynische Frage, sind doch etwa der Klimawandel oder das Aussterben vieler Arten in Flora und Fauna sehr existentielle Themen für uns und unseren Planeten. Es ist also gut, wenn auch die Finanzunternehmen - ob reguliert oder/und aus Gründen der Selbstverantwortlichkeit - sich mit ESG befassen und die Nachhaltigkeitsanforderungen an ihre Unternehmen und die Anlageprodukte mit bestem Wissen und Gewissen erfüllen. Man muss sich immer bewusst sein, dass die Finanzindustrie und im Speziellen die Investmentmanager in der Verursacherkette eine ganz wichtige Position einnehmen, denn es sind sie, die hauptsächlich darüber entscheiden, von welchen Unternehmen oder Institutionen und Staaten sie Wertpapiere in die Portfolios ihrer Anlageprodukte aufnehmen. Bisher galt auch hier: Geld regiert die Welt. Ich denke, Anleger haben das Bedürfnis nach Transparenz und Aufklärung bei ESG-Themen. Je inflationärer aber die Anbieter über ESG-Themen und ihre eigenen guten Taten berichten, desto weniger glaubwürdig sind sie. Die Anleger haben in dieser Hinsicht kein Bedürfnis an Marketing, das Thema ESG ist zu ernst.
Wie stehen Sie zu Krypto als Anlagethema?
Krypto und Blockchain im weiteren Sinne ist sicherlich ein grosses Anlagethema in der Zukunft. Bisher ist es hauptsächlich Spekulation mit den bereits unzähligen Kryptowährungen, aber es kommen immer mehr auch sophistizierte Produkte auf den Markt. Solange aber digitale Währungen bei den Zentralbanken - die übrigens mit Hochdruck daran arbeiten - nicht etabliert sind und die Krypto-Landschaft nicht ausreichend reguliert ist, wird es bei der breiten Anlegerschaft an Vertrauen in dieses Anlagethema mangeln.
Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die grössten Herausforderungen für professionelle Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz?
Bis anhin sind die unsäglichen Negativzinsen, die sich bis vor nicht einmal einem Jahrzehnt kaum jemand vorstellen konnte, eine riesige Herausforderung. Ich denke, das Zinsumfeld richtig zu antizipieren und entsprechend anzulegen, dürfte noch geraume Zeit die grosse Herausforderung bleiben. Die Politik der Notenbanken, die sich mit der Ausweitung ihrer geldpolitischen Instrumente in neues Terrain vorgewagt haben, scheint zuweilen ziemlich unberechenbar. Ergo werden der Umgang mit der Volatilität an den Märkten, aber auch die Blasengefahr in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft, ebenfalls beträchtliche Herausforderungen sein. Hinzu kommen unvorhersehbare Ereignisse biblischen Ausmasses mit massiven Folgen wie die Corona-Pandemie. Oder auch politische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg, dessen Ausgang eine neue Weltordnung und das Ende der Globalisierung der Märkte bedeuten könnte. Bei solchen Unwägbarkeiten die Märkte richtig einzuschätzen, ist kein einfaches Unterfangen. Investrends.ch übernimmt dabei eine wichtige Rolle beim Einordnen und Bewerten von Fakten und Trends. Und zu guter Letzt wird die Umsetzung und Durchsetzung von ESG eine erhebliche Herausforderung sein, um die Zerstörung der Umwelt und der Zukunft der Menschheit abzuwenden. Wie schon angetönt: Die Finanzindustrie trägt in der Wertschöpfungskette eine grosse Verantwortung.
Link zum Disclaimer
René Maier ist seit 2018 Chefredaktor und Verlagsleiter von investrends.ch. Davor schrieb er während mehr als zehn Jahren für das Branchenmagazin «Schweizer Bank», das er von 2012 bis 2016 als Chefredaktor leitete. René Maier studierte an der Universität Zürich Germanistik, Publizistik, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Volkswirtschaft.